Hellfest
Der Bericht - Hellfest 2010

Konzertbericht

Konzert vom 2010-06-18 | , Clisson, Frankreich

Samstag, 19. Juni

Die deutschen Sauf-Thrasher TANKARD enterten schon um 13 Uhr die Hauptbühne 2, verbreiteten mit Nummern wie “Stay Thirsty“, “Chemical Invasion“, “Zombie Attack“ und der Bandhymne “(Empty) Tankard“ eine für die frühe Tageszeit ausgesprochen gute Stimmung zwischen Bierdurst und knackigem Metal und schlossen mit einer umjubelten “Thrash Metal Will Never Die“-Botschaft.

Die Todesblei-Institution ASPHYX fegte dann zur Kaffee-Zeit durchs RockHard-Zelt, mächtig und enthusiastisch wie immer. Die alten Kracher “M.S. Bismarck“ oder “Wasteland Of Terror“ verschmolzen mit den Brechern neueren Datums wie “Death…The Brutal Way“ und “Eisenbahnmörser“ zu einer gnadenlosen Abrissbirne. Martin van Drunen lies sich auch mal wieder nicht lumpen, eine von Verachtung zeugende Ansage in Richtung von trendigen Kaspertruppen loszulassen und den Old School Death Metal zu preisen – erneut bestätigten die Holländer, dass sie wohl in diesem Leben keinen schlechten Gig abliefern können.

Als die langsam tiefer sinkende Sonne das Gelände in ein angenehm warmes Licht tauchte, wurde es Zeit für SLASH, seines Zeichens lebende Legende an der Gitarre. Erstaunlich viele GUNS N‘ ROSES-Klassiker, insbesondere vom großen “Appetite For Destruction“-Album, hatten sich ihren Platz in der Setlist erkämpft und Myles Kennedy von ALTER BRIDGE am Mikrofon gab die Axl Rose-Kopie so gut, dass man sich mit geschlossenen Augen tatsächlich in ein Frühneunziger-Konzert der Gunners hinein träumen konnte. Aber man täte den Herren Unrecht, wenn man das restliche Material (von VELVET REVOLVER und der aktuellen SLASH-Scheibe) übergehen oder gar als notwendiges Übel abstempeln würde – die Musiker hatten sichtlich Spaß und so gelang es ihnen im wahrsten Sinne des Wortes spielend, diesen auch auf das äußerst zahlreich erschienene Publikum vor der Hauptbühne zu übertragen.

Setlist SLASH
01) Ghost
02) Back From Cali
03) Nighttrain
04) Rocket Queen
05) Suckertrain Blues
06) Nothing To Say
07) By The Sword
08) Civil War
09) Slither
10) Sweet Child O‘ Mine
11) Paradise City

Sehenswert waren auch TWISTED SISTER, die US-amerikanische Hard-Rock-/Hair-Metal-Band um Daniel “Dee“ Snider, wenngleich die Publikumsreaktionen nicht durchweg so euphorisch wie etwa bei SLASH waren. Nicht wenige Rocker und Metalheads gierten offenbar nur nach den beiden bekannten Rockhymnen “We’re Not Gonna Take It“ und “I Wanna Rock“ – die dann auch jeweils aus vielen tausend Kehlen mitgeschreisungen wurden. Wie auch etliche andere Bands des Hellfest 2010 erwiesen TWISTED SISTER dem kürzlich verstorbenen Ronnie James Dio die Ehre und packten mit “Long Live Rock’n’Roll“ ein gelungenes RAINBOW-Cover aus.

Setlist TWISTED SISTER

01) Under The Blade
02) The Kids Are Back
03) Stay Hungry
04) Captain Howdy
05) You Can’t Stop Rock’n’Roll
06) We’re Not Gonna Take it
07) Long Live Rock’n’Roll (RAINBOW-Cover)
08) The Price
09) The Fire Still Burns
10) Burn In Hell
11) I Wanna Rock
12) S.M.F

Auch bei ALICE COOPER, dem Headliner des Samstags, verhielt es sich ähnlich – die meisten der Tausenden vor der Mainstage schienen nur auf die Hits “Poison“ und “School’s Out“ zu warten. Die gab es natürlich auch, dazu eine knallbunte Show mit Zwangsjacke, Galgen, Guillotine und vielen anderen Gimmicks, die mehr wie eine große Zauber-Show denn wie ein Rockkonzert wirkte und die Musik etwas in den Hintergrund treten ließ.

Zu ganz später Stunde sollte an diesem langen Tag noch folgen, was sich als grandiosester Auftritt des gesamten Festivals herausstellte. Ohne Firlefanz betraten die alten Grindcore/Death Metal-Götter CARCASS die wechselweise in kühles Blau oder warme Orange-Töne getauchte Bühne, rechts und links nur flankiert von kleinen, vom Bandlogo verzierten Aufbauten. Und dann legten sie auch ohne Gerede los, spielten Stück um Stück vom 1991er „Necrotism“-Album und einige wenige Hits vom “Heartwork“-Album, äußerst stilvoll überschattet von einer Videoleinwand, die allerlei Abbildungen aus den alten Alben den Engländer zeigte – Autopsiebilder, Leichen, abgetrennte Gliedmaßen, medizinische Instrumente, von Krankheiten zerfressene Geschlechtsorgane und das ganze grausame Programm. Jeff Walker, der eine starke, eindringliche Gesangsleistung ablieferte, schickte dann kurz vor Schluß doch noch eine Botschaft in die vom langen, kräftezehrenden Tag ausgelaugte, aber begeisterte Masse, die doch diejenige sei, „die dabei ist, wenn CARCASS all den 20 Jahre alten Kram spielen“. Es bleibt nach diesem eindrucksvollen, in jeder Hinsicht stimmigen Auftritt nur zu konstatieren, dass diese Band ihren Legendenstatus völlig zu Recht innehat.

Setlist CARCASS
01) This Mortal Coil
02) Inpropagation
03) Corporal Jigsore Quandary
04) Symposium Of Sickness
05) Pedigree Butchery
06) Incarnated Solvent Abuse
07) Carneous Cacoffiny
08) Buried Dreams
09) Heartwork
10) Lavaging Expectorate Of Lysergide Composition

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28.06.2010

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