Katatonia
"Einige Arten von Musik sollten sich immer weiter entwickeln."

Interview

Eine Pause auf unbestimmte Zeit, eine Tour zum zehnjährigen Jubiläum von „Night Is The New Day“ und die überraschende Ankündigung eines neuen Albums. Die letzten zwei Jahre ging es durchaus turbulent zu, im Hause KATATONIA. Nun ist „City Burials“ da und wir befragten Sänger Jonas Renkse, der das Album dieses Mal im Alleingang geschrieben hat, zu den Hintergründen.

 

 

Hi Jonas! Letztes Jahr, als Ihr die Tour zum Jubiläum von „Night Is The New Day“ angekündigt habt, ist vielen Fans ein Stein vom Herzen gefallen, da die Zukunft der Band bis dahin ein wenig unklar war. Die Konzerte fühlten sich sehr speziell an, alle Bandmitglieder und besonders Du selbst wirkten, als ob Ihr eine Menge Spaß hattet und Euch sehr wohl auf der Bühne gefühlt habt. Kannst Du beschreiben, was diese Tour für Dich persönlich bedeutet hat und welchen Einfluss sie auf die Reaktivierung von KATATONIA und die Entstehung des neuen Albums hatte?

Ich denke die Tour war ein großartiger Katalysator für jeden in der Band, um zu begreifen was wir alle vermissten zu tun. Ich denke es war trotzdem eine gute Sache, dass wir eine Pause eingelegt haben. Wir waren in der Perspektive, die wir haben wollten. Wir sind eine Band, die mittlerweile seit fast 30 Jahren existiert. Das ist eine lange Zeit. Wir wollten einfach alles neu bewerten und schauen, ob wir immer noch mit vollem Herzen dabei sind. Ich denke die Tour hat uns allen fünf bewiesen, dass dies etwas ist, was wir tun müssen und was wir tun sollten, weil wir einfach eine tolle Band haben. Wir lieben es, Musik zu machen, live zu spielen und all das. Auf der Tour ist der Funke einfach wieder übergesprungen, den wir dringend brauchten. Natürlich führte das auch zum neuen Album.

Ich schrieb eine Menge Musik, schon seitdem das letzte Album erschienen ist. Da wir eine Pause mit KATATONIA eingelegt hatten, schrieb ich einfach weiter und war nicht ganz sicher, was daraus werden würde. Aber dann, als wir die Tour zum „Night Is The New Day“-Jubiläum machten, war es so als ob alle Puzzleteile ihren Platz fanden. Wir waren uns alle einig darüber, einfach weiter zu machen.

„The Fall Of Hearts“ war meiner Meinung nach voll von Veränderungen. Es wirkte so, als wären eine Menge Einflüsse der Akustik-Tour, die Ihr davor gemacht hattet, auf dem Album zur Geltung gekommen. Dort hattet Ihr mit Musikern wie Bruce Soord von THE PINEAPPLE THIEF zusammen gearbeitet, die eher aus dem progressiven Bereich kommen. Außerdem kam Daniel (Moilanen, Drums, Anmerk. d. Verf.) zur Band dazu, der deutlich komplexere Schlagzeugspuren beisteuerte. „City Burials“ erinnert mich jetzt wieder eher an „Dead End Kings“, selbst das Cover Artwork bezieht sich ja ein wenig darauf. Ist „City Burials“ also eher eine Fortsetzung dieses Albums?

Nein, nicht wirklich. Zumindest nicht für mich. Es ist definitiv eine Reaktion auf „The Fall Of Hearts“, aber ich denke die meisten unserer Alben sind Reaktionen auf diejenigen, die ihnen vorausgegangen sind. Wie Du sagst war „The Fall Of Hearts“ vermutlich ein wenig von den Akustik-Sachen beeinflusst, die wir live gemacht haben. Wir wollten aber auch ein wirklich progressives Album mit längeren Songs machen. Ich denke, „City Burials“ macht jetzt einiges anders, weil wir dieses Album eben schon gemacht haben. Das wird vermutlich wie ein Kreislauf immer so weiter gehen, so lange wir Musik machen. Ich denke aber, dass es eine gute Sache ist, wenn dein neues Album eine Reaktion auf das vorangegangene ist. Es bedeutet, dass wir versuchen die Sachen frisch zu halten. So hat dieses Album vermutlich etwas mehr gemeinsam mit „Dead End Kings“ und, ich würde sagen auch mit „The Great Cold Distance“.

Es ist also eine Reaktion, aber keine Wiederholung von dem, was Ihr vorher schon einmal gemacht habt.

