
Soundcheck Juli 2025# 10
ENTRAILS sind waschechte Underdogs. Zur ersten Blütezeit des knarzenden HM2-Death-Metal schafften es die Schweden nicht einmal ansatzweise aus der Obskurität hinaus. Vermutlich wäre die Gruppe völlig in der Vergessenheit verschwunden, wenn Gitarrist Jimmy Lundqvist den Bandnamen nicht reaktiviert hätte, als das Interesse am alten Elchtod in den späten 2000ern eine neue Spitze erreichte.
„Grip of Ancient Evil“ ist das achte Album seit diesem unerwarteten wie erfolgreichen Schritt ins Rampenlicht. Nachträglich zimmerten ENTRAILS Genre-Referenzwerke wie „The Tomb Awaits“ (2011) oder „Obliteration“ (2015) zusammen. Doch spätestens seit „Rise of the Reaper“ (2019) scheint bei der Band, die schon länger in wechselnden Besetzungen unterwegs ist, die Luft raus zu sein.
ENTRAILS verlassen sich auf bewährte Standards
Dies trifft leider auch auf das aktuelle Werk zu. „Grip of Ancient Evil“ befindet sich wahrhaftig fest im Griff alter Tage und verlässt sich auf bewährte Formeln. In Songs wie „Hunt in the Shadows“, „Wings of Death“ oder „Insane Death“ gehen diese sehr gut auf, der Rest des Albums gestaltet sich jedoch eintönig und zäh.
Die konfuse Produktion macht es nicht einfacher, Gefallen an diesem Langspieler zu finden. Die ansonsten sägenden Gitarren sind zu stumpf, Schlagzeug und Gesang zu laut. Gerade die Vocals fügen sich nicht gut ins Gesamtbild ein, was dem relativ frischen Einstieg von Julien Bellenox, dem neuen Mann am Mikro, geschuldet sein mag.
„Grip of Ancient Evil“ fehlt es an guten Ideen
Gelegentlich tun sich die Gitarren hervor und sorgen mit ihren düsteren Melodien für wohlige Nostalgiestimmung. Insgesamt entsteht aber keine schlüssige Atmosphäre, da vor allem die Drums die anderen Instrumente überdecken. Die Gitarren rücken dadurch zu sehr in den Hintergrund und können ihre Wirkung nicht entfalten.
Unterm Strich ist „Grip of Ancient Evil“ ein solides Album, aus dem Genrefans vereinzelt gute Momente ziehen können. ENTRAILS liefern passable Standards ab, haben dabei aber nicht genügend Ideen um von „Hat man schon x-mal gehört“ zu „Ist trotzdem geil!“ zu gelangen. Weitermachen werden die Underdogs natürlich dennoch – zum Glück.

Entrails - Grip of Ancient Evil
Marc Thorbrügge


















Mit der „Tales From The Morgue“ und der „The Tomb Awaits“ haben Entrails Anfang der neuen Welle schon zwei ganz ordentliche Beiträge geleistet, konnten aber das Niveau danach nie mehr erreichen und waren damit so ein bisschen das Paradebeispiel für die Stagnation und Einfallslosigkeit besagter Welle. Vorliegende Scheibe ist in meinen Augen aber die beste seit der Tomb. Bellenox ist mit seiner Mischung aus Nicke (auf „Clandestine“) und Matti praktisch ein Perfect Fit für den Stil und verleiht der Mucke soviel 90er Vibe, wie sie noch nie hatte. Dazu wurden die melodischen Leads besser in die Songs integriert, was sie deutlich memorabler und griffiger macht. Einzig „Inner Demon“ mit Hellbutcher ist irgendwie n Stinker geworden, aber der Rest ist durchweg gut mit Ausreisern nach oben („Skin ‚em all“, „Insane Death“, „Untreatable Decay“). Produktion dürfte büsschen mehr Druck haben, da würde die Scheibe sicherlich von profitieren, aber sonst ist das schon alles sehr nice. Beim Artwork bleibt aber alles beim Alten. Besch..eiden. 7,5