Amon Amarth - The Great Heathen Army

Review

Eine Rezension zu einem neuen AMON-AMARTH-Album zu schreiben ist gleichermaßen eine dankbare wie auch schwierige Aufgabe. Die Death-Metal-Band mit Wikingerthematik geht in der Arbeit an ihren neuen Songs mit der selben Konstanz wie andere Szenegrößen vor, sodass letztlich rein theoretisch selten mehr als drei Zeilen zur neuen Langrille nötig wären. Es wäre der Band und ihrer stetig wachsenden Fanschar gegenüber jedoch unfair, sie mit einem Schachtelsatz abzustempeln, sodass wir natürlich ausführlich in „The Great Heathen Army“ reingehört haben. Immerhin machen AMON AMARTH mit diesem Album bereits das Dutzend voll. Wie schaut es also aus, Stagnation oder Fortführung?

AMON AMARTH spielen auf einmal Post-Rock!

Ha, erwischt! Nein, das stimmt natürlich nicht, aber AMON AMARTH legen mit „Get In The Ring“ ein richtig schön fettes Death-Metal-Eingangsriff vor, das in Sachen Openerqualitäten „Jomsviking“ und „Berserker“ eindeutig die Hosen auszieht. Das Lied hat die Band für ihren Freund und Wrestler Erick Redbeard als Einlaufmusik geschrieben, ohne dabei konzeptuell die bekannte Wikingerthematik zu vernachlässigen.

Auch der Titeltrack ist ein flotter, aber auch sehr fetter Stampfer mit einer sehr passenden Mitgrölstelle als Rausschmeißer. Insgesamt fällt schon nach den ersten zwei Songs auf, dass AMON AMARTH in der Produktion wieder mehr Druck reingebracht haben und zudem klingt alles ein Stück ausdifferenzierter als auf den vergangenen Alben. Insbesondere den Gitarren wird mehr Raum gegeben und es werden haufenweise griffige Hooks unter die Leute gebracht.

„The Great Heathen Army“ wirkt kompakt und griffig

Selbstverständlich wurde das Erfolgsrezept im weiteren Verlauf des Albums nicht wirklich verändert, es sind auch keine Post-Rock-Anleihen zu erkennen, aber das Album wirkt kompakter als seine Vorgänger. Mit gerade einmal neun Songs und 43 Minuten Laufzeit ist das auch nicht nur ein Gefühl, Füllmaterial hat es dieses Mal nicht in die nähere Auswahl geschafft. Denn auch, wenn Alben wie „Berserker“ mit Stücken wie „Fafner’s Gold“ oder dem epischen „Shield Wall“ echte Brecher zu bieten hatten, so sind doch immer einige Songs auch als Standardkost in Vergessenheit geraten. „The Great Heathen Army“ wirkt da mehr wie aus einem Guss.

Eine kleine Überraschung gibt es dann gegen Ende des Albums doch auch noch, bei „Saxons And Vikings“ gibt sich Biff Byford von SAXON die Ehre und teilt sich die Gesangsaufgaben mit Johan Hegg. Die daraus entstehende Dynamik weiß zu gefallen und lockert die Growls gut auf. Anschließend folgt mit „Skagul Rides With Me“ das einzige Stück, das wohl doch als Filler bezeichnet werden kann, bevor das Epos „The Serpents Trail“ die Scheibe abschließt.

AMON AMARTH – Zwölf Alben und kein bisschen müde

AMON AMARTH hat die Reduktion der Albumspielzeit und die Besinnung auf gut gemachten, melodiösen Death Metal gut getan und so kommt „The Great Heathen Army“ als eines der besten Werke seit „Twilight Of The Thunder God“ um die Ecke, das Fans wie Neueinsteiger gleichermaßen mehr als zufriedenstellen sollte.

28.07.2022

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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