Ja, ganz genau. Es ist eine Reaktion, aber keine hasserfüllte Reaktion auf die alten Alben (lacht). Wir wollten einfach wieder etwas probieren, das ein kleines bisschen anders ist und die Dinge wieder ein wenig mehr vermischen.

Dieses Mal habt Ihr den „Dead End King“ höchstpersönlich auf dem Cover. Wird er so etwas wie der neue „Eddie“ von KATATONIA werden? Plant Ihr ihn in der Zukunft häufiger zu verwenden?

Das ist eigentlich eine gute Idee! Wir haben ja schon den kleinen Vogel in unserem Logo, aber der „Dead End King“ könnte definitiv der neue „Eddie“ werden. Es ist ein schönes Wortspiel, das mag ich sehr. Als wir das Album „Dead End Kings“ machten, verwiesen wir dabei auf uns selbst, als Band. Jetzt wird der „Dead End King“ aber zu einer Art Figur, die wir erschaffen haben. Er ist mit Erinnerungen verbunden. Er ist ein Sammler von Erinnerungen, der Menschen ihre jetzige Situation wegnimmt und daraus etwas macht, das in der Vergangenheit liegt. Wir spielen immer gerne mit abstrakten Geschichten, wenn wir Alben schreiben, einfach weil das unser Leben einfacher macht, da wir gerne in Bildern sprechen, beziehungsweise vielleicht sogar in kleinen Filmschnipseln, die wir uns ausdenken. So arbeiten wir, daher ist es schön eine Figur zu haben, die etwas repräsentiert, woran wir arbeiten. Ich hoffe also, dass er zurückkehren wird (lacht).

„City Burials“ klingt auch etwas metallischer als „The Fall Of Hearts“ und hat einige erstaunlich harte Momente. Weißt Du überhaupt selbst, warum das so ist? Welche Musik hast Du denn gehört, als Du das Material für das Album geschrieben hast?

Meine bevorzugte Musik ist eigentlich immer dieselbe geblieben. Ich höre wirklich eine Menge gemischtes Zeug. Aber ich denke, das was Du erwähnst kommt wohl von all dem Touren zu „The Fall Of Hearts“, das einfach ein Album ist, was nicht so viele „Live Songs“ enthält. Ich denke, wir wollten etwas, das mehr auf dem basiert, was wir gerne live spielen und auch auf dem, was die Leute in einer Live-Situation gerne hören möchten. Ich würde nicht sagen, „City Burials“ wurde dafür geschrieben um es live zu spielen oder um ein Live-Publikum zufrieden zu stellen, aber wir hatten das sicherlich ein wenig im Hinterkopf. Wenn du für eine lange Zeit auf Tour gehst, merkst du welche Sachen gut funktionieren, also versuchten wir vermutlich, das etwas mehr einzubeziehen. Nicht als Masterplan, aber unterbewusst, würde ich sagen.

Foto: Ester Segarra

„Behind The Blood“ pendelt sogar irgendwo zwischen Progressive Rock und sehr klassischem Heavy Metal. Wie kam es dazu, das ist ja ein recht neuer Einfluss in Eurem Sound? Wusstest Du direkt, dass das gut zu Deiner Art zu singen passen würde?

Da war ich absolut nicht sicher, um ehrlich zu sein. Als ich begann an dem Song zu arbeiten, hatte ich nur diese vage Idee, da wir auf der „Night Is The New Day“-Tour ja das JUDAS PRIEST-Cover „Night Comes Down“ spielten. Das brachte mich einfach auf die Idee, dass ich die Musik, die ich hörte bevor ich selber anfing zu spielen, ein wenig mehr entdecken möchte. Als wir KATATONIA gründeten, hörten wir natürlich eine Menge klassischen Heavy Metal – MAIDEN, PRIEST, ACCEPT und all das. Aber das, was uns dazu gebracht hat, selbst eine Band zu gründen war definitiv die Death Metal-Bewegung. Daher hatten wir vorher noch nie diese Heavy Metal-Einflüsse in unserer Musik, ich wollte es aber unbedingt versuchen. Ich war nicht sicher, ob es funktionieren würde, aber je mehr ich an dem Song arbeitete, desto überzeugter wurde ich, dass er immer noch wie KATATONIA klingen würde. Er hat trotzdem eine melancholische Stimmung, obwohl er sicher ein wenig euphorischer klingt. Es ist also definitiv ein Experiment, das aber ziemlich gut funktioniert hat und zu einem meiner Lieblingstracks auf dem Album geworden ist. Ich mag es, wenn wir Dinge probieren, die vielleicht ein wenig ungewöhnlich sind. Das ist erfrischend, auch wenn vielleicht einige Leute es für einen Witz oder so etwas halten, das ist es aber definitiv nicht. Es ist ein sehr ernst gemeinter Song.

