Arkan
Wüstensandflair in der heimischen Anlage

Interview

Arkan

Die Franzosen ARKAN haben dieser Tage mit “Salam“ ein äußerst überraschendes Werk auf die Menschheit losgelassen. Mit ihrer Mischung aus Death Metal und orientalischen Anleihen schaffen es die Musiker gekonnt, den Wüstensandflair in der heimischen Anlage aufleben zu lassen, ohne die nötige Portion Härte zu übersehen. Grund genug, sich mit Mastermind Foued über den musikalischen Hintergrund, Religionen und natürlich das neue Album zu unterhalten.

 

Arkan

 

Hallo Foued und Gratulation zu “Salam“! Es ist ein wirklich sehr gutes Album geworden. Seid Ihr denn bisher mit den Reaktionen zufrieden?

“Salam“ mein Freund und danke Dir. Nach “Hilal“, welches 2008 veröffentlicht wurde, erscheint nun unser zweites Album. Es war damals ein großes Abenteuer für die Band, das Risiko auf sich zu nehmen, nordeuropäischen Metal mit nordafrikanischer Musik zu mischen. Trotzdem es hat sich gelohnt, denn es erhielt gute Kritiken. Aber die Reaktionen auf unser neues Opus sind anders, denn zwischen diesen beiden Alben liegt eine wahre musikalische Evolution. Wir haben freiwillig den orientalischen Aspekt unserer Musik erhöht. Aber um dazu noch eine aggressive Dimension zu erhalten, fokussierten wir uns auf die atmosphärischen und akustischen Parts. All diese Elemente mögen zwar komplexer zum Anhören sein, aber dafür gibt es eine Vielzahl von signifikanten Stimmungen. Bisher scheint das Album ein wirklicher Erfolg in allen einschlägigen Magazinen zu sein und das ist ein Zeichen von Offenheit, was uns in unserer künstlerischen Arbeit weiter antreibt. Fernöstliche Musik wird ihren Platz innerhalb des Metal noch einnehmen.

Woher zieht ihr eure Inspiration für die gesamten orientalischen Teile?

Unsere Inspiration kommt hauptsächlich durch unsere musikalische Kultur. Jeder von uns hat mit den Erinnerungen an seine Kindheit von seinen Eltern einen musikalischen Stil geerbt. Portugiesische, spanische, deutsche, französische oder auch skandinavische Hörer haben durch ihren eigenen musikalischen Background einen wahren musikalischen Schatz. Wir arabische Kinder sind mit Maghreb aufgewachsen. Und genau diese Musik, welche sich seit unserer Kindheit entwickelt hat, ist jetzt ein musikalisches Vermächtnis für uns. Orientalische Musik kommt aus dem arabischen Mittleren Osten, aber Ägypten hat sie erfolgreich in allen nordafrikanischen Ländern verbreitet. Jedes Land hat seine eigene Volksmusik und seine Stars. Im Falle von ARKAN haben wir die Essenz der orientalischen Musik zusammengefasst. Es ist für einen aufmerksamen Hörer gut möglich, die Reise vom Mittleren Osten, über Nordafrika bis nach Andalusien zu erfassen.

“Salam“ klingt für mich dichter und schlüssiger als „Hilal“.  Hat sich etwas an eurer Herangehensweise an die Musik geändert?

Der Arbeitsprozess war für “Salam“ anders als für “Hilal“. “Hilal“ ist ein Metal-Album mit orientalischer Musik. Die Absicht war damals, Metal mit mittelöstlicher Musik zu mischen. Unsere Kompositionen waren aber im Wesentlichen Metal. Die orientalischen Parts sind dabei von den Metalanteilen getrennt.
Im Falle von “Salam“ war es genau anders herum.  Wir begannen, orientalische Teile zu komponieren und folgten diesem roten Faden in den Kompositionen. Mit dieser melodischen Basis haben wir verschiedene Atmosphären erschaffen. Die aggressiven Parts kommunizieren mit den melodischen Anteilen und dienen letztendlich als ein Werkzeug zur Kommunikation.

Worin siehst Du die Unterschiede zwischen “Hilal“ und “Salam“?

Im musikalischen Denkansatz und dem Inhalt. “Hilal“ ist eine Sammlung von Allem, was wir zu dieser Zeit liebten, hörten und sagen wollten. Dieses Album ist intensiv und geht dazu noch über 60 Minuten. Es ist ein sehr reiches Album und wir beabsichtigten, jedem zu zeigen “Hey Leute, schaut was ARKAN machen können“. Wie auch immer, “Salam“ beabsichtigt nicht, etwas zu beweisen. Es ist nur die Fortsetzung unseres musikalischen Ansatzes. Wir wollen nicht länger der Welt zuschreien, dass wir existieren. Wir wollen nur unsere Leidenschaft für Metal mit den Hörern teilen, indem wir ein wenig musikalische Vielfalt hinzufügen.

