Jeff Loomis
Jeff Loomis

Interview

Wenige Instrumentalisten haben sich selbst über die Jahre hinweg mit ihrem eigenen Stil so in der Szene etabliert wie JEFF LOOMIS, seines Zeichens Seitenhexer der Prog-Metaller von NEVRMORE. Nun hat er sich selbst ein Denkmal gesetzt. Mit einer reinen Instrumentalscheibe, welche die Hörerschaft mit ihrer Komplexität in ihren Bann ziehen soll. Wie er sich das genau vorgestellt hat, hat er uns mitgeteilt.

Jeff LoomisHallo, hier ist Jeff und ich rufe rechtzeitig an. Haha.

Ja, hallo, hier ist Christian und ich bin höchst erfreut. Dann können wir ja direkt loslegen.

Von mir aus gern.

Du bist seit 1992 bei NEVERMORE, so fern ich mich recht entsinne.

Hmmmmm, 15 oder 16 Jahre lang sind wir jetzt schon zusammen, ja, das kommt hin. 1992 passt.

Und nach all den Jahren hat die nun Welt ihr erstes JEFF LOOMIS-Album. Wie fühlt sich sowas an?

Mann, das ist unbeschreiblich. Einfach großartig. Das war etwas, was ich schon seit Ewigkeiten machen wollte, eine Art Kindertraum, den ich schon seit Jahren hegte, doch ich hatte nie die Möglichkeiten dazu, weil ich so eingebunden war mit NEVERMORE. Doch jetzt ist es einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Etwas Zeit war da und die habe ich gnadenlos dazu genutzt, ein paar Leute zusammen zu trommeln und die Platte aufzunehmen.

Ja, das sind einige ganz hervorragende Stücke auf der Platte, welche, was den Ähnlichkeitsfaktor anbelangt, sehr weit auseinander liegen. Haben da alle Beteiligten mitgeschrieben?

Es ging nicht lange, ich hatte alles im Kopf und entsprechend habe ich 110% gegeben, um das Beste abzuliefern, was ich in der Lage bin zu geben. Das ganze Album ist ein großer Unterschied. Es ist alles vertreten, ich wollte nicht von Anfang bis Ende gleich klingen und nur in eine Schublade gesteckt werden und genau das machte es zu einer großartigen Erfahrung, so viele Stilelemente unter einen Hut zu packen. Wir reden von Rock, Metal und sogar Jazz.

Ja, ich weiß, auf der einen Seite ist Pat O´Brian von CANNIBAL CORPSE am Start, auf der anderen hast Du einen Jazz-Musiker an der Seite.

Genau das ist es. Michael Manring, der eine großartige Leistung abgeliefert hat, genau so wichtig wie Pat, oder auch Ron Jarzombek. Weißt Du, mit soviel Talent als Unterstützung kann es nur gut werden und vor allem auch vielseitig vom ersten Stück bis zum letzten.

Haben sie dich jetzt spielerisch unterstützt? Oder auch beim Songwriting?

Sie haben gespielt. Ich habe alles fertig gemacht und ihnen ihre Parts per email geschickt. Allerdings habe ich auch nicht alles ganz allein geschrieben. Na, den Großteil schon, aber nicht alles. Neil Kernon, der Produzent hat einige Arrangements und auch die Keyboards auf ”Zero Order Phase“ eingespielt

Zweifellos hört man, dass du der NEVERMORE-Gitarrist bist.

Haha, ja. Ich kann es nicht ändern, das gleich vorneweg. Ich habe versucht, mich soweit davon zu distanzieren, wie es geht, doch ich bekomme es einfach nicht hin….

…das wäre die nächste Frage gewesen…

…hehe, ich kann Deine Gedanken lesen…

…na juhu…

…weißt Du, Warrels Album klingt so anders, weil er der Sänger ist und nicht die Gitarren- und Rhythmus-Fraktion. Ich spiele die Gitarre und bin ebenfalls mit dem Songwriting bei unserer Band beschäftigt, da komme ich wohl nicht aus den alten Mustern heraus.

Was ja nicht unbedingt schlecht sein muss, meiner Meinung nach.

Auf keinen Fall, ich finde, es ist sehr gut geworden im Endeffekt.

Einen Song hast Du ja bereits als Stream auf deiner Myspace-Site online gesetzt, ”Jato-Unit“ um genau zu sein. Es ist zwar schön, dass es Dir und mir gefällt, aber was sagt der Rest?