Das ist er definitiv und ebenfalls einer meiner Favoriten. Er erinnert mich ein wenig daran, was Du für Arjen Lucassens AYREON gemacht hast. Das unterschied sich ja auch komplett von KATATONIA, funktionierte aber verdammt gut mit Deiner Art zu singen. Ganz besonders während der Auftritte der „Ayreon Universe“ Shows.

Ja, es ist gesund, ab und zu aus seiner eigenen Komfortzone herauszukommen und einfach etwas zu versuchen, zu dem man in der Vergangenheit vielleicht noch gesagt hätte: „Nein, das passt nicht zu mir.“ Die AYREON-Sache war definitiv so etwas, das ich ich abgelehnt hätte, wenn die Anfrage früher in meiner Karriere gekommen wäre. Ganz besonders das auch noch live zu machen. Ich meine, ich war von so vielen fantastischen Sängern umgeben und fühlte mich ein wenig wie das schwarze Schaf (lacht). Aber ich glaube, das hat mir wirklich einen ordentlichen Schub an Selbstvertrauen gegeben. Es war eine großartige Erfahrung, Teil dieses tollen Teams zu sein. Solche Dinge erweitern Deinen Horizont und bringen Dich dazu, größere Schritte zu machen. Das ist ziemlich gut, denn ich denke zumindest einige Arten von Musik sollten sich immer weiter entwickeln und ich denke KATATONIA spielen so eine Art von Musik.

Lass uns für den Moment noch einmal auf „City Burials“ zurück kommen. Soweit ich es verstehe geht es in „Lacquer“ darum, älter zu werden und darum, wie alte Erinnerungen langsam Rost ansetzen. Bei welcher Art von Erinnerungen platzt für Dich heutzutage der Lack ab?

Ich denke einige Erinnerungen werden immer hell scheinen und andere werden in Zeit und Staub begraben. Aber die Sache mit Erinnerungen ist die, dass wir alle älter werden und sie dann eine größere Rolle in unserem Leben zu spielen beginnen. Das ist auch der Grund, warum ich das ein wenig als „Thema“ für dieses Album gewählt habe. Ganz besonders jetzt, wenn du zu Hause sitzt ist das so, denn wenn du in einer Band spielst, willst du raus auf die Straße. Aber jetzt, wo du nicht raus kannst, beginnst du, an die letzten Tourneen zu denken, und wie viel Spaß du hattest. Erinnerungen sind also eine essentielle Sache für ein menschliches Wesen, denke ich – aber sie sind eben auch etwas, das ziemlich tot ist. Sie werden aus der Gegenwart gerissen, sind dann Vergangenheit und es gibt nichts, was du daran ändern kannst, was das Thema für mich interessant macht.

Meine Erinnerungen dürften denen der meisten anderen Menschen ziemlich ähnlich sein, denke ich. Einige Kindheitserinnerungen habe ich als ziemlich leicht und schön abgespeichert, während einiges was passiert ist, während ich erwachsen wurde vielleicht ein wenig düsterer ist. Meistens schaust du zurück auf das was passiert ist und siehst es in einem besseren Licht, als es tatsächlich war. Das ist auch eine interessante Seite von Erinnerungen. Du neigst dazu zu sagen, dass es damals besser war, aber ich bin nicht so sicher, dass das in den meisten Fällen wirklich so ist.

Wie ist die Idee, ein Duett aus „Vanishers“ zu machen entstanden und wie seid Ihr auf Anni Bernhard von FULL OF KEYS gekommen?

Das begann, als ich den Song, den ich geschrieben hatte Anders (Nyström, Gitarre, Anmerk. d. Verf.) geschickt habe, weil ich seine Meinung und seine Ideen dazu hören wollte. Er sagte mir, dass er den Song für sehr offen hielt, er eine Menge Freiraum bietet, Dinge auszuprobieren, die vielleicht etwas unerwartet kommen. Er schlug auch vor, dass wir jemanden dazu holen um Gast-Vocals für diesen Track einzusingen. Wir mochten Annis Stimme beide sehr gern. Wir hören die Musik ihrer Band FULL OF KEYS jetzt schon seit einigen Jahren und sprachen immer wieder darüber, wie toll ihr Gesang ist. Da wir einige gemeinsame Freunde haben, war es recht einfach, mit ihr in Kontakt zu treten und sie war sofort begeistert von der Idee. Der komplette Prozess, sie auf dem Album singen zu lassen war sehr einfach. Sie verstand sofort die Stimmung des Songs und wusste genau, was ich mitzuteilen versuchte. Es war also eine sehr coole Erfahrung. Nicht nur das letztendliche Ergebnis, sondern auch über den Song zu sprechen, ihre Ideen dazu zu hören. Ich habe das sehr genossen.

