Draconian
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Interview

Nach dem letztjährigen, genialen Überflieger "Arcane Rain Fell" legten die Schweden DRACONIAN Ende September endlich nach und veröffentlichten das Bonusalbum "The Burning Halo", welches zwar nicht ganz mit dem Zweitwerk mithalten kann, aber dennoch weite Teile der Konkurrenz aussticht. Auf dem aktuellen Longplayer betonen die mittlerweile doch erfolgreicheren DRACONIAN eher ihre Gothic Seite, wobei natürlich auch der Doom Metal nicht zu kurz kommt. Düstere Gitarrenmelodien sowie ergreifender und niemals kitschiger Wechselgesang sind noch immer die Zutaten für die Trauermärsche der siebenköpfigen Gruppe. Neben den Eigenkompositionen gibt es noch zwei gelungene Coversongs zu hören. Auskunft über das neue atmosphärische Epos gab Sänger Anders Jacobsson, welcher mit einigen erstaunlich ehrlichen Antworten aufwartete.

DraconianHallo Anders! Vor Kurzem erschien nach langer Zeit endlich „The Burning Halo“. Wie sind nun eure Gefühle nach der Veröffentlichung?

Die Songs sind großartig, aber das Album fiel letztendlich nicht genauso aus, wie es geplant war. Wir sind sehr glücklich, dass die Platte bisher so großartig aufgenommen wurde!

Wer hatte denn die Idee für diese Compilation?

Von Anfang an waren es die Fans. Sie fragten immer wieder in all den Jahren nach einer Wiederveröffentlichung des alten Demomaterials. Der Vorschlag war, dass wir eine MCD aufnehmen sollten, auf welcher lediglich altes Demomaterial enthalten ist, welches niemals offiziell veröffentlicht wurde. Aber nicht jeder in der Band war mit diesem Vorschlag einverstanden, weshalb wir einen Kompromiss finden mussten. Persönlich denke ich, dass wir mehr Sachen hätten neu aufnehmen sollen, da wir viele großartige Songs in der Vergangenheit hatten, welche niemals die Chance hatten, einem großen Publikum vorgestellt zu werden. Ich denke trotzdem dass das Album letztendlich doch richtig cool und gut ausgefallen ist. Die Leute scheinen es zu mögen und das ist natürlich eine großartige Belohnung.

Auf „The Burning Halo“ sind drei neu aufgenommene Demo Stücke. Was wird nun mit den weiteren Demosongs passieren? Werden diese jemals veröffentlicht?

Natürlich nicht alle, aber ich hoffe wirklich, dass wir weitere in der Zukunft neu aufnehmen können. Einige Songs verdienen wirklich Aufmerksamkeit. Wir haben auch noch einige nette Songs von der „Arcane Rain Fell“ Periode übrig, welche hoffentlich ebenfalls das furchtbare Tageslicht erblicken werden.

Daneben wurden ja auch noch zwei Coversongs, „On Sunday They Will Kill The World“ von EKSEPTION und „Forever My Queen“ von PENTAGRAM aufgenommen. Wie wichtig sind diese beiden Bands für euch und warum habt ihr euch für diese Songs entschieden?

Die Gruppen selbst sind nicht so wichtig für DRACONIAN als Band. Wir nutzen diese nicht als Hauptinspiration oder ähnliches, aber PENTAGRAM sind die Lieblingsband von Johan (Ericson, Gitarrist, Anmerk. d. Red.) und auf gewisse Weise ist er mehr oder weniger ständig von ihnen begeistert. Der EKSEPTION Song wurde deshalb ausgewählt, da wir dachten, dass wir diesen auf coole Weise in einen Doom Song transformieren könnten. Ich denke, wir waren damit ziemlich erfolgreich. Das Stück hat ein cooles apokalyptisches Feeling.

„The Burning Halo“ wurde von euch selbst produziert. Was waren die Gründe hierfür?

Als sich herausstellte, dass es ein „richtiges“ Album werden würde, dachten wir darüber nach, ein wenig am Budget zu einzusparen, indem wir die Platte in Eigenregie aufnehmen. Das hatte seine Vor- und Nachteile. Es gab sehr viele Probleme während der Aufnahmen. Ich denke nicht, dass wir jemals wieder ein Album selbst produzieren, zumindest nicht für einen ganzen Longplayer.

