Disaffected - Rebirth

Review

DISAFFECTED aus Portugal haben sich ursprünglich Anfang der 90er gegründet, und 1995 erschien ihr Debütalbum „Vast“, das als eines der wichtigsten Extrem-Metal-Produktionen ihres Heimatlandes gilt. Nach der Auflösung 1997 verschwand die Band zunächst von der Bildfläche, seit 2006 gibt es die Band wieder und mit „Rebirth“ steht nun tatsächlich ein kleins Meisterwerk ins Haus, das mit seinem künstlerisch hochwertigen Charakter einen großen Teil der Konkurrenz in seine Schranken verweist.

„Rebirth“ mag mit über einer Stunde Spielzeit vielleicht ein bisschen lang geraten sein, das macht aber eigentlich nichts, denn die Scheibe ist ein ganz gewaltiger Fingerzeig, ein düsteres, episches Werk, dessen größtes Plus die unglaublich fesselnde düstere Atmosphäre ist. „Rebirth“ mutet an wie der Soundtrack zu einem post-apokalyptischen Endzeitroman, wie die musikalische Umsetzung von Stephen Kings Dunklem Turm oder wie der einzig wahre Filmsoundtrack zu Science-Fiction-beeinflussten Hollywood-Blockbustern von Spielberg und Co. Der Befürchtung, das Album sei ein aufgeblasener, klassicher Bombast-Overkil, können sich zweifelnde Leser direkt wieder abwenden, denn DISAFFECTED schlagen vielmehr de Brücke aus CELTIC FROSTs Frühewerken, DIMMU BORGIRS weitaus weniger kommerziellen Anspruch, harschem Death Metal und ihrem völlig einzigartigen Gefühl von Stimmung. Die Musik auf „Rebirth erscheint teilweise als furchteinflößener Ritt durch die Unterwelt urbanen Wahnsinns, durch die Schächte in denen ständig das Unheil lauert, unterbrochen von kurzen jazzigen, ironisch anmutenden Augenblicken ausgelassener Fröhlichkeit, die jedoch umgehend wieder von jenem undefinierbaren Monstrum in der Tiefe der Hölle durchbrochen werden. Der klassische weibliche Gesang, der mit seinem durchdringenden, irgendwie fremdartigen Wohlsein Akzente setzt, trägt ebenso bei zur unerwartet intensiven Achterbahnfahrt, bei dem die Band kontraproduktives Gefrickel außen vor lässt, trotzdem aber mit futuristischen oder tiefschwarzen Sounds experimentiert. „Rebirth“ bietet keine eingängigen Songs in dem Sinne, sondern überzeugt fast alleine durch seinen künstlerischen Anspruch, ohne dass es die Band übertreibt und die Szenerie mit epischem Breitwandkino zupflastert. Heavy und brutal ist der infernalische Donnerhall von DISAFFECTED dennoch, und die Riffpower ist über die volle Distanz über jeden Zweifel erhaben. Jede Facette dieses Albums in einer Rezension unterzubringen, ist ein Ding der Unmöglichkeit – welches größere Lob könnte man eine progressiven Metal-Band schon machen?

Wer keine Angst vor überraschenden Wendungen, zahlreichen Details (man achte auf den immer wiederkehrenden orientalischen Anstrich der Songs, die Stadt des Wahnsinns muss asiatischen Urpsrungs sein) und vor dem dunklen Ungewissen hat, der sollte „Rebirth“ antesten und ein echtes Wunderwerk mit malerischen Klanggebilden erleben. Metal ist nicht nur Rock ’n‘ Roll, Metal ist auch Kunst, große Kunst, und DISAFFECTED sind wahre Künstler. Ein Album wie ein Buch. Eines aus der Abteilung „Über 18“.

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05.05.2012

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