Dissecdead - The Ancient Fortress

Review

Das nennt man wohl Expressgeburt. Die Idee für DISSECDEAD kroch den beiden Protagonisten Oliver Reimer (alle Instrumente) und Marco Pecher (Vocals) Anfang 2011 aus den Hirnwindungen. Ende Februar, also knapp zwei Monate später, stand bereits das Debut. Und das alles „aus einer Laune heraus“, wie die Selbstauskunft glauben lassen will.

Leider klingt „The Ancient Fortress“ auch so. Die naheliegende Vermutung eines Schnellschusses drängt sich angesichts solch kurzer Entstehungszeit geradezu auf und wird vom Duo binnen knapp 40 Minuten auch kräftig untermauert. Ohne Zweifel verstehen es die beiden Berliner Kumpel, ihre auf Stockholmer Old School Death Metal fußende Festung nicht allzu blindlings nach den Bauplänen der „Big 4“ ENTOMBED, DISMEMBER, UNLEASHED und GRAVE zu errichten. Deutliche Brutal Death-Schlagseiten („The Edge Of Life“) sowie grindig-gutturale („Drowning In Gore“) als auch schwarzmetallisch-kreischende Vocals („Scourge Father Christ“) sind mehr als nur ausschmückende Ornamente der verrottenden Gemäuer. Doch fehlt den Songs eine einende Spachtelmasse, ein flüssiger Verbundstoff, der die marode Bausubstanz zusammenhält und die Einzelteile bei ihrem teils eklatant offensichtlichen Zusammenwürfeln nicht gleich vor sich hin bröckeln lässt. Das hintergründige Zitieren mit dem Anstrich der Eigenleistung haben DISSECDEAD noch nicht verinnerlicht. In Guttenbergschem Duktus darf man „The Ancient Fortress“ somit durchaus handwerkliche Fehler attestieren.

Was die Produktion angeht, ist das Klangbild weit von jeglicher Ausgewogenheit entfernt. Zwar erschaffen die eigenhändig bedienten Instrumente, ergo Sechssaiter, jene schaurig-morbide Atmosphäre, für die schwedisches Todesblei der ersten Stunde heute bekannt ist. Doch krankt sie an jenem Phänomen, an dem nicht wenige ohne Drummer aus Fleisch und Blut eingespielte Eigenproduktionen darniedergehen: das Rhythmus-Helferlein aus dem Computer ist zu artifiziell, nicht fein austariert und lässt jegliche Lust an Double Bass-Salven vergehen, die schlicht und einfach jegliche Atmosphäre in den Boden hämmern. Für den nächsten Hausbau empfehlen sich dringend die Konsultation eines Statik-Profis und eine durchdachtere Songwriting-Architektur.

01.05.2011

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