Changeling
Die Grenzen des Machbaren – Das große Interview zum Debüt

Interview

Dadurch ist “Changeling” vermutlich für dich ein viel persönlicheres Album geworden.

Ja, total. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich nicht unbedingt für ein Straight-Forward-Death-Metal-Album stehen würde. Nicht, dass daran was Schlechtes wäre. Mir sind einfach andere Dinge wichtig. Ein Vorteil ist es für die Leute, die sich für die Arbeit von Christian und mir begeistern können, weil es dadurch mehr Output von allen Seiten gibt.

An welchem Punkt hast du Morean aka. Florian Magnus Maier für CHANGELING gewinnen können und hattest du ihn von Anfang an beim Songwriting im Kopf?

Jein. Ich konnte Flo ziemlich früh dafür gewinnen. Wir kennen uns seit 2017 persönlich. Vorher wussten wir um die Arbeit des Anderen, ich war schon lange ein Super-Fan von ihm. Selbst als es noch ein Projekt mit Chris war, stand fest, dass es eine ‘richtige’ Band mit Sänger, Bassist und Drummer werden sollte – anders als auf meinen bisherigen Solo-Alben, wo sich die Besetzung teilweise von Song zu Song ändert. Aber auch ich wollte in diesem Fall, dass es in jedem Song die gleiche Band ist, wobei sich die Orchestration von Stück zu Stück ändern kann.

Deswegen habe ich – wahrscheinlich schon 2020 oder ’21 – Flo angefragt und es dingfest gemacht. Ich hätte mir das auch nur noch mit ihm vorstellen können. Zum Glück hatte er Bock und war sofort Feuer und Flamme.

Wie kam dann der Kontakt zu Mike Heller und Arran McSporran zustande?

Mike habe ich kennengelernt, als ich mit DEFEATED SANITY auf Tour war. Während er bei MALIGNANCY spielte, haben wir uns so auf einem Festival in Holland kennengelernt und haben uns sofort gut verstanden. Auch wir wussten wir im Vorfeld ungefähr, was der jeweils andere macht und hatten uns schon gegenseitig spielen gesehen. Seitdem hatten wir Bock, was zusammen zu machen und so habe ich ihn einfach angeschrieben.

Man geht ja meistens zu den Leuten, die man kennt, zu denen man eine Connection hat, mit denen man sich sicher fühlt. Du guckst ja nicht auf Youtube zig Gitarrenvideos an und heuerst jemanden wegen seiner Klickzahlen an. Deswegen hatte ich für den Bass-Posten eigentlich jemandem im Kopf gehabt, mit dem ich schon auf Tour war; das hat aber leider terminlich nicht hingehauen. Dadurch bin ich auf Arran gekommen, den ich vorher nicht kannte. Unsere Wild Card, sozusagen. Ich sage immer wieder gerne, dass es eine der besten Entscheidungen war, die ich überhaupt getroffen habe, weil die Zusammenarbeit, das Ergebnis und das Miteinander fantastisch sind. Ich kann nur hoffen, dass das Album ihm auch zu etwas mehr Bekanntheitsgrad verhilft, weil er einer der besten Musiker ist, mit denen ich je arbeiten durfte.

Im Promotext war zu lesen, dass “Changeling” ein Konzeptalbum ist. Magst du darüber schon etwas verraten?

Ja klar. Es ist musikalisch und textlich ein Konzeptalbum. Es laufen verschiedene Konzepte gleichzeitig ab. Musikalisch ist es eine Reise von der Vergangenheit in die Zukunft und es gibt vier Kapitel, die in der Vinyl-Version auf je eine Seite passen. Das erste Kapitel, die Vergangenheit, ist die Beschäftigung mit technischem Death Metal, weil ich das seit “Akróasis” von OBSCURA selbst nicht mehr geschrieben habe. Kapitel eins ist technischer Death Metal mit allen Versatzstücken, die man so kennt. Da sind Zitate von mir selbst drin und Anklänge an meine Einflüsse in dem Stil – DEATH, CYNIC und MORBID ANGEL. Daher gibt es auch drei Gastsoli von Gitarristen, die in diesen Bands gespielt haben [wobei Bill Hudson nicht bei MORBID ANGEL, sondern bei deren Alumni I AM MORBID spielt – Anm. d. Red.].

„CHANGELING ist eine psychedelische Reise.“

Kapitel zwei, das auch unsere erste Single “Abyss” beinhaltet, geht in unerforschtere Gefilde. Wir bewegen uns noch im Technical Death Metal, aber die Machart geht ein ganzes Stück weiter. “Abyss” beispielsweise moduliert komplett um einen Viertelton. In Kapitel drei und vier kommen wir in der Zukunft an. Zumindest so, wie ich mir vorstelle, was man mit diesem Genre alles machen kann, was man, wie ich hoffe, in dieser Form noch nicht gemacht hat. Mir war es wichtig, eine Perspektive anzubieten, was noch nicht in diesem Stil gesagt wurde. Es gibt noch diverse Unterkonzepte darüber, wie das alles funktioniert, aber das ist die lose Klammer.

Textlich beschreibt das Ganze eine psychedelische Reise – wir sagen natürlich nicht, was diese verursacht hat [grinst]. Es geht dann in den Songs durch verschiedene Stadien des Trips – Euphorie, Paranoia, tiefste Ängste aus dem Unterbewusstsein. Im letzten Song “Anathema” kommt das Ganze in der Realität an, aber es ist eine neue Realität. Es ist aus Florians Sicht geschrieben; eine Art Manifest seiner Sicht auf die Dinge.

Abgefahren. Aber als Zusammenhang zwischen Text und Musik absolut nachvollziehbar. Stand der Bandname CHANGELING [dt. Wechselbalg – Anm. d. Red.] schon vorher oder ergab er sich aus dem Textkonzept?

Letzteres. Es gab den Songtitel, dann wurde es der Albumtitel. Eigentlich war es ja als Solo-Album von mir geplant, aber im Zuge des Deals mit Season Of Mist meinten sie, es wäre sinnvoller, es als Band zu vermarkten. Daher habe ich den Albumtitel zum Projektnamen befördert.

Fantastisch ist auch das Artwork von Aaron Pinto. Er hat bisher noch gar nicht viele Cover Artworks angefertigt, oder?

Da bin ich gar nicht auf dem Laufenden. Ich kenne ihn in erster Linie als Person, als Drummer von GUTSLIT. Wir haben uns auf Tour kennengelernt. Daher kannte ich zuerst seine T-Shirt- und Poster-Artworks und war total beeindruckt. Ursprünglich hatte ich sogar ein anderes Artwork und hatte ihn wegen eines Shirt-Artworks gefragt. Als er mir das schickte, war es perfekt für das Album und er war nett genug, es uns dafür verwenden zu lassen.

Changeling - Changeling Artwork

Das Artwork wurde von Aaron Pinto angefertigt.

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Quelle: Tom "Fountainhead" Geldschläger
30.04.2025

Redakteur

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