Enthral - Spiteful Dirges

Review

Die Norweger von ENTHRAL legten Ende letzten Jahres mit der EP „Spiteful Dirges“ einen Appetithappen auf ihr viertes Album vor. Die drei Songs mit einer Gesamtspielzeit von knapp 20 Minuten sollen dem geneigten Black Metal-Hörer also das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Nach einigen Hördurchgängen bin ich mir jedoch nicht so sicher, dass dieses Vorhaben auch klappt… Rein technisch gehen ENTRHAL – schließlich gibt es die Band seit mittlerweile 15 Jahren – recht routiniert zu Werke und spielen soliden Black Metal, der zwischen gemäßigter Geschwindigkeit und solidem Geholze hin und her pendelt. Die Songs sind weitestgehend tight, man kann gut zwischen Rhythmus- und Lead-Gitarre unterscheiden, und auch der Kreischgesang erfüllt die vermeintlichen Genre-Standards.

So weit, so ordentlich. ENTHRAL lassen in einigen Passagen richtig hohes Potential erkennen, was spannende Ideen und Arrangements angeht. Anfangs fühlte ich mich ein wenig an SATYRICONs „Volcano“ erinnert. Das ist ein Kompliment, auch wenn die Landsmänner von ENTHRAL in keiner Disziplin des Black Metal-Mehrkampfs (Produktion, Schlagzeug-, Gitarrenarbeit und Gesang) an die Klasse des 2007er Albums heranreichen.

Was mir außerdem etwas sauer aufstößt, ist, dass ENTHRAL das gezeigte Potential eben nur phasenweise nutzen, den drei Songs fehlt nämlich über weite Strecken eine wirklich zwingende Dynamik. Gute Ideen sind zweifellos vorhanden, werden aber zu selten in einen spannenden Kontext gebracht. Wenn mir das schon in diesen nicht einmal neunzehn Minuten auffällt, schwant mir Übles für das kommende Album. Man soll den Tag aber nicht vor dem Abend loben – „Spiteful Dirges“ zeigt, dass ENTHRAL durchaus Stärken haben, sie müssen sie „nur“ noch auf Albumlänge umsetzen.