Pavillon Rouge - Solmeth Pervitine

Review

Irgendwas tun die den Metallern doch in Frankreich ins Bier. Irgendeine Substanz, nach deren Verabreichung man die Beine nicht stillhalten kann, wenn man Black Metal-Riffs jammt. Irgendeine Droge, bei der man donnernde Elektrobeats im Kopf hat, wenn man zu EMPERORs „IX Equilibrium“ durchs Wohnzimmer kreischt. Ein Medikament, das die Synapsenbildung derart manipuliert, dass sich das Gefühl, in einem Tanztempel akustische Schläge in die Magengegend zu bekommen mit dem verbindet, in einem ranzigen Bunker poltrige Satansmusik zu zocken.

PAVILLON ROUGE haben zusammen mit ihren Kumpels BLACKLODGE und deren Vorfahren von AD INFERNA (als Gäste waren vielleicht ABORYM von nebenan dabei) eine Menge von diesem Bier gesoffen, glaube ich. Und wer weiß, was die sich noch reingeschraubt haben. Das Ergebnis ist „Solmeth Pervitine“, elf Tracks und eine Dreiviertelstunde Elektroapokalypse mit hochgepitchten Rammsteingitarren und Kreischgesang. MINISTRY auf 45 bpm im Remix mit den Outtakes der ersten CRADLE OF FILTH, und dazu Gesang, der franzosentypisch immer ein bisschen weinerlich-süßlich klingt. Das geht mal einigermaßen nachsichtig als harmloser Industrial mit relativ infantilen Melodien durch, ist oft aber auch hochkomplex, mit fies-komplexen Moll-Riffs und schwebenden Sologitarren, immer aber ohne jede Organik.

Klingt schräg? Weit gefehlt. Es ist noch viel schräger. Aber viel schräger. PAVILLON ROUGE jagen den ahnungslosen Hörer durch zielsicher arrangierte Dancetracks im Uptempo („Solmeth Ascension“), SAMAELeske Groovemonster („Exuberánce Exaltation“, „Le Grand Tout s’Effondre“) und saufinstere Horrorszenarien im TARTAROS-Format („Evangile Du Serpent“), ohne auch nur einmal darüber nachzudenken, was dieses Abbild ihrer chemiegetränkten Gedankenwelt bei braven Nordeuropäern verursachen könnte. Bei mir hinterlässt das auf jeden Fall nachhaltig das Gefühl, atomisiert, durch den Beatmaker, das Distortionpedal und am Ende einen unerbittlichen Kompressor gejagt worden zu sein, um am anderen Ende der Effektschleife als ausgemergeltes Männchen mit tiefen Augenringen wieder zusammengesetzt zu werden. Das passiert auf „Solmeth Pervitine“ elfmal in sehr ähnlicher und auch nicht unbedingt immer genialer Weise, und irgendwann gewöhnt man sich bekanntlich an alles. Nur mit diesem französischen Bier würde ich nicht ganz warm werden, fürchte ich.

25.03.2012

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