Bisher gab es ganz ordentliche Rückmeldungen zum größten Teil. Es gab einige gute Feedbacks, allerdings gibt es wohl auch Leute, die das Ganze, oder mich, nicht verstehen. Heutzutage ist es eben nicht mehr gängig, eine rein instrumentale Platte herauszubringen. Früher war das oft Gang und Gebe, doch heute eben nicht mehr. Daran scheiden sich wohl zum Teil die Geister. Aber im Großen und Ganzen kann ich sehr zufrieden sein. Allerdings bin ich auch sehr gespannt, was die Leute über das ganze Album sagen werden, wenn es herauskommt, wir werden sehen.

Warum kommt es eigentlich in Europa Ende August und in den USA Ende September raus?

Haha, ich hab keinen Schimmer, wieso die Plattenfirma das macht. Da wird wohl irgendeine Taktik dahinter stecken, doch die kenne ich leider nicht.

Um noch mal zur Platte zurückzukommen, an den Drums spielt Mark Arrington, der ja früher für NEVERMORE am Start war.

Ja genau, auf dem ersten Album. Haha. Aber weißt Du was? Die meisten Leute wissen das nicht, doch das erste Album war nichts anderes, als ein Haufen billige Demos, die wir getuned haben, damit man sie auf eine CD stecken kann. Und da hatten wir eben zwei Drummer, zum einen Mark, zum anderen Van, der ja immer noch bei uns trommelt. Mit Mark stehe ich seither in Kontakt und als es darum ging, einen Schlagzeuger auszumachen, mit dem ich die Tracks einspielen könnte, ging mir natürlich sofort ein Licht auf. Er ist wahnsinnig talentiert und es war mir dann auch sehr wichtig, dass er das macht. Man könnte behaupten, dass er mehr ein Jazz-Schlagzeuger ist, was sein Können anbelangt, und das passt dann natürlich wieder hervorragend in das Schema meines Albums.

Ist natürlich schon von Vorteil, wenn man mit Musikern zusammenarbeitet, mit denen man gut kann.

Ja, wenn welche da sind. Hahaha. Im Studio waren nicht viele, es gab Neil Kernon, es gab mich und hin und wieder jemand anderes, da ja sehr viel per Email ging. Also großartig fachgesimpelt wurde nicht.

Mal was ganz anderes. Ich habe versucht herauszufinden, was genau der Sinn von ”Zero Order Phase ist“, doch es blieb mir verschlossen. Irgend etwas mathematisch-physisch-chemisches?

Wenn du es genau wissen willst, ist es so etwas, ja. In den meisten Fällen hat der Titel eines Albums, oder die Songtitel eine besondere Bedeutung, oder es steckt etwas dahinter. Es könnte hier heißen… (denkt nach) …dass ich keine Ordnung in mir selbst habe, zum Beispiel. Fakt ist aber, dass ich den Titel so gewählt habe, weil ich finde, dass er sich cool anhört. Hehe. Ich stehe auf düstere, obskure Titel, da passt das ideal. Sicher, es heißt irgendwas, aber für mich hat es keine Bedeutung. Ebenso, wie die Titel der Tracks an sich auch. Sie hören sich einfach catchy an und das wars dann auch schon. Ich finde es muss nicht immer eine Hintergrundinformation, oder eine bestimmte Geschichte zu einem Titel geben. Bei NEVERMORE ist das anders, deshalb wars auch nicht ganz einfach, das mit mir selbst und auch mit den Jungs zu vereinbaren. Haha.
Beim Cover ist das ähnlich. Ich habe es dem englischen Künstler ausschließlich zur Aufgabe gemacht, eine gewisse Düsterkeit einzubauen. Außerdem musste es die Energie des Albums widerspiegeln. Die Bahnlinie, die durch diese beiden Monolithen gleitet und ins unendliche weitergeht, kann man allerdings schon als momentanen Lebensabschnitt deuten. Verstehst Du?
Also meinen speziellen Lebensabschnitt. Er hat einen hervorragenden Job gemacht, ich bin echt mehr als zufrieden.

Du bist ja nun nicht der erste aus deiner Band, der sich mit JEFF LOOMIS ein eigenes Album geschaffen hat.

