Heaven Shall Burn
Das meint die Redaktion

Special

Tja, das neue Album „Of Truth & Sacrifice“ ist nun draußen und HEAVEN SHALL BURN haben damit trotz (oder vielleicht sogar wegen) des Doppelalbums kräftig Eindruck geschindet – nicht nur bei unserem Rezensenten, sondern auch im März-Soundcheck. Dort haben sie sich, genau wie in den Charts, die Pole Position geschnappt. Daher ist es nur recht und billig, die Meinung der Redaktion noch einmal zu dem Album einzufangen.

Aus diesem Grund haben sich unsere Redakteure Tobias Kreutzer, Matthias Weise, Jeanette Grönecke-Preuss, Colin Büttner und Dominik Rothe einmal kritisch mit dem Album auseinander gesetzt. Folgenden Fragenkatalog haben die Dame und die Herren dabei abgearbeitet:

Welche Erwartungen hattest Du an „Of Truth & Sacrifice“?
Was hältst Du vom Cover?
Wie war Dein Ersteindruck von der Scheibe?
War das Doppelalbum nötig gewesen?
Wo ordnest Du das Album in der HEAVEN SHALL BURN-Diskografie ein?
Welche Songs stechen hervor, positiv, negativ oder stilistisch?
Beschreibe „Of Truth & Sacrifice“ mit einem Wort. 
Welche Bewertung würdest Du „Of Truth & Sacrifice“ geben?

Viel Spaß beim Lesen!

Welche Erwartungen hattest Du an „Of Truth & Sacrifice“?

Tobias: Da HEAVEN SHALL BURN schon auf regulärer Albumlänge nicht unbedingt der Inbegriff von Abwechslungsreichtum sind, war ich gelinde gesagt skeptisch. Die Angst war groß, dass sich die Thüringer nach dem soliden, aber fast schon etwas müde klingenden „Wanderer“ diesmal endgültig verhoben hätten.

Matthias: Es gibt vermutlich ordentlich eins auf die Zwölf.

Jeanette: Grundsätzlich erwarte ich von den Männern das, was sie können: saftigen Metalcore mit Death Metal-Klatsche und dem gewissen Hauch von Besonderheit.

Colin: Ehrlich gesagt keine wirklichen Erwartungen. Dass die Jungs gute Musiker sind, ist allgemein bekannt. Dass ich mit der Art von Musik aber nicht sonderlich viel anfangen kann, ebenfalls.

Dominik: Meine einzige Erwartung war, dass HEAVEN SHALL BURN das Format des Doppelalbums nutzen, um mal ein paar Experimente zu wagen. Seit „Iconoclast Part I“ ging die Band häufig zu sehr auf Nummer sicher.

Was hältst Du vom Cover?

Heaven Shall Burn – Of Truth And Sacrifice (Cover Artwork)

Tobias: HEAVEN SHALL BURN haben keine wirklich nachvollziehbare Kohärenz in der Gestaltung ihrer Albumcover. Nachdem „Wanderer“ mit seiner naturfotografischen Erhabenheit ein ganz neues visuelles Element einbrachte, knüpft „Of Thruth & Sacrifice“ stark an den Pathos von „Veto“ an. Da aber genau dieser Pathos und Idealismus irgendwo auch ein durchaus sympathischer Bestandteil des Gesamtkonzeptes HEAVEN SHALL BURN ist, geht das schon in Ordnung.

Matthias: HEAVEN SHALL BURN sind offenbar eine Band, die sich Gedanken um ein schönes Cover macht. Dieses gehört meiner Ansicht nach zu den besten der letzten Monate!

Jeanette: Was soll man sagen? Es passt. Erinnert mich etwas an das Artwork von „Veto“ (2013) Leid durch Kunst ausdrücken funktioniert.

Colin: Das Coverartwork finde ich gelungen. Es passt gut zur Musik auf dem Album, lässt aber auch genug Interpretationsspielraum für den Hörer. Mich würde hierzu die Meinung der Musiker einmal interessieren. Wie sieht die Band wohl das Artwork?