Wieder einmal wird das Album hervorragend durch ein schönes, stimmungsvolles Artwork abgerundet. Wer zeichnet sich hierfür verantwortlich?

Erneut handelt es sich hierbei um eine Arbeit von Travis Smith, und ich halte es für seine beste Arbeit für uns bisher. Er erhielt von mir und Johan einige Richtungen vorgewiesen, aber das ganze Gefühl des Resultats ist typisch für Travis. Ich liebe seine Arbeit wirklich, aber eventuell werden wir für unser nächstes Album jemand anderes versuchen, darüber haben wir bereits gesprochen. Es gibt da draußen sehr viele großartige Illustratoren.

Ok, kommen wir nun zum Songwriting. Wie gestaltet sich das bei euch? Wer sind die hauptsächlichen Komponisten in der Band?

Johan schreibt heutzutage die meisten Songs. Er schreibt den Grundstock der Stücke, danach zeigt er mir seine Ideen und ich versuche, dafür passende Texte zu finden. Manchmal kommen uns aber auch neue Ideen und Arrangements während der gemeinsamen Proben, was für mich ist das die angenehmste Weise des Songwritings. Wenn alles Teil eines Prozesses ist. Der Sound fühlt sich dann persönlicher und vielfältiger an.

Euer Stil ist nicht gerade sehr typisch für eine schwedische Band. Denkst du, dass es für euch schwieriger, oder andererseits vielleicht auch einfacher ist, dass ihr keine der typischen Melodic Death Metal Bands seid?

Es ist für uns recht schwierig hier in Schweden, auch wenn wir ziemlich bekannt sind und von vielen gemocht werden. Auftritte und solche Dinge sind schwierig zu bekommen, aber da wir eine der ganz wenigen Gothic / Doom Metal Bands aus Schweden sind, sind wir auf diese Weise auch recht einmalig. Es gibt hier nur sehr wenige Bands, welche so ähnlich wie wir klingen, was gut und schlecht zugleich ist. Als wir beispielsweise zum ersten Mal in Deutschland spielten, war das, also ob wir in eine total andere Welt gekommen wären. Plötzlich waren wir so etwas wie bekannte Leute, es war eine sehr surrealistische Erfahrung, wir hatten keine Ahnung. Wären DRACONIAN einfach nur eine weitere schwedische Melodic Death Metal Band wie IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY, wären wir nichts Besonderes, im Gegensatz zu dem, was wir heutzutage darstellen.

In der Vergangenheit waren DRACONIAN von vielen Änderungen im Line-Up betroffen. 2005 haben euch der Gitarrist Magnus Bergström und Bassist Jesper Stolpe verlassen. Was waren hierfür die Gründe?

Bis zum Jahr 2000 gab es keine Veränderungen im Line-Up. Wir hatten ein stabiles Line-Up für sechs Jahre, in welchen nur neue Mitglieder zur Band stießen. Seit Jesper (Stolpe, Bassist und Sänger, Anmerk. d. Red.) uns Ende 2002 verließ, wobei er zu unserer Freude als Session Mitglied bei „Arcane Rain Fell“ wieder dazu kam, gab es einiges an Verwirrung, aber alles steht nun fest. Die Gründe waren meist praktischer Natur, Bildungs- und Berufsituationen. Es war eine Frage der Priorität. Magnus nahm eine so genannte Forschungsauszeit von der Band, aber wir fanden, dass sein Ersatz so gute Arbeit leistete, dass wir ihn als permanentes Mitglied haben wollten. Das war eine konfuse Zeit, die richtigen Entscheidungen zu treffen und das richtige zu machen. Aber die Band heutzutage besteht vielleicht aus dem stärksten Line-Up, welches wir jemals hatten.

Für euer letztes Album „Arcane Rain Fell“ gab es ja viele positive Resonanzen von Seiten der Presse. Wie war das Feedback seitens der Fans? Und wie beurteilt ihr selbst nach diesem Zeitraum das Album?

