Fuck The Facts
Fuck The Facts

Interview

Mit "Disgorge Mexico" haben FUCK THE FACTS einen weiteren deftigen Brocken zwischen Grind, Death, Thrash und Metalcore auf die Hörerschaft losgelassen. Nicht allein wegen gleichsam hübscher wie fähiger Frontfrau Mel, sollte die Band dem ein oder anderen Extrem-Metal-Fan ein Begriff sein. Rede und Antwort stand Gründer und Gitarrist Topon, der die gestellten Fragen ziemlich ausführlich zu beantworten wusste.

Fuck The FactsHallo Topon, wie geht’s dir?

Hi! Ich bin gerade etwas müde, aber alles in allem geht’s mir gut.

Das ist schön zu hören. Kannst du einfach mal damit beginnen, die Thematik von eurer neuen Platte “Disgorge Mexico“ kurz zu umreißen?

Ja, die Thematik also. Also die gesamte Platte hat durchaus ein in sich geschlossenes Konzept, um das sich Musik, Texte und auch Artwork irgendwie drehen. Um es unter einem Gesichtspunkt zusammenzufassen, geht es um Reisen. Zu unserem letzten Album “Stigmata High Five“ haben wir sehr viel getourt – wir sind über 14 Monate quer durch Nordamerika gezogen. Diese Tour haben wir thematisch für unser neues Album verarbeitet und sozusagen einen Road-Trip daraus gemacht. Im Grunde geht es eben um die Reise von Mexiko nach Kanada und zurück, die wir hinsichtlich der Tour schon hinter uns haben.

In eurer Musik finden sich immer wieder ruhige Zwischenspiele, in denen lediglich die Gitarre ein paar hypnotisierende Melodien spielt, was dem Ganzen eine recht einzigartige Atmosphäre verleiht. Wie seid ihr an das Problem herangegangen, diese ruhigen Passagen mit dem zerstörerischen Geblaste in Einklang zu bringen?

Ach weißt du, das sind eigentlich ausschließlich unsere Einflüsse, die sich in diesem Sinne zum Ausdruck bringen. Als ich meine ersten Kontakte zum Metal knüpfte, war meine Lieblingsband METALLICA, wo mich einfach diese messerscharfen, melodischen Riffs beeindruckt haben. Dann kam ich zum Death Metal – da war die erste Band übrigens CARCASS. Da war noch viel Melodie drin, bis ich dann in härtere Gefilde wie etwa CANNIBAL CORPSE vorgestoßen bin. Als ich dann zum ersten Mal BRUTAL TRUTH hörte, war ich hin und weg. Ich höre das ganze Zeug immer noch, demnach mag ich melodische Metalplatten genauso gerne wie Old School Death Metal oder Grindcore. Dementsprechend finden sowohl interessante Melodien als auch hämmernde Blasts ihren Weg in unsere Musik. Ich gehe nie an einen Song und bestimme den Einsatz dieser Parts schon von Vornherein – das kommt völlig von alleine.

Im Hinblick darauf, dass dies lediglich durch eure Einflüsse zu einer solch intensiven Mixtur gekommen ist, finde ich es doch sehr beachtlich, was ihr da an Atmosphäre herausgeholt habt.

Nun, für mich ist FUCK THE FACTS auch längst keine Grindcore-Band mehr, vielleicht noch vor circa acht Jahren als ich das Projekt ins Leben gerufen habe. Heute sind wir einfach eine Metal-Band, mit Grindcore-, Death- und Thrash-Einflüssen. Das ist das, was uns interessiert und was uns Spaß macht. Für uns ist es wichtig, Alben zu schreiben, die von Anfang bis Ende interessant sind und kein Grind-Geballer, das dir durchgängig die Birne weghaut.

Ich habe das bisher noch bei keinem anderen Grind-Album festgestellt, aber zum Teil lasst ihr ja sogar eine melancholische Ader durchschimmern. Gerade bei den langsameren Zwischenparts, wie etwa in “The Storm“ meine ich sowas herauszuhören. Ist das richtig oder bin ich hier auf der völlig falschen Fährte?

Da liegst du richtig! Im Ganzen finde ich, dass traurige Alben meistens die spaßigsten Scheiben sind, die du hören kannst, haha. Eins meiner absoluten Lieblingsalben ist CEMETARYs “Godless Beauty“, und das ist höllisch depressiv, aber es macht eben Riesenspaß sich das Teil anzuhören, alleine wegen dieser unglaublichen Atmosphäre.

Neben dem Grindcore höre ich bei euch auch Metalcore sowie Death- und Thrash Metal-Anteile heraus. Ist das alles so geplant oder kommt das einfach durch herumexperimentieren?

