
Testament + Obituary
Thrash Of The Titans Tour 2025
Konzertbericht
Metal erobert die Live-Bühnen zurück. Trotz teilweiser hoher Preise, was Tickets und insbesondere Merchandise (50 Euro für eine LP, 70 für einen Hoodie in diesem Fall) angeht hat man dieser Tage den Eindruck, dass Shows häufig wieder richtig gut besucht werden. Sicherlich gehört das Package aus NERVOSA, DESTRUCTION, OBITUARY und TESTAMENT eher zum Mainstream denn zum Underground, doch eine Warteschlange zum Einlass, die fast bis zu den ersten Parkmöglichkeiten um den Wiesbadener Schlachthof reicht, spricht Bände. Zugegeben, hier steht vorwiegend das mittelalte bis alte Semester, doch die aufspielenden Protagonisten haben jeweils auch fast alle mehr als 30 Jahre Bandgeschichte auf dem Buckel.
Metal erobert die Bühnen zurück
Da steht das internationale Female-Quintett NERVOSA mit ihren zwischen 30 und 40 Jahre alten Musikerinnen für die jungen Wilden, den Nachwuchs. Dem macht die Truppe im Laufe ihres kurzen Einheizergigs allerdings alle Ehre, denn wenn die Band um Gitarristin und Sängerin Prika Amaral eines hat, dann ist es Power. Nach gefühlt endlosem Hin und Her scheint das Line-Up inzwischen einigermaßen stabil und man fokussiert sich offenbar verstärkt auf die Gegenwart. Jedenfalls stammt fast jeder performte Song aus dem aktuellen Album „Jailbreak“, das aber, trotz massiver personeller Veränderungen, hauptsächlich mehr vom Gleichen bietet. In den Fokus rücken dabei immer wieder die feinen Soli von Gitarristin Helena Kotina, welche die ansonsten recht eindimensionalen Stücke auflockert.
Setlist:
01. Seed Of Death
02. Behind The Wall
03. Kill The Silence
04. Perpetual Chaos
05. Venomous
06. Jailbreak
07. Endless Ambition
Mit DESTRUCTION folgen schließlich die ersten richtigen Klassiker, zu denen Thrash-Fans dennoch häufig ein ambivalentes Verhältnis hegen. So ist es fast schon typisch, dass einige Anwesende den Auftritt der Baden-Württemberger demonstrativ zum Bier holen, quatschen oder Kopfstand machen nutzen – Hauptsache den Schmier nicht sehen. Auf der Bühne liefert dieser mit seiner Entourage allerdings keine Argumente für vergleichbare Verhaltensweisen, denn abseits von ein paar gewohnten Sprüchen über Metal, seine Hörer und die Unity zockt das Quartett sein Set solide und mit spürbarer Spielfreude herunter. Zwar dauert es ein wenig, bis die satten Thrash-Hymnen die Synapsen zur chemischen Erleuchtung bringen, doch die allseits bekannten Rifffolgen eines „Mad Butcher“ oder „Bestial Invasion“ können nur gereckte Fäuste und die ersten Moshpits des Abends zur Folge haben.
Setlist:
01. Curse The Gods
02. Nailed To The Cross
03. Scumbag Human Race
04. Mad Butcher
05. No Kings No Masters
06. Thrash ‚Til Death
07. Bestial Invasion
OBITUARY haben so etwas wie das SODOM-Syndrom. Sie werden im Spätherbst ihrer Karriere noch einmal zu richtigen Rampensäuen. Schon auf der Tour im letzten Jahr, gemeinsam mit JINJER und SEPULTURA, waren die Florida-Deather mindestens das geheime Highlight. Heuer stecken sie diesen Titel locker in die Tasche. Und das, trotz massiver Konkurrenz. Schon die ersten Klänge in Form des Instrumentals „Redneck Stomp“ fegen mit einer Brutalität durch den Schlachthof, dass dieser seiner Namensgebung nicht gerechter werden könnte. Donald Tardy bedient das Artilleriefeuer mit dem wohl mächtigsten Schlagzeugsound 2025, während sich Trevor Peres und Kenny Andrews durch das old-school-lastige Set knarzen.
Geilste Schweinerei seit es Death Metal gibt
Die Zuschauer:innen bilden ein Meer aus Bewegung, nassen Haaren und Shirts, Moshpits sowie ekstatischen Fistraisern. OBITUARY gelingt es letztlich nicht nur, ihr Set auf unfassbar hohem Niveau in die Menge zu brettern, sondern sie inszenieren auch eine hervorragende Spannungskurve, die im Grande Finale nach dem CELTIC FROST-Cover „Circle Of The Tyrants“ kulminiert. Der Vierer „Chopped In Half“, „Turned Inside Out“, „I’m In Pain“ und „Slowly We Rot“ ist an diesem Abend die geilste Schweinerei seit es Death Metal gibt und untermauert den absoluten Headliner-Status, mit dem OBITUARY derzeit agieren.
Setlist:
01. Redneck Stomp
02. Sentence Day
03. A Lesson In Vengeance
04. The Wrong Time
05. Infected
06. Body Bag
07. Dying
08. Cause Of Death
09. Circle Of The Tyrants
10. Chopped In Half
11. Turned Inside Out
12. I’m In Pain
13. Slowly We Rot
Fraglos haben es TESTAMENT da tatsächlich erstmal schwer. Als 3D-Objekt thront ein riesiges Skelett hinter dem Schlagzeug und ummantelt die Bühne mit seinen knöchernen Griffen. Die Band aus Oakland, Kalifornien, war nicht immer für den besten Live-Sound bekannt, doch mittlerweile hat man Hoch- und Tieftöne im Griff, sodass der Opener „D.N.R. (Do Not Resuscitate)“ gepfeffert aus den Boxen schallt. Hinter dem plastischen Knochenmann verbirgt sich das passende Banner zum neuen Album „Para Bellum“, was darauf hindeutet, dass die wenigen Stücken der neuen Scheibe noch etwas auf sich warten lassen müssen. Das heißt aber nicht, dass TESTAMENT hier die ultimativen Klassiker auspacken, sondern vorwiegend auf jene Songs setzen, die sich schon seit langer Zeit in der Setlist befinden.
Problemlos in den sicheren Hafen
Das sind folglich Alltimer wie „Low“, „More Than Meets The Eye“, bei dem man auch das inzwischen etwas ausgelaugt wirkende Publikum wieder Oho-mäßig abholt, oder „Practice What You Preach“. Den mittlerweile gar nicht mehr allzu neuen Drummer Chris Dovas stellen die US-Amerikaner zwischendurch mit einem ganz netten Drum-Solo vor. Eine viel klarere Sprache sprechen da eher die neuen Songs. Gerade bei „Infanticide A.I.“ kann der 27-Jährige zeigen, dass mit ihm Tempo und Präzision problemlos möglich ist, wenngleich natürlich die jüngeren Fußstapfen mit Gene Hoglan und Dave Lombardo endlos tief erscheinen. Mit „Electric Crown“ und „Into The Pit“ fahren TESTAMENT ihren Gig in den sicheren Hafen, müssen sich aber an diesem Abend hinter ihrem Support anstellen.
Setlist:
01. D.N.R. (Do Not Resuscitate)
02. WWIII
03. Practice What You Preach
04. Sins Of Omission
05. Native Blood
06. Trail Of Tears
07. Low
08. More Than Meets The Eye
09. Drum Solo
10. First Strike Is Deadly
11. Infanticide A.I.
12. Shadow People
13. Return To Serenity
14. Electric Crown
15. Into The Pit
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Patrick Olbrich



















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