Scarve
Interview mit Gitarrist Patrick

Interview

Nach einiger Verzögerung – ich wollte schon nicht mehr an eine Antwort glauben – erreichten mich dann doch noch die Antworten meiner Fragen an die französischen Metalheads von SCARVE. Ihr neuestes Album „The Undercurrent“ stellte Fans wie auch Neulinge vor eine ziemliche Herausforderung. Für die einen steht das Album für Stagnation, für die anderen ist es ein weiterer Meilenstein in der Biographie der Band. Was die Band selbst dazu zu sagen hat, und was es sonst noch derzeit über SCARVE zu berichten gibt, erzählte mir Gitarrist Patrick.

Scarve

Hallo Patrick! Wie sieht’s denn momentan bei SCARVE aus?

Es wird mit jedem Tag besser. Für viele langwierige Probleme haben wir jetzt endlich eine Lösung gefunden.

„The Undercurrent“ steht seit einiger Zeit in den Läden. Welche Botschaft wollt ihr mit dem Album verbreiten, wofür stehen SCARVE anno 2007?

Es gibt keine spezielle Message, SCARVE existieren einfach nur, um Musik zu machen. Wenn wir überhaupt was vermitteln wollen, dann das: Wenn wir ein Album machen wollen, tun wir das auch.

Wie sieht’s denn mit dem bisherigen Feedback zum Album aus, sowohl von Freunden als auch in den Medien?

Es ist eine Evolution! Jeder hat ein „Irradiant 2“ erwartet, aber wir haben ein neues SCARVE Album veröffentlicht. Bis jetzt waren die Reaktionen sehr gut. Die Leute müssen das Album sehr aufmerksam anhören, um es wirklich zu verstehen, weil es anders ist. Wir sind sehr stolz darauf, und das Feedback kann sich sehen lassen.

In meinem Review habe ich „The Undercurrent“ ganz schön in die Mangel genommen. Verglichen mit dem überragenden Vorgänger „Irradiant“ erscheint das neue Werk etwas unschlüssig, fast schon unausgereift und zudem ist es diesmal ziemlich kurz geraten. Wie seht ihr diese Kritikpunkte? Wo liegt in euren Augen der Unterschied zwischen beiden Alben?

Das eine nicht so eingängig, dunkler und experimenteller, deshalb fordert es auch den Hörer viel mehr. Wir wollten nach „Irradiant“ nicht das gleiche Album machen, und wir haben noch nicht mal versucht, in seine Nähe zu kommen.
Es sollte sich nichts wiederholen; die Musik klingt anders und das Album ist kürzer – das ist alles. Wir wollen uns nicht selbst kopieren, dass wäre langweilig und blöd!

Wie würdet ihr denn „The Undercurrent“ jenen nahebringen, die von euch bisher noch nichts gehört haben, oder skeptischen Fans, die eben einen Kracher wie den Vorgänger erwartet hatten?

Dreht einfach die Anlage auf, und hört euch das Album an! Wenn’s euch nicht gefällt – hört’s einfach nochmal. Und dann kommt ihr einfach zu unseren Shows, und seht uns live!

Euer Sänger Bideau hat Ende 2006 die Fronten gewechselt, und euch zugunsten MNEMIC verlassen. Was hat das für SCARVE als Band bedeutet? Und wie konntet ihr Lawrence Mackrory für euch gewinnen? Er scheint mir eine sehr gute Wahl zu sein, da seine Stimme wunderbar zum SCARVE-Sound passt.

Es ist eine eigenartige Mischung aus Betrug und Tod, aber das war es nur kurzzeitig, und wir haben unseren Blick sehr bald wieder auf die Zukunft gerichtet und uns um eine Lösung bemüht.
Jedenfalls hat es der Band geholfen, sich neue Perspektiven zu eröffnen, was eine interessante und positive Erfahrung ist.

Momentan seid ihr ja wieder auf der Suche nach einem neuen Fronter. Hat euch Mackrory nur beim Album ausgeholfen oder braucht ihr einen zusätzlichen Mann am Mikro? Welche Qualitäten sollte denn ein Sänger (oder eine Sängerin…?) mitbringen, um bei SCARVE einzusteigen? Könntet ihr euch vorstellen, eine Frau am Mikro zu haben?

Ein Sänger muss natürlich perfekt zu unserer Musik passen, aber wer bei SCARVE einsteigt, trifft damit auch eine Entscheidung fürs Leben.
Lawrence ist momentan ziemlich schwer beschäftigt. Wir werden vielleicht mal wieder zusammenarbeiten, aber es ist immer schwierig, Live-Auftritte zu koordinieren, weil er noch auf vielen anderen Hochzeiten tanzt.
Und auf keinen Fall eine Frau, denn wir sind alle Männer, und Dinge die dann passieren könnten, würden auch passieren!

