Avsky - Scorn

Review

Traditionalismus ist musikalisch gesehen ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite kann eine Band ihren Wurzeln treu bleiben, mit viel Zitierliebe auf die Stärken von bestehendem verweisen und ihm Tribut zollen. Auf der anderen Seite ist der Schritt über die Grenze der Generik und blanker Einfallslosigkeit nicht mal eine Hand breit. AVSKYs „Scorn“ balanciert diese Gradwanderung auf Albumlänge aus und neigt dabei hin und wieder zur einen, meistens aber zur anderen Seite.

Ein Grund dafür, dass das dritte Album der Schweden über weite Strecken scheitert, ist das komplette Fehlen von Augenzwinkern und Selbstreflexion. Natürlich muss Black Metal ernsthaft sein, aber wer seine Hausaufgaben gemacht hat, weiß, dass man ein mittelmäßiges Riff nicht auf eine dreiviertel Stunde ausdehnt. Egal wie krass eine zum verwechseln ähnliche Akkordfolge bei MALIGN klang. AVSKY sind definitiv Abkömmlinge dieser schwedisch-orthodoxen Blutlinie, setzen das Konzept aber leider viel weniger zwingend um. Seine Sternstunden hat „Scorn“ abseits der ausufernden Blastbeats; hier können sich Kreativität und Zitierfähigkeit im Umgang mit der alten Schule ausbreiten.
Das sphärisch-rockende „The Sickness Within“ ist da gelungener als der Rest der Platte.

Insgesamt hübschen die ganzen Anleihen bei CRAFT und MALIGN das Gesamtbild zwar auf, können aber nicht verstecken, dass AVSKY ärgerlich Einfallslos sind. Musik von Black-Metal-Fanatikern, gemacht für Black-Metal-Fanatiker. Das ist musikalischer Inzest in Reinkultur und nicht gerade ein wertvoller Beitrag für die Musikwelt. Das können auch die stimmigen Momente auf „Scorn“ nicht wettmachen.