Silva Nigra - Epocha

Review

Seltsame Bleistiftzeichnungen auf einem Albumcover schreien ja förmlich nach einer zünftigen Bildinterpretation. Ich werd‘ Euch mal meine zu SILVA NIGRAs viertem Album „Epocha“ aufzwängen, also aufgepasst! Ein aus Flammen emporragender Gevatter Tod (natürlich stilecht ohne erkennbares Antlitz, soll ja böse ausschauen) hält in seiner überproportionierten rechten Hand ein bulliges Stundenglas und formt mit seiner unterproportionierten, kindlichen linken Hand eine warnende „STOP“-Gebärde. Die Berge, den angerissenen Mond und die komischen Vierecke im Hintergrund, die scheinbar Gebäude darstellen sollen, lasse ich mal bewusst außer Acht, denn meine Deutung hat sich bereits bei dem Kerl in der Kapuze manifestiert: Was will es mir sagen, wenn nicht: „Achtung, verschwende nicht deine Zeit für dieses durchschnittliche Rumpeldipumpel-Album, tu‘ lieber was sinnvolles!“

Pflichtbewusst wie ich bin, höre ich mir natürlich dennoch das dreiviertelstündige Werk unserer Landesnachbarn an und probiere trotz viel zu langem, unatmosphärischem Intro und langweiligem Riffing schon in den ersten Songs nicht schlafend vom Stuhl zu fallen. Dank Koffein gelingt mir das sogar, ändert aber nichts daran, dass SILVA NIGRA ein nerviges Polterschlagzeug haben, probieren mit schon tausendmal gehörten Thrashriffs ihren Mittelmaß-Black-Metal aufzulockern und irgendwie überhaupt kein Gefühl für Spannungsbögen besitzen. Der Gesang ist zur Abwechslung sogar ganz nett, was vermutlich vor allem dem rauen Klang der tschechischen Sprache zu verdanken ist, aber auf die Dauer eines ganzes Albums leider auch viel zu eintönig.

Nee, nee – das braucht echt keiner. Sicherlich muss man den Jungs zugestehen, dass sie ihre Instrumente halten (und auch bedienen) können, aber vielleicht sollten sie sich mal für einen Volkshochschulkurs im Fach „Einführung in Dynamik und Originalität im Black Metal“ anmelden. Besonders nervig wird es, wenn die Gitarren penetrant in den Vordergrund geschoben werden und irgendeine düdelige Melodie vor sich hinträllern, da bluten mir die Ohren. Und wo ich gerade unseren kleinen Nachbarjungen im Hof sehe, fällt mir auch die Beschreibung des Drumsounds wie Schuppen von den Augen: So klingt es nämlich, wenn der Knirps auf dem plastenen Wäschetrog seiner Mutter rumtrommelt – mit dem Unterschied, dass es bei ihm irgendwie niedlich und nicht belastend ist. Es gibt neben dem sinnlosen Intro übrigens auch noch ein gehaltloses Intermezzo und ein fades Outro – was das ganze soll, konnte ich trotz scharfem Nachdenken nicht herausfinden.

Nach all den bösen Worten muss ich jetzt am Ende aber fairerweise noch eingestehen, dass SILVA NIGRA hier und da doch mal ein ganz adrettes Riff zupfen, eine nette Melodie kreieren oder ansprechende Gesangsparts einflechten. Das ändert aber leider nichts daran, dass „Epocha“ in seiner Gesamtheit einfach total austauschbar, ermüdend und unkreativ ist. Wer jedoch total auf durchschnittliches Geholper abfährt und mal herausfinden möchte, wie sich Tschechisch so in gefauchtem Zustand anhört, der möge doch bitte reinhören, alle anderen dürfen ihre Zeit mit sinnvolleren Dingen verbringen…

21.08.2007

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