
PINHEAD nennt sich das Soloprojekt von Ilja John Lappin, bekannt von THE HIRSCH EFFEKT. Er spielt auf dem Debütalbum „Egomessiah“ alle Instrumente selbst, singt und hat die Platte produziert. Die Mischung aus Progressive- und Modern Metal ist ein Ventil für Lappins Gefühls- und Gedankenwelt. Auch der Bandname, der von der bekannten „Hellraiser“-Figur abgeleitet ist, kommt nicht von ungefähr: Die Ambivalenz von Bösewicht und Heilsbringer in einem fasziniert den Musiker.
PINHEAD stellt sich tiefenpsychologischen Fragen
„Egomessiah“ ist abwechslungsreich: Wir finden brutale Metalcore-Ausbrüche, sphärische, nachdenkliche Momente, fiese Stakkato-Attacken und dissonante Noise-Spielereien. Erinnerungen weckt dieser wilde Mix an MESHUGGAH, aber auch an JINJER oder MONOSPHERE. Es scheint, als wolle sich PINHEAD bewusst auf kein Genre festlegen.
Der Abstieg in Lappins mentale Abgründe wird durch die Ambient-Elemente deutlich, die sich in die zum Teil überlangen Stücke mischen. Er verlangt seiner Hörerschaft viel ab, indem die Tracks viele der angesprochenen Komponenten wild mischen und zwischen Gewaltausbruch und Theatralik spielend hin- und herschwanken. „Egomessiah“ beinhaltet so viele verschiedenen Facetten, dass ein Hördurchlauf nicht ausreicht, um das Album in seiner Gänze zu erfassen. Es kann bisweilen anstrengend sein, doch bietet immer wieder Parts, die einen aufhorchen lassen.
Ganz allein scheint Lappin an „Egomessiah“ nicht herangegangen zu sein, denn im akustischen „Counterfate“ gesellt sich eine weibliche Gesangspartnerin zu ihm. Dennoch ist seine Gesamtleistung beeindruckend, da sowohl die musikalische Präzision als auch die druckvolle Produktion nichts missen lassen.
„Egomessiah“ hat mehr Schichten als eine Zwiebel
PINHEAD haben mit „Egomessiah“ das Gegenteil von „Easy Listening“ geschaffen: Die zwölf Tracks entfesseln innerhalb einer Stunde ein Feuer an Emotionen, verschiedenen Stilmitteln und Einflüssen, sodass das Werk zum nebenbei Hören nicht geeignet ist. Wer sich Zeit nimmt, um in die Vision von Ilja John Lappin einzutauchen, den belohnen durchdachte Lieder, präzise Arrangements und facettenreiche Melodien. Man muss aber auch sagen, dass „Egomessiah“ zehn, fünfzehn Minuten weniger Spielzeit gut getan hätten, um Ermüdungserscheinungen vorzubeugen.
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