Dominik: Erinnert mich vom Stil her stark an „Veto“. Nichts, was mich vom Hocker reißt, aber auch nichts, was negativ auffällt.

Wie war Dein Ersteindruck von der neuen HEAVEN SHALL BURN-Scheibe?

Tobias: Positive Überraschung. „Of Truth & Sacrifice“ bietet von vorneherein trotz seiner Länge einen erstaunlich großen Abwechslungsreichtum und viele Anhaltspunkte für den Hörer.

Matthias: Es gibt ordentlich eins auf die Zwölf! HEAVEN SHALL BURN haben allerdings auch einige Überraschungen im Sound – wenige, aber dafür gute!

Jeanette: Es ist absolut HEAVEN SHALL BURN ohne das Langeweile aufkommt. Damit erfüllt die Band alle Erwartungen.

Colin: Ich mag die Art des Gesangs bei solchen Bands einfach nicht, dennoch war ich von ersten Eindruck doch leicht positiv überrascht. Unter dem Strich bleibt es meiner Meinung nach ein durchschnittliches Album, bei dem viel Quantität über etwas weniger Qualität steht. In dem Bereich ist das sicherlich ganz gut gemacht, aber ich höre mir dann doch lieber ‚echten‘ Gesang oder eben klassische Death-Metal-Growls an.

Dominik: Mein Wunsch nach einem Uptdate des HEAVEN SHALL BURN-Sounds hat sich auf jeden Fall erfüllt. Zudem hat die Band mal wieder einige Hits am Start. Die erste Scheibe dürfte alle Fans der vorherigen Alben zufrieden stellen. Die zweite Hälfte liefert dann aber zahlreiche neue Schlenker, die ich der Band so gar nicht mehr zugetraut hätte.

War das Doppelalbum nötig gewesen?

Tobias: Ich würde die Frage gerne so beantworten: Ein Kondensat aus den besten Songs von „Of Truth & Sacrifice“ wäre ein besseres Album gewesen, als das vorliegende Doppelalbum es ist. Andererseits leben viele der Songs auch von der Dramaturgie innerhalb der langen Spielzeit. Also ein klares „Vielleicht“.

Matthias: Die unfassbare Albumlänge von über 90 Minuten wirkte zunächst abschreckend. HEAVEN SHALL BURN haben die Zeit allerdings gut genutzt, wobei auch die Zweiteilung sinnvoll wirkt. Von daher ein klarer Daumen nach oben für das Doppelalbum.

Jeanette: Anfangs skeptisch gegenüber der Doppelpackung, finde ich es jetzt genau richtig so. Mit den ruhigeren Tönen im zweiten Teil rundet sich das Ganze hervorragend ab.

Colin: Nein. Definitiv nicht. 😉

Dominik: In meinen Augen hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Ein solcher Spagat zwischen altbewährten Zutaten und experimentellen Sounds wäre mit nur einer Platte wohl kaum in solch großem Ausmaß möglich gewesen. Wer mehr vom selben möchte, wird mit der ersten Scheibe glücklich. Wer sich hingegen musikalische Neuerungen wünscht, findet auf der zweiten sein Glück. Den meisten dürfte aber schlichtweg beides gefallen, weil die Songs fast ausnahmslos bockstark sind.

Wo ordnest Du das Album in der HEAVEN SHALL BURN-Diskografie ein?

Tobias: 1. „Iconoclast“
2. „Veto“
3. „Of Truth & Sacrifice“
(…)

Matthias: Im CD-Regal rechts neben „Wanderer“. *badumtss*

Jeanette: Da,wo es jetzt steht. Die modernen Elemente sind 2020. Die, auf dem Album passierenden, Themen sind aktuell und wichtig. Der Angriff geht nach vorne.

Colin: Am Ende? Es ist der nächste Schritt der Band und an der Stelle steht das Album eben.

Dominik: Definitiv im oberen Drittel. Wie gut es im Vergleich zu den Bandklassikern „Antigone“ und „Iconoclast Part I“ ist, lässt sich nach so kurzer Zeit aber kaum beantworten.

