
Hit Or Shit?
Grailknights – "Forever"
Special
„Forever“ = Shit
von Johannes Werner
Eigentlich wurde ich ja gebeten, einen “Shit”-Beitrag zu schreiben, der meine drei Punkte für das aktuelle Machwerk von FEUERSCHWANZ so nachvollziehbar wie möglich begründet. Da ich es ganze sechs Wochen lang nicht fertig gebracht habe, mir diesen Beweis deutscher Humorlosigkeit ein zweites Mal anzuhören und stattdessen lieber Musik aufgelegt habe, folgt nun am Beispiel einer anderen Band, was nicht abzuwenden ist: ein hochgradig subjektives Plädoyer dafür, warum Gatekeeping in einigen Fällen nicht nur legitim, sondern metallische Zivilcourage ist!
Geht gefälligst den Gral suchen und hört auf, Musik zu machen!
Man hätte das alles schon vor über 20 Jahren, als die Niedersachsen mit ihrem Debüt “Across The Galaxy” ausrückten, sagen sollen – aber gut, nutzen wir die Gunst der Stunde. GRAILKNIGHTS sind das perfekte Exempel dafür, warum der Terminus ‘Power Metal’ seit etwa 2005 irgendetwas zwischen Schimpfwort und Verhütungsmittel geworden ist: weil sie zu den schlimmsten Vertretern der fortschreitenden SABATONisierung des Genres gehören, die selbst von ihren Namensgebern nicht so furchtbar exerziert wird. Immerhin finden dort noch Reste von Metal auf dem Brustpanzer von Joakim Brodén statt.
Das heißt im Klartext eine Summe von mindestens vier erfüllten Kriterien der Schrecklichkeit.
Nummer 1: Ein lächerliches Image.
Kennt irgendjemand noch die “Mystic Knights”? Man fühlt sich beim Blick auf die Promofotos sofort an die grandiosen Requisiten jener Serie mit der flotten Titelmelodie aus der Feder der KELLY FAMILY erinnert. Besagte Serie gewinnt allerdings das Duell, weil die KELLY FAMILY immerhin nach Metal aussah, hörbare Gitarren hatte und die Mystic Knights in meiner Kindheit manchen langweiligen Nachmittag, der mit grippalem Infekt im Bett verbracht wurde, verschönerten.