Es ist jedenfalls soweit geplant, dass wir sagen, wir lassen uns unsere Musik nicht durch Genregrenzen limitieren. Das hat schon viel mit experimentieren zu tun, wir setzen demnach keine Riffabfolge und dergleichen schon Voraus. Ich denke die verschiedenen Einflüsse haben auch viel mit den dazu gewonnenen Erfahrungen bei unseren Touren zu tun. Du kommst nach Hause, hast coole Musik gesehen und fühlst dich irgendwo auch inspiriert und das bricht dann beim Songwriting irgendwann aus dir heraus. Allerdings muss ich auch dazu sagen, dass ich unsere Musik gar nicht so sehr crazy einschätzen würde – teilweise ist sie sogar recht simpel.

Auf “Disgorge Mexico“ gibt es Unmenge an Ideen, Riffs und Einflüssen zu entdecken. Kannst du diesbezüglich mal etwas Licht in euren Songwriting-Prozess bringen? Wie läuft das bei euch?

Wir haben dort viele verschiedene Prozeduren, bei “Disgorge Mexico“ war allerdings viel Jamming dabei. Also viele Songs hatten ihren Ursprung darin, dass Drummer Vil und ich ein bisschen vor uns hin gespielt und unsere neuen Ideen ausgetauscht haben. Die Grundstrukturen haben wir dann vorab schon mal aufgenommen, woraufhin ich diese Aufnahme mit nach Hause nehme und an weiteren Arrangements und Ideen feile. Danach geht alles an Mel, die ihre Vocals drüberlegt. Bei uns spielen Pre-Productions eine große Rolle, um immer wieder an den Songs arbeiten und Verbesserungen einfügen zu können.

Momentan habt ihr keinen Basser bei FUCK THE FACTS. Demzufolge ist davon auszugehen, dass ihr dahingehend einen Session-Musiker braucht. Greift ihr bei Live-Shows auch auf einen zweiten Gitarrist zurück?

Ja, zunächst mal haben wir einen Bassist, der bisher alle Shows seit Dezember mit uns gespielt hat und hoffentlich auch bei den Kommenden dabei sein wird. Dafür ist unser zweiter Gitarrist bereits der Zweite dieses Jahr. Du musst dir eben im Klaren darüber sein, dass bei festen Bandmitgliedern bzw. bei deren Aufnahme in die Band alles stimmen muss – er muss zu der Truppe passen, die Chemie muss stimmen usw. Bei den Session-Leuten habe ich immer das Gefühl bei einem Date zu sein. Sie spielen eine Weile mit dir, schauen ob sie mit der Band können und wenn nicht, sind sie auch schnell wieder verschwunden.

Wird man euch in der nächsten Zeit eigentlich auch hier in Deutschland sehen können?

Ich hoffe es! Wir klären das gerade ab und hoffen im Frühjahr 2009 eine große Europa-Tour machen zu können. Das ist auf jeden Fall etwas, worauf wir alle warten, in Europa haben wir schließlich noch nie gespielt.

“Disgorge Mexico“ ist definitiv ein schwerer Brocken, den man mehrfach hören muss, um auf die vielen Details abzufahren. Tendiert dein persönlicher Geschmack auch eher zu Alben mit Ecken und Kanten, die man zunächst mal überwinden muss um mit der Scheibe warm zu werden?

Ja, absolut. Für mich sind solche Alben meistens die Stärksten – im Übrigen glaube ich auch, dass die meiste Musik länger gehört werden muss, bis sie sich vollends entfaltet. Das ist für mich auch gewissermaßen die Problematik, die Reviews so an sich haben. Viele Alben die ich direkt nach dem Kauf gehört habe, waren einfach mies, bis ich sie nach dem Hören über einen längeren Zeitraum irgendwann lieben gelernt habe. Am Heftigsten war das mit THE MARS VOLTA – als ich eine CD von denen von einem Kollegen bekam, dachte ich erstmal: “What The Fuck, diese Vocals halte ich nicht aus!“. Mittlerweile liebe ich diese Platte. Die längere Haltbarkeit haben sicherlich ebensolche. Das ist einfach scheiße heutzutage, wo man von allen Seiten mit Mp3s zugeballert wird und sich einfach nicht mehr die Zeit nimmt, ein Album mal in Ruhe wachsen zu lassen – stattdessen bekommt jeder Track einen kurzen 30 Sekunden-Test und dann geht’s weiter.

Wie kamst du damals auf den Bandnamen FUCK THE FACTS? Kannst du uns was bezüglich des Hintergrunds erzählen?

