Behemoth - Opvs Contra Natvram

Review

Aus Polen ziehen finstere Wolken zu uns herüber, die das neue Werk von dessen Vorzeigeketzern BEHEMOTH begleiten. Das drohende Grollen, welches damit einhergeht, kündigt an: Bandkopf Nergal ist sauer. Sauer auf den destruktiven Umgang der Menschen miteinander in der digitalen und physischen Welt sowie auf die obligatorischen religiösen Heuchler, welche ihn in seiner Heimat regelmäßig versuchen an den Pranger zu stellen. Dementsprechend klingt auch das neue Werk mit dem abermals ungewöhnlichen Titel „Opvs Contra Natvram“. Dieser soll in etwa dafür stehen, sich gegen die negativen und destruktiven Tendenzen der Gesellschaft zu stellen. Die Waffen hierfür heißen auch auf diesem Album ganz typisch für BEHEMOTH: Freiheit, Individualismus, Abkehr von blindem Glauben und eigenständiges Denken.

BEHEMOTH ziehen mit Spartacus in die Schlacht.

Das mit um die 3 Minuten recht lang geratene Intro, besteht somit voll im Sinne der oben genannten Punkte, hauptsächlich aus Aufrufen zu eben diesen und wird dabei von ritualistischen Klängen untermalt. Der erste richtige Song „Malaria Vvlgata“ hat es dann anschließend mit ordentlich Wutschaum vor dem Mund auch richtig in sich. So zornig klangen die Polen schon eine Weile nicht mehr. Der im Vergleich zum Vorgängeralbum wieder ein Stück roher klingende Sound fällt ebenfalls direkt auf. Mit „The Deathless Sun“, welches vorab sogar direkt zwei Videos spendiert bekam, wird es danach epischer im Geiste des Bandklassikers „Ov Fire And The Void“. „Ov My Herculean Exile“ wurde als erste Single des Albums ausgekoppelt und ist interessanterweise einer der wenigen gemächlicheren Songs. Ein bis zwei Anläufe braucht der Song, belohnt dafür aber mit dichter Atmosphäre und interessanten Lyrics. Eine weitere Hymne an die individuelle Freiheit ist „Neo-Spartacvs“. Der nach dem ehemaligen römischen Sklaven benannte Song steht sinnbildlich dafür sich mit einer Übermacht anzulegen und sich standhaft gegen Ungerechtigkeiten zu erheben.

„Opvs Contra Natvram“ geht mit dem Kopf durch die Wand.

Die vorab veröffentlichte zweite Single „Off To War“ bläst mit dröhnenden Trompeten zum Freiheitskampf und prescht im Anschluss mit viel Groove in die Schlacht. Nach dem Kampf legt sich kriechender Nebel in Form des Closer „Versvs Christvs“ über das Schlachtfeld. Der Track beginnt überraschend mit düsteren Tastenklängen und ruhigem Gesang von Nergal und erhebt sich danach wie ein verwundeter Krieger, der bis zum Schluss weiterkämpfen will. Kampf ist ein Stichwort, welches die Stimmung des Albums gut wiedergibt. War der Vorgänger „I Loved You At Your Darkest“ von schnell eingängigen Songs mit epischer Stimmung geprägt, fletscht der Nachfolger wesentlich bissiger die Reißzähne. Dadurch braucht es zwar vielleicht hier und da ein paar Anläufe mehr, beißt sich dann aber umso eiserner fest. Zwischendurch erinnern manche Stellen sogar an die Werke der 2000er wie „Thelema.6“ und „Zos Kia Cultus (Here And Beyond“. Statt die erfolgreiche Formel von 2018 zu kopieren und auf Nummer sicher zu gehen, haben sich Nergal und seine Mitstreiter also für den Kopf durch die Wand entschieden und setzten diesen wieder einmal konsequent durch. Der erfolgreiche Lauf seit dem Überwerk „The Satanist“ dürfte also auch mit „Opvs Contra Natvram“ weitergehen.

11.09.2022
Exit mobile version