In den Lyrics von „City Burials“ lassen sich eine Menge Verweise auf die letzten 15 Jahre finden. Tote Vögel, ein Zwilling, Sackgassen und eben sogar der „Dead End King“ persönlich. War das volle Absicht, all diese kleinen Hinweise in den Texten zu verstecken?

Ja, ich spiele ganz gerne damit herum. Wir haben einige wiederkehrende Themen bei KATATONIA. Manchmal wird das vielleicht ein wenig repetitiv. Mir macht das aber Spaß, wenn ich Texte schreibe, einen kleinen Wink auf etwas, was ich vorher geschrieben habe einzubauen. Es macht es für mich interessanter und hoffentlich auch für den Hörer, diese kleinen Dinge aufzunehmen. Es ist nicht einfach nur ein Witz, sondern definitiv etwas das ich mache, weil ich denke, dass es passt.

Naja, jemandem der KATATONIA neu entdeckt, wird es ohnehin nicht auffallen, aber wenn Du ein Fan bist und die älteren Alben kennst, ist es immer cool so etwas zu hören und zu denken „ich weiß, was er da anspricht“ oder „das erinnert mich an diesen anderen Song“.

Genau. Ich meine, wenn wir ein Album machen, ist es eigentlich ein Albumzyklus für uns. Wir leben mit einem Album für eine lange Zeit. Es wird quasi ein Teil von dir selbst. Wenn es Zeit dafür ist, es ziehen zu lassen und mit einem neuen Album zu beginnen, fühlt es sich respektvoll an, den Alben der Vergangenheit Tribut zu zollen, weil du eben so viel Zeit mit ihnen verbracht hast, mit ihnen getourt bist. Sie sind praktisch Teil deiner DNA.

Jonas Renkse auf der „Night Comes Down Over Europe Tour“ 2019

Normalerweise ist es ja bei Bands, die es schon lange gibt so, dass es einige Alben und Songs gibt, auf die sich alle Fans einigen können. Aus meiner Erfahrung sieht das bei KATATONIA etwas anders aus, fast jeder scheint unterschiedliche Favoriten zu haben. Da Eure Setlists sich bei Konzerten auch sehr stark verändern habe ich fast das Gefühl, dass es innerhalb der Band auch keine so klaren Favoriten gibt. Ist das so und hast Du eine Idee, warum?

Ich weiß es nicht wirklich. Ich möchte natürlich denken, dass es so ist, weil wir eine so abwechslungsreiche Geschichte haben. Wir haben Songs, die eine Menge verschiedener Leute ansprechen können, denke ich. Nicht nur Metalheads oder Prog-Fans. Ich denke, das ist der Grund warum die Leute dazu tendieren, viele unterschiedliche Favoriten zu haben. Es gibt natürlich einige, die wir auf fast jedem Gig spielen müssen. Aber, wie Du sagst, versuchen wir die Setlists so stark wie möglich zu variieren. Meistens geht es darum, welche Songs wir gespielt haben, als wir im Proberaum waren. Also vielleicht sagt Daniel (Moilanen, Drums, Anmerk. d. Verf.) „diesen Song habe ich noch nie gespielt“, da er ja bis jetzt erst zwei Alben eingespielt hat. Er spricht beispielsweise von etwas, das sehr weit zurück liegt in unserem Katalog und sagt, dass er das gerne spielen möchte. Wir haben den Song dann vielleicht schon 15 Jahre nicht mehr gespielt, müssen ihn also wieder neu lernen. Währenddessen entwickelt er sich zu einem Favoriten, weil es einfach Spaß macht zurück zu schauen und die alten Sachen wieder neu kennenzulernen. Ok, vielleicht nicht den GANZ ganz alten Kram, aber das ist wie es normalerweise funktioniert. Wir sprechen darüber, welche Art von Songs wir gerne spielen würden und schauen, ob sie in einer Live-Situation funktionieren. Wir begründen dann die Setlist darauf, abhängig von dem, was zu der Zeit interessant für uns ist. Ich denke daher, dass es eine gute Sache ist, die Setlist zu verändern. Nicht nur für das Publikum, sondern auch für uns selbst. Auf jedem Gig dieselben alten Songs zu spielen kann wirklich langweilig werden, nach einer Weile.