Den Namen habe ich von einer seinerzeit geliebten Experimental-Band namens NAKED CITY, von denen ein Song FUCK THE FACTS hieß. Den fand ich einfach cool und ich glaube er repräsentiert das, was wir mit der Band machen wollen. Der Name zeigt einfach, dass es mir völlig egal ist, ob wir nun Grindcore, Metal, Noise oder sonst was spielen – ich mache einfach was ich will.

Ihr habt ja schon zig Eps und Splits aufgenommen. Wo rührt das her? Nehmt ihr denn sämtliche Song-Ideen, die ihr habt, auf?

Haha, ich weiß es nicht. Das liegt wohl mehr daran, dass ich das Projekt drei Jahre lang alleine geführt habe und wenn man sich um alle Dinge selbst kümmert, kommt man viel schneller zu einem Ergebnis. Ich gebe zu, dort sind Sachen dabei, die ich besser niemals herausgebracht hätte, sprich wofür die Zeit einfach noch nicht reif war. Heute legen wir mehr Wert auf die Ausgereiftheit unserer Songs, da wir immer mit dem Anspruch an eine Platte gehen, dass diese besser werden soll als die Letzte. Dennoch würde ich FUCK THE FACTS als sehr kreative Band bezeichnen, Vil ist auch ein äußerst fähiger Gitarrist, der viele Songs schreibt. So haben wir insgesamt noch fast 20 unfertige Songs und ganze Archive mit Riffs und Arrangements herumfliegen, die womöglich irgendwann mal als CD enden könnten.

Wie würdest du die Entwicklung beschreiben, die FUCK THE FACTS seit der Gründung durchgemacht hat?

Verdammt noch mal unglaublich! Als ich das Projekt von mir alleine mit ein paar Freunden zu einer Band gemacht hatte, war mir klar, dass es niemals ein stetes Line-Up geben würde. Ich habe also viele Positionswechsel erwartet und auf eine besondere Art und Weise gefällt mir das auch – man kann viele unterschiedliche Stile kennen lernen sowie mit unterschiedlich talentierten Musikern zusammenarbeiten. Mittlerweile ist aber auch das Line-Up recht stabil, obgleich ich in Zukunft noch immer den einen oder anderen Wechsel erwarte. Alles in Allem finde ich es überwältigend, wenn ich nur daran denke, wie ich die Band in meinem technisch vollkommen toten Keller gestartet habe und jetzt gebe ich Interviews für deutsche Magazine, bin ständig am Touren und arbeite mit Labels zusammen, die ich früher schon immer gemocht habe.

Anfangs hattest du Brent Christoff als Sänger, nun Mel. Denkst du eine Frau als Sängerin in einer Grind-Band hat eurem Bekanntheitsgrad nochmals einen Push verabreicht?

Ich denke schon – also wir haben viel Aufmerksamkeit erhalten, die uns teilweise wohl verwehrt worden wäre, wenn wir einen männlichen Vokalist gehabt hätten. Mel ist jetzt schon seit etwa vier Jahren in FUCK THE FACTS involviert, Brent war dagegen maximal ein Jahr dabei, zumal die Dinge zu dieser Zeit noch sehr unausgegoren waren. Ich muss aber auch dazu sagen, dass es auch Leute gibt, die sich nicht für uns interessieren, weil wir eine Frau hinterm Mikro stehen haben. Für uns macht das allerdings keinen Unterschied.

Sitzt ihr eigentlich schon an weiteren Split-Projekten oder dergleichen? Wenn ja, kannst du einen kurzen Ausblick darauf geben, was uns in Zukunft erwarten wird?

Klar, momentan sind wir gerade am Aufnehmen eines Beitrags zu einer Split-LP mit LENG TCHE. Das deutsche Label Power It Up wird sich als Label darum kümmern. Die Musik haben wir soweit schon fertig, es fehlen lediglich noch die Vocals. Danach kümmern wir uns wohl um ein Split mit KILL THE CLIENT, eine Grind-Band aus Texas und gute Freunde von uns. Folgend geht es dann wahrscheinlich schon ans nächste Album, aber im Moment sind wir noch eher damit beschäftigt, die Songs von “Disgorge Mexico“ für die kommende Tour zu üben.

Nun sind wir am Ende angelangt. Vielen Dank für das ausführliche Interview! Falls du noch etwas sagen möchtest, kannst du das jetzt gerne tun!

Ebenfalls Danke für das nette Gespräch! Ich hoffe wir sehen uns dann nächstes Jahr irgendwann auf unserer Europa-Tour. Checkt uns mal aus!

21.07.2008

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