Warbringer
Interview mit John Kevill

Interview

Also, zum Album. Ihr hattet einige Personalwechsel seit dem letzten Album. Hatte das Auswirkungen auf den Schreibprozess?

Stimmt. Zwei von fünf sind neu. Drei von uns haben schon zusammen aufgenommen. Ich war auf allen fünf Alben, Adam Caroll war auf den Alben eins bis drei, und jetzt Nummer fünf. Carlos [Cruz] war auf den Alben drei bis fünf. Im Grunde haben ich, Adam und Carlos das Album geschrieben, deshalb klingt es auch nach der gleichen Band.

Ihr habt euch eure Kontinuität also bewahrt.

Es war uns wirklich wichtig, das zu machen. Wir wollten nicht als komplett anders klingende Band wiederkommen. Wir wollten wir selbst sein, besser, schärfer, ernsthafter, cleverer, und tighter. Wir wollten im Grunde WARBRINGER sein, wie zuvor, aber verbessert auf allen Ebenen, die ultimative Version.

Es gibt einen elfminütigen Song auf dem Album. War das auch geplant oder ist das halt so passiert?

Ich wollte einen langen, epischen Abschlusssong machen, aber die Länge von elf Minuten war nicht geplant. Ich hatte mehr an sieben bis acht gedacht. Aber die Jungs haben dann diesen Instrumentalteil geschrieben, und das ist tatsächlich ein Punkt wo Jessie und Chase, die neuen Mitglieder, mitgeschrieben haben. Der lange Soloteil im Song wurde von ihnen komponiert und so hatten wir das ursprünglich nicht geplant. Aber wir fanden das toll, und mit dem Fadeout an Ende waren es dann 10:53 Minuten oder so. Und weil der Song über das Ende des ersten Weltkriegs ist, der auf unheimliche und prophetische Weise um elf Uhr morgens am 11.11. geendet ist, haben wir den Song auf genau 11:11 Minuten verlängert.

Du hast vor einer Weile ein Interview mit dem Forbes Magazine gemacht. Da hast du gesagt, dass eine Europatour um die 40,000 Dollar kosten kann „bevor das Flugzeug überhaupt landet“.

Bevor man selbst Geld damit verdient, so war das eher gemeint. Das haben die etwas dramatisiert. Aber ja, zuerst mal die Flüge. Selbst mit null Crewmitgliedern müssen fünf Leute transatlantik fliegen, das ist teuer. Dann braucht man Transportmittel und Ausrüstung, denn da kann man nicht alles mitnehmen. Um Sachen für eine einmonatige Tour mitzunehmen zahlt man beim Flug nochmal leicht 500 bis 1000 Dollar drauf. Und man muss Crew anheuern. Das nötige Startkapital ist also wirklich hoch, und das muss man erstmal reinholen, bevor man überhaupt Gewinn machen kann. Wenn man das mal geschafft hat, ist eigentlich alles soweit in Ordnung. Busse werden normalerweise nicht plötzlich teurer. Wenn man mehr Crew bucht, oder bessere Ausrüstung, hat man Zusatzkosten, aber die Grundausgaben sind dann gedeckt. Ob man eine große oder eine kleine Band ist macht da wenig Unterschied, weil man ja das Gleiche macht, mal abgesehen von extra Trucks mit Spezialausrüstung oder so, wenn man das Level mal erreicht hat. Für uns ist das wirklich schwierig, denn erstmal zu dem Punkt zu kommen, wo man seinen Unterhalt verdient, ist hart. Oder gar mit Gewinn heimzukommen, selbst wenn die Tour erfolgreich war.

Ihr seid ja auf einem Level, wo ihr keine wirklich kleine Band mehr seid. Wie realistisch ist so eine Tour, auch für kleinere Bands?

Wir können das machen, wir kommen da klar. Aber werden wir mit vollen Taschen nach Hause kommen? Nein. Als Band sind wir auch an einem Punkt, wo wir uns quasi wiederbeleben. Deshalb investieren wir das Geld, das wir verdienen, wieder in die Band, um ein Niveau zu erreichen, das an das von großen Bands heranreicht, oder sogar übertrifft. Denn wir denken, dass wir uns als Musiker mit so ziemlich jedem da draußen messen können. Wenn man eine neue Band live sieht, dann oft ohne, dass sie einen Soundcheck hatten, zehn Dezibel leiser als der Headliner, aufgebaut vor dem Drumkit, mit schlechterer Ausrüstung, also einfach vielen Nachteilen. Und dann sagen alle „naja, also der Headliner war besser“. Ach, was du nicht sagst… Und das ist ein anderes Problem, mit dem kleine Bands kämpfen.

