Bonginator - Retrodeath

Review

Noch bevor „Retrodeath“ an die Ohren dringt, hat das „Gehirn“ bereits losgelegt. Ein BONGINATOR! Eine Bong als Zeitlupen-Terminator! Ein 420-Killerroboter mit Schlaghose und -seite! Wie wenig natürliche Feinde außer BONGZILLA kann ein Bandname haben?

Die Realität ist allerdings vergleichsweise trist, denn: „Eine Gruppe Stoner-Kids nimmt es mit einer Horde blutrünstiger Aliens auf und begibt sich dann auf einen intergalaktischen Roadtrip in die dunkelsten Winkel des Universums.“ Mehr steckt nicht dahinter. BONGINATOR kochen auch nur mit Wasser, vermutlich nicht mehr kristallklarem. Dessen Essenz du dann aber wenigstens als Duftbaum-Note im „Back To Future“-DeLorean finden könntest, der dich hoffentlich zuverlässig schlingernd in die Achtziger (und frühen Neunziger) schießt. Schließlich hörst du ein Album namens „Retrodeath“.

„Retrodeath“ ist leichter Etikettenschwindel

Und tatsächlich reist du mit BONGINATORs Zweiter gewissermaßen akustisch ein paar Jahrzehnte zurück. Das liegt vor allem daran, dass die Jungs „dezent“ ein paar unmissverständliche Hinweise hinterlegen: Samples aus Film- und Spieleklassikern, diverse Synthwave-Passagen, gar eine künstliche Snare. Dazu kommt das bunte Cover als Rezeptions-Geländer. Masters Of The Universe, „Mental Funeral“ und Randy Savage – Weiteres muss gar nicht genannt werden.

Außer natürlich dem Kernelement links unten: den Tapes von „Cause Of Death“, „Left Hand Path“, „Deicide“, „Altars Of Madness“ und „Leprosy“. Also praktisch allem, was du als „Mensch“ mit intaktem kulturellen Wertesystem brauchst.

Doch der Metal BONGINATORs kann den Klassikern der menschenverachtenden Sinnstiftung nicht das trübe Wasser reichen. Und auch die berechtigte Hoffnung auf einen stilistischen Keuschheitsgürtel erfüllt „Retrodeath“ nicht.

Dem Metal von BONGINATOR fehlt das Besondere

Und das rechtfertigt (vielleicht), warum eine Plattenbesprechung das Wesentliche bis zum Ende mit blumigen Worten umkreist. BONGINATOR verzieren ihre Musik mit viel Liebe zum Detail. Doch ihre Songs sind weder Hits noch ausgesucht böse. Dafür sind sie im Zweifel ausgesucht simpel und eben auch nicht in einer Zeitkapsel ausgebrütet.

Statt oben genannter Granden der mentalen Gefährdung baut sich vor deiner bangen Seele beim Hören von „Retrodeath“ ein tendenziell possierlicher Bastard aus SIX FEET UNDER und gemäßigten SANGUISUGABOGG auf („All We Really Are Is Lifestock“; „Intruder Organism“ mit FULCI als Gästen). Er hockt grollend vor dem Rechner und spielt mit diversen Sounds sowie punktuell mit dem Gedanken, auf Espresso umzusteigen. Dann wandelt er sich in eine aufgepumpte Rock n‘ Roll-Version von POWER TRIP („Pizza Time“, „Short Ass Bus“ feat. BIG ASS TRUCK und IGNOMINIOUS) und wirkt eindrücklich.

Dass BONGINATOR musikalisch nicht vollkommen so tun, als seien sie ihre (Groß-)Eltern, ist ihnen dabei nicht wirklich anzukreiden. Und ihr Ansatz, nicht nur über Körperfresser aus dem All, sondern auch über Busse zu singen, ist auch akzeptabel. Die erwähnte Synthwave-Kante ist des Weiteren lobenswert: Wer möchte es ernsthaft verurteilen, dem eigenen klanglichen Oldschool-Zombie ein paar künstliche Organe in Pink und Lila einzuverleiben? Airbrush-Pistole, Double Bass und C64 dürfen gern gemeinsam zum Weltkulturerbe ernannt werden.

Insgesamt aber bleibst du in weitgehender Abwesenheit echter Hooks und origineller Riffs leichter am Cover (WHITE-ZOMBIE-Skateboard! „Blood Diner“-VHS!) und an den Zitaten (Robocop!) hängen als an der eigentlichen Kreatur von BONGINATOR. Die bleibt trotz Konzept und bei massivem Gewicht konturlos.

17.10.2025

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