Autumnal
Interview mit Gitarrist Julio Fernandez zum neuen Album "The End Of The Third Day"

Interview

Autumnal

Acht Jahre lang herrschte Funkstille im Hause AUTUMNAL, und das, obwohl die Spanier mit ihrem Debüt „Grey Universe“ bei den Kritikern mächtig abräumen konnten. Nun ist mit „The End Of The Third Day“ das zweite Album der Band via Cyclone Empire erschienen, und wieder gilt: Das ist richtig gut, was die Herren AUTUMNAL da zusammengebraut haben. Wir haben uns mit Gitarrist Julio Fernandez zusammengesetzt und nochmal nachgehakt.

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Julio Fernandez über …

… die Gründe für acht Jahre Funkstille:

Jap, eine lange Zeit. Ich kann mehrere Gründe nennen – hauptsächlich Distanz, Zeit und das Budget, und natürlich die Tatsache, dass wir alle nicht von der Musik leben können. (Noch nicht, hehe!) Unser Sänger, Javier, lebt in Barcelona und der Rest von uns in Madrid. Zusätzlich sind die meisten AUTUMNAL-Mitglieder hingebungsvolle Familienmenschen. Es gab sowohl Perioden rasender Aktivität und Perioden, in denen wir uns ausschließlich auf unser Leben und unsere Familien konzentriert haben. Trotzdem nehmen wir uns immer Zeit, um aus einem einzelnen Riff einen ganzen Song zu schaffen. Außerdem wollten wir kein Album schreiben, das zu nahe an den Demos und „Grey Universe“ war, bezüglich der Art und Weise, wie sie komponiert und aufgenommen wurden. Wir wollten etwas anderes, und brauchten Zeit, „The End Of The Third Day“ als das Werk zu kreieren, das man jetzt hören kann. Wir geben niemals auf, damit ist Zeit keine Hemmnis, sondern ein Katalysator für uns. Wir sind schon immer langsam, aber mit stetiger Geschwindigkeit gelaufen. Die räumliche Distanz und die persönlichen Situationen in der Band sind komplex und wir können einfach nicht unter Druck arbeiten. Es ist uns lieber, unserer Beharrlichkeit und unserer Willenskraft zu vertrauen, statt die Dinge zu forcieren. Je härter wir arbeiten, desto besser wird das Ergebnis sein, unabhängig vom Tempo.

… die Unterschiede zwischen „Grey Universe“ und „The End Of The Third Day“:

„Grey Universe“ war ein unglaubliches Werk mit einigen der wichtigsten Songs, die wir in unserer Lebenszeit komponiert haben. Es ist in einer gänzlich anderen Situation mit anderen Ressourcen, anderem Line-up und einer anderen Intention aufgenommen worden. Das Ergebnis war mehr als großartig, auch da das Label uns geholfen hat, eine höhere Stufe zu erreichen. Aber wir wollten uns voranbewegen und näher an den Sound und die Atmosphäre kommen, die wir brauchten. Auch wenn unsere aufmüpfige Seite uns glauben macht, dass es besser gegangen wäre, können wir versichern, dass der Sound, den man auf „The End Of The Third Day“ wahrnehmen kann, das Ziel war: eine Atmosphäre, gefüllt von Eindringlichkeit und Ernsthaftigkeit zusammen mit Emotionen, um dich gleichzeitig mit tränendrüsendrückenden Passagen zu verletzen und mit harten Riffs auf dich einzuhämmern.

… die Entwicklung der Band in den letzten acht Jahren:

Die Zeit ist nicht umsonst vergangen. Erfahrung ist entscheidend für Verbesserung. Sogar das Line-up ist jetzt anders. Wir haben so viele verschiedene Projekte gehört, dass sich sowohl die Herangehensweise als auch die Kreationen stark verändert haben. Wir sind von „nur“ miteinander komponieren über ständig miteinander jammen hin zum Nutzen neuer Ressourcen und Möglichkeiten gewandert, um Material über die Distanz miteinander zu schreiben; und das mit sehr positiven Resultaten. Natürlich sind die Grundlagen dieselben wie zuvor, es ist unmöglich, sie zurückzulassen. Aber neue Kreationen entstehen nun aus einer interessanteren Perspektive heraus, mit der Hilfe von großartigen Musikern und Freunden. Trotzdem, auch wenn wir nun viele Dinge anders machen, der Spirit bleibt derselbe: vor allem zu genießen und mit den Händen, Herzen und Erinnerungen Dinge zu erschaffen. Wie gesagt, das Resultat „Grey Universe“ war großartig, aber wir mussten voranschreiten und den Sound und die Atmosphäre erreichen, die wir im Kopf hatten.

… das Experiment, auf dem Album „Don’t Leave Me Now“ von SUPERTRAMP zu covern:

Ja, das wird meistens als seltsame Entscheidung oder als Experiment aufgenommen, was für uns großartig ist. Musikalisch kommen wir alle aus sehr verschiedenen Universen und es ist für uns immer schwierig gewesen, sich auf Coverversionen zu einigen. Daraus ist die Idee entstanden, etwas spezielles zu machen, und wir entschieden uns, dem nachzugehen. Viele Bands und eine Menge toller Songs standen im Raum, aber wir erkannten, dass SUPERTRAMP eine jener Bands sind, die in unserer Kindheit omnipräsent waren, in den Radios unserer Eltern, in unseren Köpfen … und „Don’t Leave Me Now“ trug die Gefühle in sich, die wir auf diesem Werk einsetzen wollten. Es ist Teil eines inneren Dialogs um Verlorenes, das sich nicht ersetzen lässt … und die Art, wie SUPERTRAMP diese Message verpackt hat, ist einfach super.