Ja, Warrel hat eins, Van hat auch ein Side-Project, wir sind ziemlich fleißig. Und ich sag dir ehrlich, es ist eine willkommene Abwechslung zum Band-Alltag. Es ist erfrischend, etwas anderes zu tun. Wir sind jetzt schon so lange und so intensiv gemeinsam unterwegs, auf Tour, im Studio, überall, dass es richtig schön ist, mal etwas selbst zu fabrizieren. Sich neue Ideen zu holen, natürlich auch vor dem Hintergrund, dass in absehbarer Zeit ein neues NEVERMORE-Album ins Haus steht. So kommen alle Beteiligten guter Dinge und voller Tatendrang wieder zurück nach Hause. Haha. Aus diesem Grund habe ich auch für zwei weitere Alben unterschrieben. Ob die zwingend instrumental sein werden, das weiß ich noch nicht. Aber es wird auf jeden Fall noch was kommen. Wie es allerdings bei den anderen aussieht, das weiß ich nicht.

Wenn du so intensiv deine Solo-Karriere planst, wird deine Fanschaft auch die Möglichkeit haben JEFF LOOMIS live on Tour zu erleben?

Gute Frage, ich würde sehr gerne und wenn ich es zeitlich irgendwie hinbekomme, dann wird es eine Tour geben. Aber weißt Du, erstmal muss ich mich jetzt wieder auf NEVERMORE konzentrieren, dann will ich eine Workshop-CD rausbringen, ein Buch und das braucht alles Zeit und Energie. Deshalb kommt es auch hier wieder nur auf eines an, aufs Timing. Deshalb hilft nur eins: Drück die Daumen! Aber es wäre schon geil, die Songs live zu performen.

Wie sieht das dann mit den Musikern aus? Wenn keiner im Studio war? Wer steht dann auf der Bühne?

Oh Mann, stimmt auch wieder. Mark wird mit Sicherheit dabei sein, wer die Keyboards spielt, weiß ich auch noch nicht und auch sonst… hmmmm… wird sich weisen.

Du sagst, dass Du die Songs live zeigen willst. Was ist denn dein persönlicher Favorit? Sofern es einen gibt. Meiner ist übrigens ”Race Against Desaster“.

Das ganze Album ist ein komplexes Gebilde, auf dem so viele Facetten zu sehen und zu hören sind. Es gibt so viele Einflüsse und Elemente. Und genau das ist es, was mir so gefällt, deshalb ist es ”Cashmere Shiv“, was ich als persönlichen Fave herausgeben würde.

Haha, echt?

Ja, wieso?

Der Titel steht bei mir ganz hinten.

(Lacht laut) Oh Mann. Ja, Du siehst, die Geschmäcker sind verschieden. ”Race Against Desaster“ ist auch verdammt energiegeladen. So wie an sich alle Titel der Platte auf ihre ganz eigene Weise.

Du wirst sowieso immer energiegeladener. 1998 habe ich Dich mit NEVERMORE zum ersten mal gesehen und seither mehr oder weniger einen Prozess der konstanten Verbesserung von Album zu Album gesehen, wenn ich das so sagen kann. Nun hast du mit ”Zero Order Phase“ deine eigene Scheibe raus. Wo stehst Du?

Die Frage mag ich. Ich mag sie deshalb, weil Du korrekt fragst. Wir haben uns verbessert, von Jahr zu Jahr, von Album zu Album. Ich mich natürlich auch… wie soll ich das jetzt erklären… ich kann es eigentlich nicht erklären. Im Hier und Jetzt bin ich immer an meinem Maximum und gebe es auch so weiter… Mann, wie soll ich das jetzt erklären, haha… sei es was die Proben angeht, die musikalischen Gesichtspunkte betrachtet, es wird immer besser. Und ich stehe im Moment für mein Bestes. Was als nächstes kommt, wird noch besser. Das beste Album ist immer das beste. Hoffen wir, dass dieser Prozess niemals endet, sonst kann ich meine Karriere an den Nagel hängen. (lacht)

Okidoki, dann danke ich für die offenen Worte.

Immer wieder gern Christian, es wäre toll, wenn ihr da draußen meiner CD eine Chance geben würdet, hört sie euch an. Ich danke Euch, den Fans in Deutschland, ihr seid wirklich geil, es ist immer ein Höllenspaß bei euch zu spielen.

11.08.2008

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