“Salam“ ist die Übersetzung für Frieden. Im Gegensatz dazu klingt die Musik teilweise doch recht aggressiv. Wie soll denn euer Frieden aussehen?

Du beziehst dich möglicherweise auf bestimmte Teile des Albums, in denen die Musik aufgrund des Metals aggressiv ist. “Salam“ bedeutet Frieden, denn das Konzept des Albums bezieht sich auf den Frieden. Frieden ist eine Periode, welche einer Periode des Krieges vorangeht und folgt. Das Album beschreibt die Erfahrungen von zwei Völkern, welche am selben Ort leben. Sie ignorieren sich gegenseitig, erforschen sich selbst, hassen, kämpfen und schließen Frieden. Die Aggressivität wird gebraucht, um die Gefühlslage der Völker darzustellen. Den Frieden, welchen wir verbreiten wollen, ist jener, welcher es uns erlaubt, die Bühne mit einer israelischen Gruppe wie ORPHANED LAND zu teilen und Spaß an der gemeinsamen Sache zu haben. Natürlich sind beide Bands unterschiedlich, aber nicht die Menschen dahinter. Wir sind alle Menschen, Musiker mit der Passion für Metal als Lebensinhalt. In all diesen Punkten sind wir gleich. Wir beten den selben Gott an. Dass wir das auf unterschiedliche Arten machen ist doch aber kein Grund für Krieg. In dieser Hinsicht, aber auch in anderen, sollten Muslime, Juden, Katholiken und Protestanten rund um die Welt Frieden schließen und in die selbe Richtung gehen. Die religiösen Konflikte der Menschheit sollten nicht länger ein Problem sein, denn wir haben andere Probleme, welchen wir uns in den kommenden Jahren stellen müssen.

“Jerusalem – Sufferpolis“ klingt vom Titel her etwas provokativ. Verrätst Du uns, wovon eure Texte handeln?

Der Song “Jerusalem-Sufferpolis“ ist gegen Krieg, und gegen Religionskriege im Speziellen. Das ist der Song, welcher besonders hervorstechen soll. Die Stadt Jerusalem ist die Wiege der Religionen und dafür sollte sie entsprechend gewürdigt werden. Da sie ein symbolischer Ort und deswegen angreifbar ist, hat sie schon viele verschieden Perioden des Krieges durchgemacht. Eigentlich sollte diese Stadt jedoch ein Platz für Frieden, Toleranz und Spritiualität sein. Trotz unserer nordafrikanischen Ursprünge ist ARKAN keine religiöse Band. Unsere Absicht war eigentlich, kriegerische Seelen zu beruhigen.
Wir nutzen unser Recht, frei zu sprechen, um Dinge auszudrücken, die unserer Meinung nach unseren Freunden rund um die Welt hilfreich wären. Vor allem natürlich für unsere arabischen Fans, welche eben nicht die selbe Redefreiheit haben. Ihre Passion für Metal ist das Fundament und wir sind stolz, ihre Freunde sein zu dürfen. Wir richten also diesen Aufruf für Toleranz und Frieden an diejenigen, die in diesen schweren Zeiten in diesen Ländern leben.

Mit Sarah habt ihr einen äußerst gelungenen Kontrast zu den Growls von Florent gefunden. Sie ist eine hervorragende Sängerin, wie seid ihr auf sie aufmerksam geworden?

Wir trafen Sarah kurz nach der Gründung von ARKAN. Wir teilten uns die Bühne mit ihrer letzten Band und wir genossen es, Zeit miteinander zu verbringen und arabisch zu sprechen. Als wir das Songwriting für “Hilal“ begannen, wollte sie sofort mitmachen. Sie war wichtig für die atmosphärischen Teile des Albums. Danach spielten wir verschiedene Konzerte zusammen, inklusive zweier Touren mit SEPTICFLESH und ORPHANED LAND, wo sie all ihre Parts erfolgreich auf der Bühne umsetzen konnte.
Sobald wir das Songwriting von “Salam“ abgeschlossen hatten, war die Integration ihrer Stimme ein Beweis für ihr Talent. Nachdem unser alter Sänger, der für die cleanen Vocals zuständig war, die Band verlassen hatte, eröffneten sich für uns ganz neue Möglichkeiten, ihr Talent voll auszuschöpfen. Das Ergebnis ist einfach unglaublich. Seitdem ist sie ein vollwertiges Mitglied von ARKAN.

