Gravesend - Methods of Human Disposal

Review

Soundcheck Februar 2021# 22

GRAVESEND aus dem legendären Moloch New York City verarbeiten Wut, Angst und Frust in ihrem neuen Album „Methods of Human Disposal“. Der in schwindendem Glanz erstarrten Metropole, in deren dunklen Gassen und Abwasserkanälen es immer noch nach Müll und Verfall stinkt, setzt die Grindcore-Kapelle ein hasserfülltes, aber auch romantisierendes Denkmal.

Das Album wird mit einem Retro-Synth-Track eingeleitet, der den passenden Namen „Fear City“ trägt. Es folgt zunächst träges Gestampfe, das trotz aller Wut unspektakulär bleibt. Erst nach und nach breitet sich eine beklemmende Atmosphäre aus, die vor allem von den stumpfen Riffs, aber auch von den urtümlichen Vocals getragen wird.

Faszination und Zynismus

Zynismus prägt die Musik von GRAVESEND. Sozialkritik sucht man vergeblich, findet stattdessen resignierenden Frust. Die Stadt wird als fragile Hülle dargestellt, hinter deren Kulissen es dumpf brodelt. Junkies, Mörder, Umweltverschmutzung und soziale Isolation werden ohne erhobenen Zeigefinger, dafür aber mit einer gewissen Faszination thematisiert. Klassischer Grindcore-Stoff also, den man so schon mehrfach gehört hat.

Dass „Methods of Human Disposal“ sich aber unnachgiebig in den offenen Wunden festbeißt, ohne anzuklagen, gibt dem Album eine fast schon hypnotische Sogwirkung. Denn statt blinder Raserei lassen GRAVESEND auch Raum für einfache, aber düstere Melodien und eingängigen Höhlenmenschen-Groove. Bemerkenswert ist auch der trockene Sound, der trotz allem Rumpeln und Scheppern, trotz träger Dumpfheit klar und natürlich klingt.

Doch, wie gesagt, das hat man auch schon an anderer Stelle gehört, manchmal auch besser umgesetzt. Mit „Decline“ von VERMIN WOMB sei ein Beispiel genannt, das noch etwas packender war. Zudem will nicht jede Nummer auf „Methods of Human Disposal“ so richtig zünden. Das letzte Drittel des Album beinhaltet mit Tracks wie „Needle Park“, „Absolute Filth“ und „Scum breeds Scum“ und aber richtige Knaller.

GRAVESEND fehlt es noch etwas an Finesse

GRAVESEND ist ein amtliches Debüt gelungen, das demonstriert, dass die Band aus New York weiß, in welche Wunde sie den Finger legen und wie fest sie zudrücken muss. Noch mangelt es aber an der Finesse und den Ideen, um damit ein ganzes Grindcore-Album zu füllen. Wer die letztjährige Folter-Arie von CAUSTIC WOUND gut, aber dann doch zu stumpf fand oder sich für die bereits erwähnten VERMIN WOMB erwärmen konnte, sollte „Methods of Human Disposal“ auf jeden Fall eine Chance geben. Der Abgesang auf den Big Apple, stellvertretend für die gesamte Zivilisation, ist es wert.

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13.02.2021

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