Grailknights live 2025. Foto: Christian Plath.
Auch wenn mir durchaus bekannt ist, dass ihr Konzept nicht unbedingt auf Ernsthaftigkeit beruht – ist sich die Band für Meerjungfraumann und Blaubarschbube in der Temu-Version nicht ein bisschen zu schade? Immerhin werden GRAILKNIGHTS inzwischen von ihrer Musik leben können, denn man kann sich beim besten Willen keinen regulären Arbeitgeber vorstellen, der einen der Herren beschäftigen würde, stöße er oder sie beim Google-Check auf ein Bandfoto.
Nummer 2: Keinen Bock auf Metal.
Man kann ja selbst als Fan der harten Gitarrenmusik berechtigte Kritik an den gängigen Klischees der Subgenres äußern – so begegnet man ja durchaus Fans, die es nicht mögen, wenn Bands sich als übermäßig negativ oder “evil” inszenieren. Alles legitim und auch ich genieße gelegentlich die partytauglichen Vibes einer alten DEF-LEPPARD-Platte.
GRAILKNIGHTS und sämtliche ihrer Komplizen der SABATONisierung – beispielsweise WARKINGS, ALL FOR METAL, METALITE, GLORYHAMMER/ANGUS MC SIX, VICTORIUS und wie sie alle heißen – scheinen sich aber derart an vernünftigen Metal-Gitarren zu stören, dass sie sie so weit wie möglich in den Hintergrund mischen, auf Single-Note-Wiederholungen oder Power-Chord-Geschrubbe billigster Art reduzieren und die eigentlich tragenden Elemente von furchtbar käsigen Eurodance-Keyboards erledigen lassen, obwohl sie noch nicht mal einen verdammten Keyboarder in der Band haben!
Immerhin bleiben sie konsequent und lassen die Drums gleich mit vom Keyboard spielen. Vielleicht ist es auch vorrangig die Schuld von Produzent Sascha Paeth, dass “Weekend Ninja” oder “Powerlift” eher wie eine Nummer von ACE OF BASE oder VENGA BOYS klingt. Doch selbst dann hätten GRAILKNIGHTS eine Rüge verdient. Echte Ritter spielen und arrangieren die wesentlichen Instrumente ihrer Songs nämlich selbst!
Nummer 3: Schuld an der völligen Infantilisierung und Banalisierung von Metal.
Nochmal, selbstverständlich muss sich nicht jedes Album mit dem französischen Existenzialismus, der Kosmologie von schwarzen Löchern oder dem Liebeskummer der Frontperson auseinandersetzen. Aber diesem leblos produzierten musikalische Äquivalent eines Frat-Pack-Films ist kein einziges totgelaufenes Klischee, kein einziger Schenkelklopfer zu schade. “Grailforce One”, “Grail Gym”, “Snow In Bordeaux” oder “Mighty Metal Maiden” (pure Fremdscham!) sind so derartig verkrampft auf Partyspaß und leichtverdauliche Unterhaltung gebürstet, dass jede FREEDOM-CALL-Platte dagegen wie das verschollene Progressive-Post-Black-Metal-Projekt aus dem Nachlass von Strawinski klingt.
Gleichzeitig ist die rein musikalische Ebene so platt und einfallslos, dass das in meiner Vorstellung ausschließlich von Leuten gut gefunden werden kann, die Metal entweder erst gestern kennengelernt oder wirklich keinerlei Gespür für die handwerkliche Seite von Musik haben – und ich weiß, Jannik, du bist beides nicht. Die Halbballaden “In The Eyes Of The Enemy” und “Animated Love” schaffen da leider keinen Ausgleich, sondern zeigen das mangelnde technische Können der Bandmitglieder, vor allem aber von Sänger Sir Optimus Prime nur umso deutlicher.
Nummer 4: Sie verschwenden Ressourcen.
Und damit ist noch nicht mal die Rohstoff- und Energieverschwendung dieser Plattenproduktion gemeint. Nein, ich meine Slots auf Festivals. Seiten in Magazinen. Lebenszeit von Musikredakteur:innen. Es gibt so viele talentierte, übersehene Bands im Underground, die all diese Zuwendungen eher verdient hätten. Stattdessen ziehen diese Aufmerksamkeit fünf erwachsene Männer mit nicht-therapiertem Peter-Pan-Komplex auf sich und schaffen es irgendwie, seit sieben Alben und 21 Jahren damit ungeschoren davon zu kommen.
Gleichzeitig spricht diese Zahl auch für ein gewisses Publikum. Jannik, ich hoffe, du kannst mir meine Tirade verzeihen und wir schmachten eines Tages beim RHAPSODY-Karaoke gemeinsam “Land Of Immortals”. Trotzdem musst du mir erklären, was genau du hieran ertragen kannst. Und wie viele Hubertustropfen du dafür brauchst.
3/10 Punkte
Galerie mit 17 Bildern: Grailknights - Battle Of Metal Tour 2025 in Aschaffenburg

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metal.de Redaktion 































Auch wenn ich Grailknights nicht besonders mag, muss ich zu dem Artikel folgendes sagen:
Der Artikel von Johannes Werner ist absolut respektlos und total intolerant.
Der Autor stellt seinen eigenen Musikgeschmack über den des Lesers.
Dies Verhalten ist kein seriöserer Journalismus.
@johannes werner
Zustimmung!
@nindor
Einspruch euer Ehren. Nein, Toleranz bedeutet nicht alles zu mögen was andere mögen, oder nicht mögen was andere nicht mögen, kann man drehen wie will man, bleibt gleich 🙂
jeder soll hören was beliebt, oder doof finden was nervt, freies Land und so, Gottseidank
zur Band Grailknights: Votan weiche von mir
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