House Of Protection - Outrun You All

Review

Soundcheck Mai 2025# 21

Hier ist eine Band, die sich an eine Crossover-Variante der Moderne heranwagt. HOUSE OF PROTECTION sind ein Projekt der von FEVER 333 abgegangenen Musiker Stephen Harrison und Aric Improta, die ihren Sound an sich nicht allzu weit entfernt von ihrer ehemaligen Spielweise platziert haben, zumindest auf dem Papier. Geboten wird ein moderner Metal-Sound, der moderne Pop- und Trap-Elemente in sich vereint. Soweit erstmal die Theorie, doch scheint das Zweitwerk „Outrun You All“ fast ein bisschen wie ein kreativer Befreiungsschlag der beiden zu wirken angesichts der Klänge, wie man sie aus ihrem alten Hause FEVER 333 noch kennen dürfte.

HOUSE OF PROTECTION konnten ihr FEVER 333 überwinden

Letztgenannte Band zeigte beispielsweise auf „Darker White“ eine höhere Nähe zum Metalcore und zumindest unsereins ist der Ansicht, dass die Kapelle um Jason Butler ihren eigenen Bewegungsradius damit empfindlich eingeschränkt hat. Was die hier gegenständlichen Herren mit „Outrun You All“ auf die Beine gestellt haben, bringt die einzelnen Klangelemente jedoch deutlich geschmeidiger zusammen, ganz ohne Metalcore-Verunreinigungen, einfach nur Crossover, wie er im Jahre 2025 klingen könnte. Im Zentrum steht eine dicke Industrial-/Elektro-Metal-Komponente, die mal in Richtung Modern Metal aufgelockert wird, auf der anderen Seite aber sogar mal in Breakbeat-Territorium á la „Fat Of The Land“-Ära THE PRODIGY, im Falle von „Phasing Out“ vielleicht auch in Richtung „In Silico“-Ära PENDULUM vordringt.

Die Rap-Segmente entsprechen zugegeben nicht den Qualitätsstandards von anno dazumal, es klingt ziemlich weiß gewaschen und hat kaum den Stil geschweige denn die geschmeidige Kadenz aus den Neunzigern und Frühzweitausendern. Aber die letale Cringe-Dosis eines Ronny Radke wird gottseidank zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise erreicht und HOUSE OF PROTECTION setzen ohnehin vermehrt auf klare, wenn auch klar prozessiert klingende Gesangsparts. Angesichts des hohen Fokus auf Synths und Electronica passt das aber irgendwie, zumal die druckvolle, zeitgemäße Produktion alles schick beisammen hält. Und natürlich hilft auch das No-Nonsense-Songwriting, das keine Wiederholungen innerhalb der übersichtlichen Trackliste zulässt.

Und mit „Outrun You All“ zeigen sie, dass moderner Crossover durchaus fruchten kann

Die Kürze der Veröffentlichung ist tatsächlich eine der großen Stärken von „Outrun You All“. Man bekommt das Gefühl, dass Harrison und Improta praktisch jeden Track hier ziemlich intensiv ausgearbeitet haben, da sich jeder Track komplett eigenständig anfühlt. HOUSE OF PROTECTION machen sich hier die Möglichkeiten ihres Stilkonvoluts zu Nutze. Das Whitewashing-Problem in den Rap-Parts sowie das etwas schwächere „Phasing Out“ machen „Outrun You All“ zwar nicht aus dem Stehgreif zu einem Instant-Gewinner, aber daran lässt sich arbeiten. Die Rap-Parts beispielsweise in „Slide Away“ werden mit markigen Screams dargeboten und das kaschiert das Problem ganz gut. Das Album fühlt sich insgesamt also wie ein erfolgreicher Testlauf an, auf dem HOUSE OF PROTECTION hoffentlich mindestens genauso erfolgreich aufbauen werden.

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19.05.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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