Taubertal Open Air 2000
Taubertal Open Air 2000

Konzertbericht

Billing: Taubertal Open Air 2000
Konzert vom 2000-08-01 | , Taubertal

Jazzkantine – Noch vor zwei Jahren Headliner, jetzt Vorvorband. Die Jazzkantine wurde offensichtlich etwas zurückgestuft, aber nach Aussage von Cappucino mache ihnen das nichts aus, so sei halt nun mal das Musikgeschäft. Und da die Jazzkantine ebensoviel Projektcharakter wie Bandattitüden hat kann man das schon wegstecken. Diese Selbstauffassung war auch bei ihrem Auftritt unübersehbar, die Jazzkantine spielte souverän ihr Repertoire herunter, hatte Spass dabei, lies jedem Musiker seinen Soloapplaus zukommen, aber eine wirkliche Band-Publikums-Beziehung kam nur ansatzweise auf. Vielleicht war auch dies der Grund für die Veranstalter die Jazzkantine nicht headlinen zu lassen. Such A Surge – Yo, für mich waren von vornherein SAS der Headliner dieses Abends, wer kann schon mit Fury in the Slaughterhouse etwas anfangen. Such A Surge haben ja einen verdammt guten Ruf als Liveact zu verzeichnen, die Fangemeinde war an diesem Abend mehr als gut vertreten und zu Beginn des Auftritts waren schätzungsweise 1500 Pogofreunde vor der Bühne. Wohlgemerkt vor der Bühne, denn der Rest des Geländes war mittlerweile auch brechend voll. Such A Surge, und das kann man wieder mit Sicherheit sagen, hielten ihre Fans mit wie gewohnt dreckigem Sound, derben Raps und knüppelnden Drums von Anfang bis Ende auf Trab. Oli und Michel ließen den Kontakt zum Publikum nie abreißen, sondern schafften es vielmehr die Menge mitzureißen und mit ihr in den Surge-Effekt einzutauchen. Kleiner Insider: Als Finish eines Songs spielte der Gitarrist die Hookline von Reign in Blood, was mich sofort wachrüttelte und an die unvergesslichen Shows von Slayer erinnerte. Dagegen erschien dann die Musik von Such A Surge ziemlich monoton und wir führten für den Rest des Auftritts einen “Good Old Times™”-Dialog. SAS überzeugten auf ihre Weise, das Publikum hatte Spass und etwa jeder vierte Crowdsurfer musste zu den Sanis, gute Quote also. Zu Fury möchte ich mich nicht äußern, es nur diese kleine Anekdote angebracht: Die Hannoveraner Snobs verlangten 60 kg Eiswürfel um ihre Getränke zu kühlen, schließlich hat man es als Superstar gar nicht nötig zum VIP-Kühlschrank zu gehen. Als dann mit Mühe und Not grade mal 20 kg Eiswürfel aufgetrieben werden konnten zeigte man sich bei Fury ziemlich entrüstet über den schlechten Service J. Einziger Höhepunkt ihres Auftritts war als bei “Every generation got its own disease” drei Typen der Jazzkantine splitternackt auf die Bühne kamen und abtanzten. Sportsfreunde Stiller – Am Sonntag konnte man sich wieder über richtig geiles Wetter freuen und etliche Partyfans entschieden sich für einen Biergarten in der Tauber. Heute spielten zwar mit Abstand am meisten Bands, richtig interessante gab es aber nur ganz wenige. Zu ihnen zählten die Sportsfreunde Stiller, die mit ihrem Melodic-Punkrock und wirren deutschen Texten an Tocotronic erinnerten. Der Stil von den Sportsfreunden ist dennoch ziemlich eigen, und das ist gut so. Sportsfreunde waren der Geheimtip des TOA. Es folgten ein Schwung von Langeweile-Bands, die nur von den Belgiern K’s Choice unterbrochen wurden. Selten hat man live so locker-flockigen und dennoch so überzeugenden Pop-Rock gesehen. Frontfrau Sarah Bettens faszinierte durch ihre unverklemmerte, ehrliche Art, da kann sich auch so manches ein Metallerherz dran freuen. Reamonn – Entgegen aller Befürchtungen bestand das Programm von Reamonn nicht ausschließlich aus dem Song “Supergirl”, sie spielten ihren Hit tatsächlich nur einmal. Das ihre anderen Songs weniger bekannt sind, war an den Reaktionen im Publikum eindeutig festzumachen: Bis auf einen mittelgroßen Haufen in den vorderen Reihen, welcher größtenteils aus pubertierenden Mädels bestand, war die große Masse nur bei Supergirl hemmungslos am abrocken. Reamonn dagegen machten sich unerwartet gut auf der Bühne. Musikalisch haben sie tatsächlich mehr drauf als man glaubt. Doch dass “Supergirl” bei einer Jamsession in 10 Minuten entstanden ist, wie der Keyboarder auf der Pressekonferenz erklärte, kann man dann doch nicht glauben.

Taubertal Open Air 2000

Seiten in diesem Artikel

123456
31.08.2000

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36672 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare