Rockharz Open Air
Das große Kreuzverhör zum Festival

Special

Das ROCKHARZ wird 25 Jahre alt. Damit feiert eines der idyllischsten Festivals Deutschlands Jubiläum. Von den Anfangstagen über einen Gelände-Wechsel hin zum jetzigen Großevent gab es einige Hürden zu überwinden. Grund genug, den Veranstaltern einmal auf den Zahn zu fühlen, was in den Jahren alles geschehen ist, wie das Booking läuft und auf was sich die Besucher jetzt und in Zukunft einstellen können. Da es aber nur mittelmäßig spannend wäre, wenn wir die Veranstalter löchern würden, haben wir es den Gästen überlassen, diese Fragen zu stellen, die ihnen unter den Fingernägeln brennen. Im letzten April waren wir dann im Hauptquartier im wundervollen Harz zu Besuch und haben die beiden Veranstalter Buddy und Dani ins Kreuzverhör genommen und eure Fragen gestellt. Das hier sind die Antworten.

Seite 1 –  Thema Organisation: An- Abreise, Campen, Hygiene, Sound, Sicherheit und mehr
Seite 2 – Thema Booking: Bands, Kosten, Planung und mehr
Seite 3 – Rund um das ROCKHARZ und seine Geschichte

Unseren großen Festivalbericht vom ROCKHARZ 2017 gibt es natürlich noch zum Nachlesen. 

Alle Infos zum ROCKHARZ 2018 haben wir ebenfalls gesammelt. 

Thema Organisation: An- Abreise, Campen, Hygiene, Sound, Sicherheit und mehr

Sonnenaufgang über dem Rockharzcamp 2017 - Foto by Patrick Michaelis

Sonnenaufgang-Rockharzcamp-2017

Wird in Erwägung gezogen, dass auch auf den hinteren Campingflächen die Toiletten mehr gereinigt und ggf. feste Toiletten sowie Waschmöglichkeiten angeboten werden?

Die Toiletten sind an sogenannten Punkten konzentriert. An jedem Punkt sind sechs Toiletten. Wir haben die Toilettenpunkte erhöht und werden sie in diesem Jahr durchnummerieren. Manchmal haben die Fahrer die Toiletten übersehen, weil sie durch Zelte oder Wohnmobile verdeckt waren. Das hoffen wir durch das Nummerieren zu vermeiden. Außerdem müssen die Toilettenfahrer unterschreiben, dass die einzelnen Punkte, also jeweils alle sechs Toiletten gereinigt wurden. Das passiert zweimal täglich. Sollten Gästen verschmutzte Toiletten auffallen, können sie sich mit der Nummer am Infopoint, bei den Duschen oder an der Rezeption melden.

Wo gibt es feste Waschmöglichkeiten?

Feste Waschmöglichkeiten sind im vorderen Teil des Geländes. Aufgrund der langen Schlangen in den Vorjahren haben wir die Anzahl der Duschen um 30 Stück erhöht. Leider ist es aus logistischen Gründen nicht möglich, Duschen auf dem hinteren Teil des Campingplatzes anzubieten. Es müssten Wasserleitungen quer über den gesamten Campingplatz verlegt werden, und da selbst dann nur ein geringer Wasserdruck möglich wäre, könnten wir keine gute Qualität gewährleisten.

Auf dem Infield bieten wir allen unseren Gästen ausschließlich kostenlose Spültoiletten mit der Möglichkeit, sich die Hände zu waschen. Außerdem haben wir das Reinigungspersonal aufgestockt, damit die Toiletten auf dem Infield ebenfalls häufiger gereinigt werden.

Das ROCKHARZ ist in diesem Jahr erneut ausverkauft. Plant Ihr, Euch in den kommenden Jahren zu vergrößern? Und stimmt es, dass dafür erneut der Standort gewechselt werden müsste?

Wir planen nicht, den Standort zu wechseln. Wir fühlen uns auf dem Flughafen Ballenstedt sehr wohl. Das Umfeld stimmt, die Bewohner in der Umgebung haben uns in den letzten Jahren sehr gut angenommen, und das Gelände mit der Teufelsmauer ist sehr malerisch. Daher ist weder ein Umzug noch eine große Ausweitung des Geländes geplant. Es wird immer ein wenig Wachstum geben, da sich einige Strukturen verändern und einzelne Dinge teurer werden. Uns ist aber wichtig, die Qualität zu steigern. Ein großes Ziel wäre zum Beispiel, dass wir komplett auf Dixis verzichten. Wir legen außerdem sehr großen Wert darauf, den Gästen gute Essensstände und gute Sanitäranlagen zu bieten. Leider wird es jedes Jahr teurer, um so ein Festival bei gleichbleibender Gästeanzahl und höherer Qualität durchzuführen.

Das Gelände ist ein Flugplatz, und das Gelände muss jedes Jahr in einem ordnungsgemäßen Zustand übergeben werden. Das bedeutet, dass keine Löcher gegraben werden dürfen und auch wirklich jeder Zelthering aus der Wiese gezogen werden muss. Da dort über das Jahr Flugveranstaltungen stattfinden und beispielsweise Zeltheringe die Reifen beschädigen könnten, müssen wir sehr gründlich sein. Kurz gesagt: Unsere Gäste können uns dabei unterstützen, indem sie den Platz sauber verlassen.

Um das zu verdeutlichen, muss man die andere Perspektive einnehmen: Im Sommer, der schönsten Jahreszeit zum Fliegen, können die Flieger den Platz 14 Tage nicht nutzen. Daher unterstützen wir die Flieger auch bei ihren Veranstaltungen und helfen zum Beispiel mit der Gastro. So eine Kooperation funktioniert nur über gegenseitigen Respekt, und unser Part in diesem Zusammenhang ist eben, dass der Platz aufgeräumt und sauber übergeben wird. Wir finden jedes Jahr unter anderem noch ein paar Hundert Heringe.

Wer ist für den Weg verantwortlich, der zum Campground führt? Möchte man die 200 Meter Zerstörung pur nicht einmal instand setzen? Es muss ja kein Teer drauf, aber könnten nicht wenigstens die Löcher mal aufgefüllt werden?

Ja, das stimmt. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass beim Befahren die Sorge um das eigene Auto oder Wohnmobil vorhanden ist. Allerdings gehört der Weg weder uns noch dem Flugplatz. Eigentümer ist der Landkreis. Mit diesem sind wir aktuell in Kontakt, ob der Weg neu geschottert wird und ob wir das selber übernehmen dürfen. Leider ist es uns nicht erlaubt, dies ohne Absprache selbst zu machen, aber wie gesagt, wir sind in Gesprächen und hoffen, dass der Weg bald verbessert wird. Wir gehen fest davon aus, dass dies bis zum ROCKHARZ gelingt.

Warum wird bei jährlich steigender Gästezahl das Campinggelände nicht ausreichend vergrößert?

In diesem Jahr ist das Festival noch ein wenig größer geworden, aber wir haben darüber hinaus keine Kapazitäten für eine Vergrößerung. Wir nutzen bereits den gesamten Flugplatz. In der Vergangenheit haben wir noch nie auf den Plätzen eingewiesen und nur darauf geachtet, dass die Rettungswege frei sind. Die Besucher sollten ihre Freiheit haben und wir haben uns darauf verlassen, dass jeder auf den anderen Rücksicht nimmt. In den meisten Fällen klappt das sehr gut, und es ist ja auch wirklich schön zu sehen, wie sich manche Gäste in ihrem Camp einrichten. Da gibt es zum Beispiel ganze Gärten, das ist unglaublich kreativ.

Aber es muss wirklich Rücksicht aufeinander genommen werden. Wenn alle Rücksicht aufeinander nehmen, ist definitiv für alle genügend Platz vorhanden. Rein rechnerisch ist auf jeden Fall sehr viel mehr Fläche pro Person vorhanden als auf vielen anderen Festivals. Ab diesem Jahr werden wir genauer einweisen und appellieren noch einmal an die Vernunft der Leute, wirklich zu überlegen, wie viel Platz jeder braucht. Wir möchten diesbezüglich eigentlich gar nicht so viele Regeln aufstellen, da dadurch auch etwas Spaß verloren geht. Aber wir werden in jedem Fall genauer einweisen.