Ihr seid mit MESHUGGAH auf Tour gewesen – wie war denn die Zeit mit den schwedischen Metal-Chaoten? Was wäre eurer Traumbilling, wenn ihr Headliner auf eurer Tour wärt?

Diese Tour war absolut perfekt für uns, und wir könnten es wieder und wieder tun. Die Zeit war echt großartig, und die Shows liefen stets unter besten Bedingungen ab. MESHUGGAH sind geil, sie sind einfach die Meister des modernen Metals.

SCARVE – eine französische, moderne Death-Metal-Band mit vier Alben im Gepäck. Wo seht ihr euch momentan, welchen „Status“ habt ihr eurer Meinung nach in der Metalszene? Seht ihr euch bereits als Teil der „Großen“ oder seid ihr immer noch am Erklimmen des Gipfels? In welchem der drei großen Märkte (USA, Europa, Japan) glaubt ihr die größte Popularität und die besten Zukunftsaussichten zu haben?

Ganz so einfach kann man das nicht sagen, denn man muss sich immer weiter entwickeln, deshalb befindet man sich sozusagen ständig beim Erklimmen des Gipfels. Der Weg dorthin ist sehr lang… keiner kann einfach daherkommen und sagen „hey, hier bin ich, ich bin am Ziel! Es ist so cool, jetzt bin ich der Größte!“. Musik ist eine Sprache und ein Ausdruck der Gedanken, die man mittels CDs mit den Leuten teilt. Allerdings ist die CD Industrie erkrankt, und es wird immer schwieriger, weiter zu kommen – aber es ist eine Herausforderung, weil jeder auf der Welt SCARVE kennen sollte, denn unsere Musik bläst dich einfach um! Wenn du mir nicht glaubst, hör dir „The Undercurrent“ an.

Daniel Bergstrand hat mal wieder für eine exquisite Produktion gesorgt. Habt ihr schon mal überlegt, einen anderen Produzenten oder ein anderes Studio zu wählen? Setzt ihr lieber auf ein eingespieltes Team oder seid ihr offen für Experimente? Hat SCARVE schon „den“ speziellen Sound gefunden, oder befindet ihr euch noch auf der Suche?

Daniel ist ein Künstler, der bei jeder seiner Produktionen Experimente wagt. Er kennt SCARVE sehr gut, und da wir ebenfalls offen für Experimente sind, ist er einfach der perfekte Produzent für uns.

Was mir sofort ins Auge gefallen ist, war das schwarz-weiß gehaltene Coverartwork. Es ist ähnlich vielschichtig wie bei „Luminiferous“ und „Irradiant“, aber während deren Artworks den Eindruck ungezügelten Feuers vermittelten, erscheint „The Undercurrent“ etwas ruhiger und unterbewußter. Welche Idee und welcher Künstler steckt dahinter?

Darum hat sich Alexander O’Toole von Oz Design gekümmert. Wir schickten ihm Ideen und Stichpunkte, zu denen er uns verschiedene Vorschläge machte. Es war ein Austausch von Ideen, der der Entwicklung des Albums gefolgt ist; irgendwie sonderbar und unerwartet. Das Artwork lässt einen viele Dinge sehen, und lädt ein zur Reise, während man das Album hört.

Wie steht’s denn mit den Schlachtplänen für die nächsten Wochen und Monate aus?

Wir freuen uns schon darauf, live aufzutreten. Momentan tun wir alles, um eine Tour nach den großen Sommerfestivals auf die Beine zu stellen, darauf haben wir richtig Bock. Dabei würden wir auch gern mal in den USA vorbeischauen, wo wir ebenfalls viele Fans haben.

Eine letzte Frage – und absolut abseits der Musik: Was haltet ihr denn von der Präsidentenwahl in Frankreich? Interessiert ihr euch für eure Landespolitik oder geht euch das eher am Allerwertesten vorbei?

Natürlich ist es interessant, wobei sich die meisten Dinge nur sehr langsam ändern, außer die schlechtesten davon. Die derzeitigen Wahlen (bzw. ihr Ausgang) könnte man als Bedrohung für die Kultur sehen… hoffen wir mal, dass diese Sorge unbegründet bleibt. Ansonsten haben wir eh viel zu sehr mit unserer Musik zu tun.

Ok, das wär’s dann auch schon! SCARVE sind nach wie vor ganz vorne dabei, deshalb wünsch‘ ich euch auch weiterhin das Beste, und das euch „The Undercurrent“ auf eurem Weg weiterbringt! Die letzten Worte gehören dir…

Danke für alles, hoffentlich können wir bald wieder deutsche Bühnen beackern und die deutschen Metalheads zu kreisen bringen!

04.07.2007

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