Windfaerer - Tenebrosum

In der heutigen Zeit, wo jede auch noch so durchschnittliche und überflüssige Gurkentruppe einen Plattenvertrag einheimsen und damit die zu klein geratenen Egos aufpolieren kann, muss man sich doch wundern, dass eine halbwegs talentierte Formation wie WINDFAERER erst nach annähernd zehn Jahren des Bestehens vor Kurzem bei Hammerheart Records untergekommen ist. Bevor sie deren Aufmerksamkeit erregt hatten, haben die spanischstämmigen US-Ostküstler ihr zweites Album „Tenebrosum“ im September zunächst noch in Eigenregie digital herausgebracht. Drei Monate später folgt jetzt die Wiederveröffentlichung auf breiterer Front.

Der zart mit Folk-Zitaten angereicherte hochmelodische Black/Death-Metal – grob gesagt etwa zwei Drittel AGALLOCH trifft auf ein Drittel alte DARK TRANQUILLITY – bietet dem geneigten Hörer natürlich nichts Neues. Doch die anmutig, ja teilweise regelrecht entfesselt aufspielende Violine kleidet die sieben von Mythen der Iberischen Halbinsel kündenden Lieder in eine angenehme Eleganz. Die Nur-Knüppel-Fraktion weiß spätestens jetzt, dass „Tenebrosum“ nicht für sie bestimmt ist. Der Rest mag vielleicht dem Charme von Epen wie „Celestial Supremacy“, „Tales Told In Oblivion“ oder „The Everlasting“ – um die drei packendsten zu nennen – erliegen. Sehnsuchtsvoll ergießen sie sich, klingen aber dank des kraftvollen metallischen Unterbaus und des relativ aggressiven Kreischgesangs zu keiner Zeit auch nur annähernd weichgespült.

Die nicht immer einfache Gratwanderung zwischen schmeichelnder Eingängigkeit und ausreichend zur Schau gestellter Stärke gelingt auf „Tenebrosum“ gefühlt mit spielerischer Leichtigkeit. Schade nur, dass WINDFAERER zu sehr auf ihr bewährtes Muster vertrauen und dieses Titel um Titel erneut anlegen. Ein wenig mehr Variation, eine Prise Unkonventionelles, hätte aus dieser wirklich guten Platte ein wahres Kleinod machen können.

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