Galerie mit 45 Bildern: Rockharz-Campstory 2017

Wird es dieses Jahr Verbesserungen bei den An- und Abreise geben? Wird auch durch die Veranstalter der Verkehr geregelt?

Wir dürfen ohne Absprache nicht in den Verkehr eingreifen, denn dafür ist die Polizei zuständig. Selbstverständlich halten wir mit den Verantwortlichen Rücksprache, ob wir den Verkehr regeln dürfen. Dafür haben wir genügend Personal. Die Kommunikation mit der Polizei ist gut, aber die Entscheidung, was gemacht werden darf und was nicht, liegt eben bei ihnen.

Die katastophale Anreise 2015 mit den extrem langen Wartezeiten haben wir noch gut im Gedächtnis. Wir haben aus dieser Erfahrungen gelernt: Das Problem sind wir aktiv angegangen durch die vorgelagerte Dienstagsanreise. Die Anreise an sich ist auch nicht mehr problematisch, wenn die Gäste gut vorbereitet sind und darauf achten, was geboten oder nicht erlaubt ist: Wenn jeder sein Ticket griffbereit hat und nicht erst mühsam danach suchen muss, wenn Glasflaschen zu Hause bleiben, dann geht das Einchecken sehr schnell und problemlos.

Außerdem haben wir jetzt eine zweite Zufahrt eingerichtet, die am Sonntag auch als Abfahrt genutzt wird. So hoffen wir, die Abreise über das Nadelöhr oben zu entzerren.

Eine fast ernste Frage: Wenn man sein Equipment mit dem Kurier kommen lässt, ist es möglich, mit dem Flugzeug anzureisen?

Das wäre in den vergangenen Jahren möglich gewesen, aber dieses Jahr haben wir die Landebahn für die An- und Abreise gesperrt. Die einzige Möglichkeit wäre ein Hubschrauber. Da könnten wir auch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Wenn derjenige es schafft, am Donnerstagabend anzureisen, kann er direkt das Luftbild schießen. Das würde uns einen Hubschrauberflug sparen. 🙂

Wie viel Personal ist für das Festival erforderlich?

Es sind knapp 200 Leute, die in der Gastro für uns arbeiten. Addiert um die Sicherheitskräfte sind es knapp 400 Personen. Außerdem gibt es ein festes Team aus sechs Personen, welches das ganze Jahr über an dem Festival arbeitet und verschiedene Aufgaben übernimmt.

Wie wählt Ihr die Essensstände aus? Die Qualität des Essens ist bei Euch ja deutlich besser als bei vielen anderen Festivals.

Das hat verschiedene Gründe. Zunächst einmal sind die Standgebühren bei uns sehr fair. Das bietet Händlern die Möglichkeit, die Zutaten in besserer Qualität einkaufen zu können. Umgekehrt ist es nämlich so, dass höhere Standgelder dazu führen, dass Händler an anderen Stellen sparen. Das geht dann zu Lasten der Qualität des Essens. Außerdem können die Händler die niedrigen Standgebühren in ihren Preisen berücksichtigen, was wiederum den Gästen zugute kommt.

Auch hier ist es bei der Auswahl der gegenseitige Respekt und eine verlässliche Zusammenarbeit zwischen uns und den Händlern. Über die Jahre haben wir das Angebot etwas variiert, aber alle die kommen, wollen auch im nächsten Jahr wieder dabei sein. Manchmal nehmen wir einen neuen Händler mit auf, aber auch hier spielt die Verlässlichkeit eine herausgehobene Rolle. Denn bei uns erhält nicht automatisch der Höchstbietende einen Stand, sondern es muss zum Festival passen und der Händler verlässlich sein. Auch die Versorgung mit Essen, Getränken und anderen Dingen gehört zur Atmosphäre des Festivals, und auch hier gilt ein Geben und Nehmen.

Inzwischen dauert die Akquise der Händler nur noch 20 Minuten und beinhaltet eine E-Mail, in der steht: „Seid ihr dieses Jahr wieder mit dabei?“. In der Regel ist die Antwort „Ja“, und dann gehen die Verträge raus.

Warum gibt es kein After-Show-Partyzelt?