Dagegen will ich angehen, denn ich will eine 10/10 Live-Performance hinlegen. Ich denke, wir haben eine Band, die das kann, und das will ich pushen. Aber heute wirst du merken, dass du keine unserer Banner sehen wirst. Unser Drumkit steht vorne vor dem der Hauptbands, und wir spielen eine halbe Stunde, um 18:00 Uhr. Wir spielen vor einem großen Publikum, aber wir können nicht das volle Programm abziehen, und das ist schade, denn wir sind eine Band, die jetzt fünf Alben hat, und ich will das. Naja, es müssen wohl mehr Leute unsere verdammten Alben kaufen (lacht), und das kann man nicht herbeiführen. Man kann nur die Musik machen, an die man glaubt, und am Ball bleiben.



Das ist ein guter Punkt, den du da anbringst. Was können Fans machen, um euch am besten zu unterstützen? Ist es der Merch, sind es Konzertbesuche…?

Alles das. Alben, Merch, Shows. Jede Art der Unterstützung, die die Musikindustrie auch nachverfolgen kann. Nicht nur Dinge, die der Band Geld einbringen, sondern auch alles, was ihren Bekanntheitsgrad erhöht.

Also auch Mundpropaganda, etc.

Ja, auch. Aber aus Sicht der Musikindustrie vor allem auch was wie oft verkauft wurde. Also auch, wenn eine Band nicht so viel an den CDs verdient, haben die Verkäufe Einfluss darauf, wie sie von der Industrie wahrgenommen wird, und das ist wichtig. Für uns als Band entscheidet das, ob ihr uns auf dem nächsten großen Festival zu sehen bekommt, etc. Natürlich würden wir die gerne spielen, aber das ist nicht wirklich unsere Entscheidung. Es gibt bestimmte Festivals, wie Bloodstock oder Hellfest, die uns halt noch nie gefragt haben, denen wir egal sind. Oder 70000 Tons of Metal, das ist noch so eins. Denen sind wir scheißegal. Wir haben jedes Jahr angefragt, aber nein, kein Interesse.

Das überrascht mich, denn als ich da war, waren da echt auch weniger interessante Bands, als ihr es seid.

Ich weiß. Die mögen halt hauptsächlich kitschiges Keyboard-Zeug. Es geht auch oft um Networking, wer gerade an welchen Bands interessiert ist, oder wer zufällig wen getroffen und mit ihm ein Bier getrunken hat. Oder auch einfach darum, wie man als Band wahrgenommen wird. Wir kämpfen gegen sowas. Wir haben sehr jung angefangen und haben ein typisch rohes, schluderiges Trash-Album gemacht, und alle tun so, als wären wir immernoch diese Band. Aber das war vor zehn Jahren, und mittlerweile können wir eine Show abliefern, die meiner Meinung nach so ziemlich alle alten Achtziger-Bands zerlegt. Keine von denen spielt so hart wie wir, keine. Nicht mal SLAYER und so. Wir spielen Songs, die wir geschrieben haben, um extremer zu sein. Auf hohem Niveau beim Songwriting und mit besseren Solos. Und während wir das tun ist uns bewusst, dass das, was wir machen, im echtem, tatsächlichem Metal verwurzelt ist. Und das wollen wir auf eine Art machen, die intensiver und auf einem höheren Niveau ist, als wir es bisher gehört haben.

Ich denke jetzt haben wir das geschafft, jedenfalls habe ich das Gefühl, und das will ich der Welt zeigen. Dass Heavy Metal kein Genre ist, das nur in den Achtzigern gut war, oder bei dem es keine guten neuen Alben mehr gibt. Ich hoffe, die Metalszene wird ihre Einstellung da ändern, und neue Bands mehr unterstützen. So, dass auch sie headlinen können und wirklich eine Chance haben, auf dem Level mitzuspielen. Die meisten neueren Bands da draußen schreiben interessantere Alben und spielen intensivere, leidenschaftlichere Shows, wo mehr geheadbangt wird und es mehr abgeht, also alles das, weshalb man zu Konzerten geht. Meiner Meinung nach sind die wirklich Retro Thrash Metal Bands heutzutage die alten Typen, die versuchen, sich daran zu erinnern, was zur Hölle es war, zu thrashen. Wir wollen vorangehen und einen neuen Thrash-Sound machen, und die alten Thrash Metal Bands versuchen, an die alten, glorreichen Tage anzuknüpfen. Also welche sind dann die Retro-Bands?

Ihr spielt ja gleich schon, und die letzten Worte gebühren natürlich dir.

Das aktuelle Album ist das fünfte WARBRINGER Album, hört mal rein, es wird euch weghauen. Und wenn das sechste rauskommt, wird es das auch tun. Wir versuchen, das höchste Niveau an Performance und Songwriting zu erreichen. Dazu sind wir fähig, und sobald wir das nicht mehr sind, verpissen wir uns von der Bühne, denn das machen Musiker mit Ehre. Keep it metal, keep it heavy und denkt daran, dass diese Musik auch morgen noch gebraucht wird. Sie sagt etwas aus, und bringt dich dazu, etwas zu fühlen, was kein anderer Stil kann. Deshalb müssen wir sie spielen!

Vielen Dank für das Interview!

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Quelle: John Kevill, Warbringer
04.05.2017

headbanging herbivore with a camera

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