An Early Cascade - Versus

Review

Diese Band will’s nun wirklich wissen. Egal, ob man sich den Internet-Auftritt von AN EARLY CASCADE anguckt, bei dem sie geschickt soziale Netzwerke zu Promo-Zwecken nutzen und für einen kontinuierlichen Strom an Neuigkeiten sorgen, ob man das schicke Digipack-Artwork betrachtet oder sich einmal live mit den Bandmitgliedern unterhält, überall begegnet einem die Professionalität einer Band, die bereit ist, für ihren Erfolg hart zu arbeiten. Noch beeindruckender – und auch unendlich viel wichtiger – ist aber, was die Stuttgarter auf ihrem zweiten Album „Versus“ musikalisch abliefern.

Kackdreist beginnt man das Album mit dem nur aus zwanzig Sekunden der Stille bestehenden Intro „Mute Mode“. Was danach über den Zuhörer hereinbricht, ist ein wahres Inferno aus geilen Riffs, starken Melodien und vielen Elementen, die man von der Band angesichts ihrer Emo- und Metalcore-Wurzeln gar nicht zugetraut hätte. Schon der Opener „Everything Is Wrong, Everything Is Ok“ vereint so viele verschiedene Einflüsse zu einem dennoch runden Gesamtsound, dass man hier mit Fug und Recht von „Progcore“ sprechen kann.

Im direkten Vergleich fallen die folgenden „Moth-Eaten“ und „Of War Is At War“ merklich ab. Beide Stücke bieten gut gemachten aber wenig spektakulären Metalcore-Standard und wirken im Album-Kontext so, als handle es sich um Überbleibsel früherer Songwriting-Sessions, die die Band aufgrund ihrer Qualität nicht einfach wegwerfen wollte, aber lieber mal schnell zu Beginn des Albums verbrät, bevor man sich der eigentlich viel interessanteren neuen musikalischen Ausrichtung zuwendet. Denn vom mit deutlichen Electro-Effekten gespickten „Digital Me“ bis hin zum eruptiv-melancholischen Titeltrack sind hier Eigenwilligkeit und Abwechslungsreichtum Trumpf und machen „Versus“ zu einem fantastischen Hörerlebnis.

Vereinzelt wildert man sogar in doomigen Gefilden, wie beim hypnotischen Instrumental-Zwischenspiel „In Between Mountains“. Überwiegend geht es aber deutlich flotter und heftiger zur Sache. Dass die Band Humor hat und auch extraschräge Ideen nicht scheut, zeigt das heftige „Cutty Sark“ das nach einem Break plötzlich mit einem akustischen Akkordeon-Part inklusive schunkelig-morbider Seefahrer-Stimmung und gesanglicher Black-Metal-Reminiszenzen aufwartet. Erstaunlich wie gut dieser wilde Stilmix funktioniert, nur selten fühlt man sich als Hörer vom Ideenreichtum des Quintetts überfordert oder kann kleinere Brüche im harmonischen Gesamtklang entdecken.

Das ist nicht zuletzt ein Verdienst von Sänger Maik Czymara, der mit seiner wandlungsfähigen Stimme sowohl derbe Shout-Parts als auch sphärischen Clean-Gesang hervorragend hinbekommt. Die Produktion ist angenehm dynamisch und transparent geraten, wenngleich einzelne Gitarrenparts teilweise zu flach wirken. Wirklich störend ist das aber nicht und bedenkt man, dass das Budget der Band vermutlich eher überschaubar gewesen sein dürfte, haben sie mit Produzent Jan Kerscher sicherlich eine gute Wahl getroffen.

„Versus“ ist sicherlich noch kein perfektes Album, dürfte aber sicher auch in zwanzig Jahren noch als wichtigster Schritt für die Karriere von AN EARLY CASCADE bezeichnet werden, wie auch immer diese zukünftig verlaufen wird. Ein solider Grundstein ist jedenfalls schonmal gelegt und möglicherweise dürfte ihnen die Teilnahme beim „Play Live“-Wettbewerb der Baden-Württembergischen „Popbüros“, wo die Band als eine von zwölf Gruppen der unterschiedlichsten Musik-Genres den Sprung in die Coaching-Phase geschafft hat, weiteren Auftrieb verleihen. Den weiteren Werdegang der Stuttgarter werde ich jedenfalls aufmerksam verfolgen.

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28.05.2012

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