Wir wissen, dass ein Partyzelt von manchen Gästen gewünscht wird. Früher gab es das mal, und wir haben auch das immer selbst organisiert. Entsprechend erschöpft waren wir am nächsten Morgen, und das gilt auch für das Publikum. Wir haben festgestellt, dass es gut ist, wenn nachts eine gewisse Zeit Ruhe herrscht. Das kommt auch den Bands zugute, die vormittags als erste auf die Bühne gehen und bereits auf ein recht großes und fittes Publikum treffen. Wie gesagt, der Wunsch ist uns bekannt, und wir prüfen, ob die Kapazitäten in Zukunft dafür reichen werden oder ob jemand externes mit guten Ideen auf uns zukommt. Entscheidend ist die Nachfrage und Qualität.

Gibt es denn wegen dieser subtilen Terrorgefahr neue Auflagen?

Nein, es gibt wegen einer Terrorgefahr keine konkreten Gesetze. Es gibt aber individuelle Vereinbarungen und Überlegungen unsererseits. Dazu gehört bei uns das Verbot von Fahrzeugen über 3,5 Tonnen – eben wegen des Sicherheitsgefühls bei unseren Gästen. Es gab zum Beispiel im Vorjahr auch vor dem Eingang Baumstämme anstelle von Betonblöcken, wie sie auf jedem Weihnachtsmarkt zu finden sind und die schon ein Unsicherheitsgefühl ausstrahlen. Die Baumstämme dagegen sahen hübsch aus, konnten als Sitzgelegenheit genutzt werden und wirken überhaupt nicht bedrohlich. Wichtig als Veranstalter ist, dass der Anspruch, für die Sicherheit seiner Gäste zu sorgen, die höchste Priorität hat. Deshalb wird es auch eine Einschränkung geben bei der Größe von Taschen.

Wie schwer ist es für euch geworden, die Sicherheitsauflagen – in Bezug auf Terrorismus – vom Ordnungsamt zu erfüllen?

Wir haben einen sehr hohen Anspruch an die Sicherheit unserer Gäste. Es soll niemand aufgrund von Fehlern in der Organisation zu Schaden kommen. Daher arbeiten wir auch sehr eng und gut mit dem Ordnungsamt zusammen. Es gibt einen regelmäßigen Austausch mit den zuständigen Mitarbeitern. In diesem Bereich sparen wir nicht, da die Sicherheit unserer Gäste oberste Priorität hat. Das gilt für eine konkrete Gefahr, aber auch in Bezug auf das Sicherheitsgefühlt – daher sind zum Beispiel keine Fahrzeuge über 3,5 Tonnen mehr erlaubt.

Was ist der schlimmste eintretende Fall, den ihr euch vorstellen könnt?

Ein realistisches Szenario ist, dass so schlechtes Wetter ist, dass wir das Festival absagen müssen. In den vergangenen Jahren haben wir dabei immer mit unserer Existenz gespielt. Inzwischen haben wir Versicherungen, die zumindest das finanzielle Risiko minimieren. Diese haben übrigens auch einen Einfluss auf die Preise, da sie nicht ganz billig sind.

Eine Frage zum Sound: Wie macht ihr es in diesem Jahr, dass der Sound nicht so verfliegt wie im letzten Jahr?

Da lässt sich bei einem Open Air generell wenig machen. Wir haben das modernste und beste Beschallungssystem der Welt von L-Acoustics. Wir haben Mitarbeiter, die darauf ausgebildet sind, die Soundanlage optimal einzustellen. Trotzdem werden die Schallwellen eben durch den Wind getragen. Je stärker der Wind ist, desto höher ist das Risiko, dass der Sound „verfliegt“. Darüber hinaus gibt es noch andere Einflüsse. So kommt es auf das Equipment und das Personal an, welches die Bands mitbringen. Mitunter sind Teile des Equipments beschädigt, oder der Soundmann kennt sich mit der Anlage nicht aus oder hat einfach einen schlechten Tag. So kommt es dazu, dass eine Band einen optimalen Sound hat, eine andere wiederum nicht. Als Veranstalter haben wir über unseren Part hinaus nur sehr wenig Einfluss.

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18.06.2018

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