Cultum Interitum - Poison Of Being

Review

Wenn ich „Poison of Being“, das Full-Length-Debüt von CULTUM INTERITUM, in einem Satz zusammenfassen müsste, dann würde ich wohl sagen: „Poison of Being“ ist ein hochgradig atmosphärisches Stück schwarze Kunst, das aber drei Stufen vor dem Thron ausrutscht und dann liegen bleibt. Aber für einen ersten Versuch ist das gar nicht so schlecht. Nach dem vergleichsweise schnellen, klassischeren Black Metal von „Souldesecration“ beginnt „Into the Ossuary“ dann eher getragen, schwarz und bitterböse, detoniert dann zwischenzeitlich, nur um das dissonante Riff zurückzuholen und einen wieder in die Tiefe (resp. das Ossuarium) zu stürzen.

CULTUM INTERITUM — Profanisierung von Seelen und Licht

Leider zeigt sich beim ersten Teil des Liedes auch eines der Probleme von „Poison of Being“: Der Sänger versucht sich hier an eine Form von Howl, die in etwa so klingt, als würde er am Grunde eines Fasses in einen Eimer husten. Reflexartig möchte, sobald die erste Zeile gesungen ist, der Finger die Skip-Taste drücken — aber dann entgeht einem ein wirklich fieses Stück Schwarzmetall, das neben der großartigen Gitarrenarbeit auch noch mit vergleichsweise standardisiertem Gegrunze und am Ende auch noch einem wirklich fiesen Geflüster aufwartet, bei dem es einem kalt den Rücken runterläuft.

Die Vocals sind generell ein zweischneidiges Schwert, da sie auf der einen Seite sehr abwechslungsreich sind und damit die Falle des einseitig-gleichbleibenden Kreischens, in das Black Metal oft tappt, vermeiden; auf der anderen Seite wirken sie aber leider häufig eher irritierend oder sogar unfreiwillig komisch. Als andere Beispiele kann man hier den Beginn von „Funeral Womb“ oder die heiseren Huster in im Titeltrack anführen. Andererseits funktionieren das Geknurre (ebenfalls im Titeltrack) oder das bereits erwähnte Geflüster wirklich gut. Der Promozettel weist übrigens darauf hin, dass bei der Hälfte der Songs Gastmusiker am Gesang beteiligt sind.

„Poison Of Being“ ist trotz gesanglicher Schnitzer ein angenehm giftiges Unterfangen

Die Tatsache, dass dafür der Promozettel herangezogen werden muss, zeigt, wie gut sich diese in den Gesamtsound integrieren — im positiven wie im negativen Sinne. Die Instrumentalfraktion (primär Sänger und Multi-Instrumentalist E.) sorgt dafür, dass es bizarrerweise doch irgendwie funktioniert und aus den disparaten Elementen ein Ganzes erwächst. Das Drumming verlässt sich dabei nicht nur auf unaufhörliches Geblaste, sondern variiert Patterns und Geschwindigkeit, was den einzelnen Liedern viel dabei hilft, Dynamik zu entwickeln.

E. ist gelistet als „Voices, Guitar, Bass“ und ich will nicht behaupten, dass der Bass lediglich in dieser Aufzählung existiert, aber auf dem Album ist er auch nicht wirklich zu entdecken.Aber auch das ist ja Black Metal. Die Gitarrenriffs sind, wie gesagt, ziemlich gut und schaffen es, zwischen Atmosphäre und Eruption, zwischen „ergriffenem Lauschen“ und „wildem Headbangen“ eine gute Balance zu finden, wunderbar zu beobachten beim Rausschmeißer „Desecration of Light“, bei dem Gastvokalist N. das Mikrofon schwingt.

Spaß am Leiden

So ist „Poison of Being“ ein sehr dichtes, atmosphärisches Album geworden, das einen unaufhörlich mitzieht, mitreißt in die Dunkelheit des Grabes und dessen, was dahinter liegt. Und CULTUM INTERITUM schaffen es dabei, ein kohärentes Ganzes zu schaffen, bei dem trotzdem jedes Lied seine eigene Identität verliehen bekommt. Wenn es noch lange nicht zur Höchstpunktzahl reicht, dann liegt dies zu großen Teilen an den manchmal etwas fragwürdigen Entscheidungen in Bezug auf den Gesang. Wobei die Tatsache, dass ich ihm soviel Platz einräume, auch positiv zu sehen ist — der Gesang ist hier definitiv ein wichtiger Teil des Gesamtbildes und nicht nur Black-Metal-Standardware. Hinzu kommt, dass, bei allem Versinkem im Abgrund, die ganz großen Momente leider noch etwas fehlen.

CULTUM INTERITUM sind aber definitiv auf einem gutem Weg, und wer auf Black Metal mit Atmosphäre (nicht Atmospheric Black Metal!) steht, der kann mit „Poison of Being“ und einem Paar Kopfhörer eine unterhaltsame halbe Stunde verbringen. Oder was man halt so unter Unterhaltung versteht, wenn man Occult Black Metal hört …

Review von Bernhard Rübenthal

27.09.2020

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