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Soundcheck November 2025# 19
„Eine Hommage und ein Liebeslied an jede Band, jedes Genre und jede lokale Hardcore-Szene“. „Wir wollten etwas Unerwartetes herausbringen“. Zwei Sätze und eine Wahrheit. Die Band FALSE REALITY wurde im Jahr 2023 in der englischen Hauptstadt gegründet und schielt musikalisch eher über den Teich. Schon längst gehören Bands wie MADBALL oder SICK OF IT ALL zum alten Eisen und ihre Vermächtnisse in die Klassikerrubrik, und das portraitieren die Europäer mit ihrem Debütalbum „Faded Intentions“ bemerkenswert, wenngleich ohne die typischen Gangshouts.
Eine Hommage an New York in den 90ern
Bestellst du Currrywurst, bekommst du Currywurst. Im Hardcore weißt du eben, was du bekommst. Das liefern FALSE REALITY mit Authentizität, aber demnach eben keine Überraschungen, weder Gute noch Schlechte. In perfekter Sparring-Geschwindigkeit wemmsen sich die Londoner durch die gebotenen zwölf Songs und erinnern im Level der Angepisstheit an die New Yorker Hardcore-Szene, in der oft genug auch untereinander Klassenkämpfe ausgetragen wurden. Am Mikrophon steht dabei Rachel Rigby, die auch ein Zeichen für mehr Frauen in der Szene setzen möchte, stimmlich manchmal noch ein wenig Volumen vermissen lässt.
Für frischen Wind sorgt Dave Connolly an der Gitarre, der sein Hardcore-Fantum sowie die Partizipation in mehreren ähnlichen Projekten in Töne gießt und mit dem einen oder anderen Solo für Auflockerung einsteht. Hervorragend gelungen ist auch die tieftönende Produktion von „Faded Intentions“ mit einem prominenten, aber dennoch organischen Schlagzeug von Louis Dale, dem man jeden Aufschlag physisch anmerkt.
Dicke Hose und fetter Sound
Wichtig ist allerdings auch, was letztlich auf dem Notenblatt steht, und dabei ruhen sich FALSE REALITY etwas zu viel darauf aus, dass die Größen der Szenen die Blaupausen bereits geliefert haben. Kurzum: Die Songs auf „Faded Intentions“ haben wenig kompositorische Raffinessen, verzichten auf Kosten der Eingängigkeit häufig auf klassische Refrains und leben zu oft von der dicken Hose und dem fetten Sound.
Das mag insoweit funktionieren, als dass FALSE REALITY damit ein sehr hörbares Debüt unter dem Bandana hervorscheinen lassen, aber so richtig bewegen wird dieses Album wohl niemanden.

False Reality - Faded Intentions
Patrick Olbrich

















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