In “Deus Vult“ konntet ihr Kobi Farhi von ORPHANDED LAND für einen Gastbeitrag gewinnen. Wie kam es denn zu der Idee?

Wir kennen ORPHANED LAND schon seit Jahren und wollten immer eine Tour mit ihnen spielen. Als Antwort auf unseren Ruf nach Toleranz haben sie uns dann im  Mai 2010 eingeladen. Es war etwas wie eine Tour gegen Rassismus. Dabei hatten wir so einen Spaß auf der Bühne, dass wir dies fortsetzen und auf CD pressen wollten.
Während des Songwritings für “Salam“, kontaktierte ich Kobi und fragte ihn, ob er nicht auf dem symbolischen Song “Deus Vult“, welcher in lateinisch “Gottes Wille“ (in arabisch “Inch Allah“) bedeutet, singen will. Er war sofort von dem Projekt begeistert. Also schickte ich ihm die Musik und die Lyrics und wir arbeiteten gemeinsam an seinen Parts. Das Endergebnis wurde in Tel Aviv aufgenommen und ist schöner, als wir gehofft haben. Das Stück beginnt in hebräischer Sprache und geht weiter mit einem muslimischen Gebetsruf. Das ist ein fantastisches Geschenk des “Friedens“ von uns als Künstler.

Wie auch schon den Vorgänger, habt ihr “Salam“ wieder bei Fredrik Nordström aufgenommen? Wie liefen denn die Aufnahmen ab?

Als wir “Hilal“ aufgenommen haben, war Fredrik Nordström eine unerwartete Möglichkeit, um an den besten Sound für die metallische Seite unserer Musik zu kommen. Das Ergebnis übertraf all unsere Erwartungen. Für “Salam“ wollten wir aber aus anderen Gründen wieder mit ihm zusammenarbeiten. Wir wollten eine andere Art der Produktion ausprobieren, welche zwar die Metal-Parts erweitert, aber hauptsächlich die orientalischen und akustischen Anteile hervorheben soll. Die Arbeit, die er für verschiedenste Alben, unter anderem auch für OPETH, geleistet hat, war für uns Grund genug. Als wir mit ihm über den Sound sprachen, den wir uns für “Salam“ vorstellten, war er sofort überzeugt. Vom Klang des Schlagzeugs bis hin zum Mix eines jeden Elements ist das Resultat genau so, wie wir es haben wollten.
Das Mastering wurde von seinem “Padawan“, einem aufstrebenden Soundtechniker namens Henrik Udd gemacht. Für uns selbst ist der Sound von “Salam“ nahe an der Perfektion.

Von wem stammt denn das Artwork? Und was hat es damit auf sich?

“Evilcampell“ ist unser Grafikdesigner seit “Hilal“. Wir arbeiteten mit ihm zusammen an dem orientalischen Bild der Band und das Resultat war einfach aber effektiv. Für “Salam“ arbeitete er jedoch allein, da wir in Göteborg für die Aufnahmen des Albums waren. Ich sagte ihm nur, dass das Konzept des Albums Frieden sein wird. Er schickte mir seine Arbeit zwei Tage vor dem Abflug nach Frankreich und ich war hin und weg von den grafischen und symbolischen Aspekten seines Artworks.
Das Cover des Albums repräsentiert das Gleichnis der verbotenen Frucht mit Eva und der Schlange. Eva steht für den Frieden und die Schlange symbolisiert die Dämonen, welche ihre Blüte verhindern. Die Tatsache, dass das Alte Testament das einzige heilige Buch ist, welches in allen drei monotheistischen Religionen anerkannt wird, ist eine der Grundlagen für seine Arbeit. In diesem Sinne trifft der symbolische Wert des Covers auf die Aussage, welche wir vermitteln wollen.

Wie sieht es denn mit euren Live-Aktivitäten aus? Sind eine eventuell schon eine Tour oder Festival-Shows geplant?

Wir sind eingeladen worden, bei der einzigartigen PARADISE LOST Show in Paris im Zuge ihrer “Draconian Times“ Tour zu spielen.
Außerdem arbeiten wir im Moment an einer großen Tour durch Europa, welche im November stattfinden soll. So gibt es sicherlich die Möglichkeit, dass wir auch in Deutschland spielen werden.

Vielen Dank für das Interview.

Ich danke für das Interview und möge “Salam“ mit Dir sein!

26.04.2011

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