Die Presse und die Fans waren unglaublich, dieses Mal vielleicht sogar etwas mehr. Das ist für uns schon etwas rätselhaft, da ich „Arcane Rain Fell“ grundsätzlich für das bessere Album halte. Ich glaube aber, dass wir seither uns in was wirklich Spezielles weiterentwickelt haben und wir sind natürlich sehr dankbar. Ich denke der Erfolg des neuen Albums hängt stark an den alten, neu aufgenommenen Songs. Es gab da ein langes Verlangen danach, und nun, da wir sie endlich veröffentlicht haben, sind die Fans zufrieden.

„Arcane Rain Fell“ war ja ein Konzeptalbum. Bitte erzähle uns doch ein wenig von diesem Konzept!

Der Großteil der Texte ist von Fall Luzifers und seiner Engel inspiriert. Ich bin seit vielen Jahren von dieser Geschichte fasziniert, und dies ist ebenso das Konzept von unserem „The Closed Eyes Of Paradise“ Demo. Ich denke, dieser Mythos hat viel zu erzählen, es gibt da vieles zwischen den Zeilen zu entdecken. Es ist ebenso eine Geschichte über Verzweiflung und Ruin, was sehr gut zu unserer Musik passt.

Was passierte alles nachdem „Arcane Rain Fell“ veröffentlicht wurde?

Das Wichtigste, was seither passierte ist, dass wir inzwischen an Popularität zugenommen haben. DRACONIAN wurde zu einem recht bekannten Namen, wir hatten viel Glück mit der Presse und dass die Leute unsere Alben mögen. „Arcane Rain Fell“ hat für uns wirklich viel verändert. Wir wurden zu einer der besten Bands dieses Genres, vielleicht nicht für uns, aber für die Presse und die Fans. Eine andere Sache sind die Line-Up Veränderungen. Seither haben wir einige Gesichter verloren, andere wieder dazu gewonnen. Aber wie ich schon zuvor sagte, sind wir nun stark. Was für DRACONIAN das Beste ist, ist nicht immer das Gleiche wie die persönliche Zuneigung zu bestimmten Mitgliedern. Es ist trotzdem bemitleidenswert, da wir immer ein Kreis enger Freunde waren. Manchmal vermisse ich die alten DRACONIAN, aber die Dinge verändern sich und wir sind heutzutage eine bessere Band.

Letztes Jahr spielten DRACONIAN auf dem Summer Breeze Festival. Wie waren deine Eindrücke von der Landschaft, dem Festival und den Fans? War dies bisher euer größter Auftritt?

Ja, das war unsere bisher größte Show. Wir hatten nur gute Eindrücke. Es war sehr interessant und einträglich um zu sehen wie populär wir sind. Wir hatten keine Vorstellung, es war sehr überraschend. Das Festival selbst war ebenso großartig. Ich würde gerne wieder dorthin zurückkehren.

Falls du dich noch daran erinnern kannst, habt ihr an unserem Stand Autogramme geschrieben. Ich hoffe, ihr habt euch bei uns wohl gefühlt?

Yeah, es war großartig! Wir wollten nicht mehr damit aufhören. Es fühlte sich so an, als ob wir vielen Leuten etwas bedeuten, das waren wir nicht gewohnt. Ich erinnere mich daran, dass Jerry (Torstensson, Schlagzeuger, Anmerk. d. Red.) so aufgeregt war wie ein kleines Kind, welchem man eine besondere Freude macht.

Ursprünglich war ja auch eine Tour mit BATTLELORE geplant, welche nun wieder abgesagt wurde. Was ist passiert? Und gibt es eine andere Chance, euch nochmals Live zu sehen?

Die Tour war schlecht geplant und die Booking Agentur dahinter ist berühmt für ihre Fuck Up’s, wie ich gehört habe. Es war eine große Enttäuschung, hat uns richtig runtergezogen, aber was kann man tun? Wir haben einige wenige Tourangebote, aber es ist noch zu früh, um etwas zu sagen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Deutschland 2007 viel mehr DRACONIAN zu sehen bekommt, hehe.

Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!

Ok! Vielen Dank für das Interview und Entschuldigung für die Verzögerung! An alle deutschen Fans: Lasst uns die Apokalypse 2007 zusammen feiern!

Galerie mit 26 Bildern: Draconian - Co-Headline Tour 2023 in Stuttgart
30.10.2006

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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