Eure Musik ist ja recht introvertiert und vermutlich für viele Fans auch etwas sehr persönliches. Obwohl natürlich jeder anders auf Eure Musik reagiert, gibt es bei Euren Konzerten immer recht viele Leute, die einfach die Augen schließen und sich in der Musik verlieren. Ist es schwierig für Dich, wenn Du nicht all zu viel Reaktionen aus dem Publikum bekommst oder würde es Dich sogar eher irritieren, wenn die Leute bei einem traurigen Song ausrasten?

Das stört mich überhaupt nicht. Nichts von beidem. Wir wissen natürlich, dass eine Menge Leute nicht mit der Absicht zu unserer Show kommen, eine Moshpit zu starten. Klar, manchmal bist du abhängig von deinem Gefühl für die Menge und wenn es zu still ist, wirst du ein wenig misstrauisch, was dort gerade abgeht. Aber, wenn du dir die Leute anschaust, und siehst das sie, wie Du sagst, ihre Augen geschlossen haben und in ihrem eigenen kleinen Universum sind, dann ist das toll, finde ich. Wenn sie sich dann, während der härteren Abschnitte etwas mehr bewegen wollen, habe ich damit natürlich genau so wenig ein Problem. Es hängt alles davon ab, was für Songs wir spielen. Allerdings ist es auf den verschiedenen Kontinenten schon unterschiedlich, da die Leute in Europa tendenziell eher etwas ruhiger sind, während sie z.B. in den Staaten deutlich mehr abgehen. Du musst dich als Band natürlich darauf einstellen. Du kannst nicht erwarten, das jedes Publikum gleich ist, ganz besonders bei dieser Art von Musik. Wenn du in einer großen Band spielst, die Welthits im Programm hat, würdest du natürlich schon etwas erwarten, aber für uns ist jeder Abend ein neuer Abend und jedes Publikum ist anders. Das ist auch sehr spannend und interessant. Manchmal entwickelt es sich zwar auch in eine seltsame Richtung, aber das ist cool und Teil des Jobs.

Als ich vor einer Weile auf einem STEVEN WILSON Konzert war, habe ich erstaunlich viele KATATONIA-Shirts gesehen, und auch einige WILSON-Shirts bei Eurer Show. Ihr wart sogar auf dem selben Label, bevor er zu einem Major abgewandert ist. Wann werdet Ihr also endlich mal etwas zusammen machen?

Ja, das ist etwas, was ich wirklich liebend gerne tun würde. Ich bin großer Fan seiner Arbeit, auch von den ganz frühen Sachen, wie den ersten PORCUPINE TREE-Alben, bis zu dem was er heute macht. Er ist ein Genie. Er ist außerdem ein sehr netter Typ. Wir haben uns ein paar Mal darüber unterhalten, etwas zusammen zu machen, aber ich denke er ist im Moment sehr sehr beschäftigt. Es wäre toll, wenn er zumindest ein paar Tracks von uns produzieren könnte. Normalerweise produzieren wir alles selbst, hauptsächlich weil wir einfach genau wissen, wie sie klingen sollen. Es fühlt sich nicht so an, als würden wir jemand von außerhalb brauchen, der dazu kommt, aber Steven ist einer dieser Menschen, den ich sehr gern bei den Aufnahmen eines Albums dabei hätte, um Ideen auszutauschen und einfach seine Expertise nutzen zu können. Meiner Meinung nach ist er einfach ein fantastischer Songwriter.

Dann lass uns hoffen, dass das eines Tages passieren wird.

Ja, die Zukunft wird es zeigen (lacht verschmitzt).

Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast, Jonas!

Kein Problem, danke Dir!

Wir sehen uns hoffentlich bald auf Tour.

Ja, wir können es wirklich kaum erwarten. Was für ein schlechtes Timing, jetzt ein Album herauszubringen, aber erfreulicherweise hatten wir noch keine Tour organisiert. Natürlich wurden eine Menge Gigs abgesagt, während der Festivalsaison, aber wir hatten noch keine eigene Tour gebucht. Also, lass uns abwarten was passiert. Sobald es grünes Licht gibt, werden wir definitiv wieder da draußen sein, um das neue Album zu promoten und endlich wieder live zu spielen.

Ich werde meine Augen offen halten.

Genau, mach das! Vielen Dank nochmal. Bye!

Hinweis: Das Interview wurde per Skype geführt.
Titelbild: Ester Segarra

Quelle: Interview mit Jonas Renkse / Katatonia
24.04.2020

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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