… den Titel des Albums und die lyrische Seite von „The End Of The Third Day“:

Da gäbe es Desillusionierung, der Verlust von Hoffnung und Nostalgie als einzelne Konzepte, die das ganze Konzept definieren; die erstaunliche Welt, auf die wir starren, wenn wir jung sind, und die wir als dunkelste Realität erkennen, wenn wir älter werden. Sprichworte wie „Verschwende keine Zeit“ oder „Ernte, was du säst“ fassen die Botschaft gut zusammen. Wenn wir jung sind, tendieren wir alle dazu, zum Licht zu schauen, das Versprechen, Möglichkeiten, gute Zeiten verspricht … und diese Pläne stellen sich als korrumpiert und schließlich als von unserer verschwendeten Zeit begraben heraus; das ist die Desillusionierung und der Verlust der Hoffnung im Erwachsenenalter. Aber auch, wenn wir alle Arten von Enttäuschungen und Herzschmerz gefühlt haben, stehen wir wie angewurzelt vor dieser überwältigenden Dunkelheit, versuchen das Licht zu finden, das uns führt.

Was am Ende des dritten Tages passiert, kann in einem Satz zusammengefasst werden, der sich im Booklet findet: „…And at the end of the third day all ended, because three was too much.“ [Zu deutsch: „… und am Ende des dritten Tages endete alles, denn drei war zu viel.“ – Anm. d. Red.] Das beruht auf einer Person, die ihr Leben mit Javier, unserem Sänger, geteilt hat und nun nicht mehr da ist. Diese Person sagte ihm oft Dinge wie „drei ist zuviel“ oder „Ich liebe dich dreimal“ und so weiter, das bedeutete damals sehr viel. Aber es endete wie meistens alles endet; er nahm an, dass seine eigene „Drei“ gekommen war und alles war vorbei. [Ich kann nur annehmen, dass es sich dabei um ein spanisches Sprichwort handelt – im englischen Originaltext macht es nicht mehr Sinn. – Anm. d. Red.] Das Konzept basiert weiterhin auf den drei Stufen menschlicher Beziehungen (Leidenschaft, Behaglichkeit, Ende) und des menschlichen Lebens (Kindheit, Erwachsensein, Tod) – die Grundlage für das Verständnis dessen, wie das Leben allgemein läuft.

In dem Album stecken eine Menge persönlicher Situationen und Gefühle, aber die Hörer können den Inhalt auf viele verschiedene Arten interpretieren. In diesem Sinne ist es also ihnen überlassen.

… die Entwicklung der spanischen Metalszene in den letzten acht Jahren:

Obwohl die Unterstützung von vielen Seiten schlimmer als je zuvor ist (absurdes Musikbusiness, fehlende Venues und Ressourcen etc.), glauben wir, dass es eine Menge interessante Bands gibt, die versuchen, etwas Großes zu erschaffen. Grenzen der Kommunikation sind zumindest teilweise durch die Social Networks zerstört worden, und es ist einfacher geworden, Leuten neue Angebote zu hören zu geben. Insofern läuft die Promotion mittlerweile besser. Es gab hier immer eine Menge richtig guter Bands, die absolut erfolgreich gewesen wären, wären sie aus Deutschland oder Großbritannien gekommen … aber ausländische Medien haben sie nie großartig beachtet. Aber von Promotern wie Doomed Events oder Nooirax bis hin zu Produzenten wie Carlos Santos arbeitet heute jeder härter als je zuvor, und das mit guten Ergebnissen. Man kann großartige spanische Bands wie HELEVORN, EVADNE, EL PARAMO, ADRIFT, AATHMA, KMEHR, OTUS etc. finden, sie allen sorgen dafür, dass unser Land etwas lauter ist. Wir waren immer da, es gab nur Probleme mit Barrieren und dem Focus. Jetzt sind wir präsent und können nicht aufgehalten werden. Gebt spanischen Bands eine Chance, ihr werdet nicht enttäuscht werden!

… zukünftige Pläne, auch öfter außerhalb von Spanien und Portugal zu spielen:

Die Zukunft wird toll werden. Es gibt viele Pläne und Shows, die nur noch darauf warten, bestätigt zu werden. Ihr werden die News bald reinbekommen. Für die Zwischenzeit kann nur sagen, dass wir 2015 viel in Europa unterwegs sein und die Bühne mit vielen verschiedenen Bands teilen werden. Wir halten euch auf dem Laufenden!

Bonusfrage:
Javier über seine 2014er-Lieblingsalben:

ARCH ENEMY – „War Eternal“
HELEVORN – „Compassion Forlorn“
ISOLE – „The Calm Hunter“
CROWBAR – „Symmetry In Black“
TRIPTYKON – „Melana Chasmata“
ANATHEMA – „Distant Satellites
DOOMOCRACY – „The End Is Written“
AT THE GATES – „At War With Reality“
AVATARIUM.

Und die berüchtigten letzten Worte:

Vielen Dank für das Interview und für dein Interesse und den Support. Es ist toll, auf Leute wie dich und Seiten wie metal.de zählen zu können, die sich nur darauf konzentrieren, Musik und Bands zu supporten. Stay tuned, and be ready for more AUTUMNAL!

Galerie mit 25 Bildern: Autumnal - Wave Gotik Treffen 2016
11.11.2014

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