In Finnland sind GRENDEL schon längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Immerhin gelang ihnen dort mit “A Change Through Destruction“ bereits der Charteinstieg und eine Top20-Plazierung in nur einer Woche. Inwieweit das für unsere Maßstäbe nachzuvollziehen ist, soll nun im Folgenden geprüft werden, denn die dortige nationale Konkurrenz im Genre ist ja bekannterweise relativ hoch anzusiedeln.
Stilistisch bezeichnen sich GRENDEL als Melodic (Death) Metal, zur Einordnung in das entsprechende Genre sei allerdings später noch mehr zu gesagt. Zum Einstieg reicht diese Definition allemal. Musikalische Vergleiche mit anderen Bands fallen insoweit schwer, dass man zwar oft denkt „Klingt wie…“, es jedoch im zweiten Hördurchgang sofort wieder verwirft, da der Vergleich als doch nicht so zutreffend erscheint.
Das, was GRENDEL in gewisser Weise von unmöglich aufzustellenden Vergleichen abhebt, ist die Verankerung der meisten Songs im Midtempo-Bereich, Ausreißer gibt es eigentlich so gut wie keine. Des Weiteren sind die Keyboard-Gitarren-Duelle erwähnenswert, die es zwar nicht verstehen Tempolimits zu brechen, aber in dieser Form auf jeden Fall im Bereich ästhetischen Fahrens gut abschneiden würden. An der Gesangsleistung Mikko Virtanens gibt es auch absolut nichts auszusetzen. Der Mann hat eine kräftige Stimme, die sich wunderbar gegenüber den Instrumenten behauptet, ohne sie in den Hintergrund zu drängen. Hinzu kommt noch eine zweite Stimme mit Mika Kivi, was dem Ganzen zusätzliche Tiefe verleiht. Als Anspieltipp empfehle ich “Forsaken Shell“, welches in seiner teils balladesken Performance den Gesang wunderbar hervorhebt.
Der Begriff ‚Melodic Death Metal’ ist in meinen Augen auch nur bedingt zulässig. Zwar beinhaltet so gut wie jeder der Songs Growls, griffige Riffs und wahnsinnig viel Energie, allerdings fehlt mir zur eindeutigen Zugehörigkeitsbestimmung die Aggressivität und zumindest ein bisschen mehr Geschwindigkeit, wie es die Band immerhin in “Quicksand“ und “Trapped Inside“ angedeutet, jedoch versäumt hat, fortzuführen. Das ist dann aber auch der einzige Schwachpunkt von “A Change Through Destruction“, jeder einzelne Song hat seine Daseinsberechtigung und besticht durch eine beachtliche Langzeitwirkung, erzeugt durch die Flexibilität in den Arrangements, Liedanlagen und einem überraschend eigenständigen Stil der Komposition.
Ich will nicht beschreien, dass Finnen und Schweden die besseren Menschen sind, auf jeden Fall haben die dort lebenden Menschen aber einen besseren Musikgeschmack als der Großteil von uns Deutschen, wenn solche Bands in den dortigen Charts auftauchen. Natürlich ist das Album auf eine gewisse Art und Weise auch darauf angelegt, das ändert aber trotzdem nichts daran, dass wir es hier mit einem bärenstarken Stück Metal zu tun haben. Ein weiteres Album auf diesem Niveau (mit vielleicht ein ganz klein wenig mehr Geschwindigkeit) und die acht Punkte sind nur noch eine Frage der Zeit.
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