Welche Songs stechen hervor, positiv, negativ oder stilistisch?

Tobias: HEAVEN SHALL BURN haben schon immer gerne in kleinerem Maßstab experimentiert, Industrial-Elemente in ihre Musik einfließen lassen oder unkonventionelle Feature-Entscheidungen getroffen. So auch auf „Of Truth & Sacrifice“. Wo „Übermacht“ die RAMMSTEIN-Anleihen nur andeutet, ist „La Résistance“ ein lupenreiner Tanztrack für die Düsterheim-Disko.

„Expatriate“ hat eine fast schon progressive Struktur und mehr Sprachsamples als eigentlichen Gesang und „The Sorrows Of Victory“ ist ein achtminütiges Epos inklusive Klargesang. Das Format Doppelalbum gibt HEAVEN SHALL BURN eindeutig die Freiheit, die Experimente auszureizen und zuende zu führen. Und die Ergebnisse sprechen für sich. Bei den eher „konventionellen“ Songs gibt es viele Lichtblicke und ein kleines bisschen Mittelmaß. Der Albumeinstieg gelingt mit „Thoughts And Prayers“, „Eradicate“, „Protector“ und besagtem „Übermacht“ richtig stark.

Weiterhin hervorzuheben sind vor allem die brutaleren Tracks in Form von „What War Means“, „Truther“ und „Critical Mass“. „My Heart And The Ocean“ und „Children Of A Lesser God“ sowie einige weitere Stellen klingen dagegen etwas nach Schwedendeath-Schablone.

Matthias: „La Résistance“ hat mich positiv überrascht. Mit einem feinen Industrial-Track habe ich hier nicht gerechnet.
„Expatriate“ hat einen spannenden Songaufbau mit ungewönlichen Klangelementen.

Bei „The Sorrows Of Victory“ bin ich ein wenig voreingenommen, da ich die Stimme von Gastsänger Chirs Harms (LORD OF THE LOST) sehr gerne höre. Dementsprechend gut gefällt mir die Nummer, die glücklicherweise nicht zum Schreiduell geworden ist. Vielmehr setzt Harms‘ Stimme einen melodischen Kontrapunkt zum Geknüppel des restlichen Albums. Achja und „Übermacht“ ist einfach nur fett!

Einen richtigen Tiefpunkt gibt es nahezu nicht. „Truther“ oder „Stateless“ sind Standardkost, was Meckern auf hohem Niveau gleichkommt.

Jeanette: Stilistisch: „Expatriate“. Ruhig, verzweifelt, Pianoklänge, Orchester-Feeling. Drosselt das Tempo und schreit predigend ins Gesicht.
Positiv: „Übermacht“. Mit leichten Synth-Elementen, die gerade noch so klar gehen. Ein Song mit extremer Wucht und angenehm düsterer Atmosphäre.
Negativ: „La Resistance“. Heaven Shall Burn treffen auf Eskimo Callboy. Nein, so schlimm dann doch nicht. Guter Song, wobei mich der Industrial-Elektro-Sound da eher stört. Hätte nicht sein müssen.

Colin: Mir sind keinerlei Songs nachhaltig im Ohr geblieben.

Dominik: „Expatriate“ sticht hervor, weil es der einzige Song auf der ersten Platte ist, der auf die experimentelle zweite Hälfte vorbereitet. Ansonsten sind „Übermacht“, „Weakness Leaving My Heart“ und „Children Of A Lesser God“ sichere Hits.

Beschreibe „Of Truth & Sacrifice“ mit einem Wort.

Tobias: Übermacht.

Matthias: Burn!

Jeanette: Punktlandung

Colin: Gewöhnungsbedürftig.

Dominik: Mutig.

Welche Bewertung würdest Du „Of Truth & Sacrifice“ geben?

Tobias: Die 8/10 aus unserer Review gehen absolut in Ordnung.

Matthias: 8/10

Jeanette: 9/10

Colin: 5/10

Dominik: 8/10

Quelle: metal.de-Redaktion
02.04.2020
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