Der große metal.de-Monatsrückblick
Die größten Highlights und die schlimmsten Gurken im September 2018

Special

Der große metal.de-Monatsrückblick September 2018

Editorial

Liebe Leser,

gut in den Herbst gestartet? Mittlerweile ist die frischere Jahreszeit endlich angekommen und die Zeit ist gekommen, den abendlichen Tee gemütlich mit den neuesten Alben der Lieblingskünstler einzunehmen. So oder so ähnlich stelle ich mir zumindest einen schönen Herbstabend vor. Wem nach Anregungen zum Plattenkauf zumute ist, sollte seinen Blick neben unseren täglich erscheinenden Reviews auch unbedingt auf unseren Oktober-Soundcheck richten. 25 Alben haben sich unserer Soundcheck-Redaktion gestellt. Die Wahl zum Album des Monats ist deutlich ausgefallen, und doch gibt es vielleicht die eine oder andere Idee, mit welchen Alben ihr in den Herbst starten mögt.

Aber nun lasst uns auf den teils hitzigen September zurückschauen. Kein Tee, aber Kaffee gibt’s dafür jetzt neuerdings auch von KORN. Wirklich wahr! Mit köstlichen Gaumenfreuden warten TOOL zwar nicht auf, dafür gibt’s neues zum Album … oder so. Wer weiß das schon so ganz genau – alles Kaffeesatzleserei oder kommt 2019 vielleicht wirklich was!? Wir bleiben dran – versprochen! Deutlich konkreter sieht es da bei FINAL BREATH aus, die schon ihre erste Single seit 14 Jahren rausgeballert haben. Auch bei SOILWORK bahnt sich was neues an, während AMON AMARTH lieber cineastische Ambitionen verfolgen. Tim Lambesis (AS I LAY DYING) drückt dagegen noch mal die Schulbank, bevor die Metalcorer im Winter auch live bei uns zu sehen sind. Apropos live – wir haben unter anderem bei DEAFHEAVEN und den Kollegen vom METAL HAMMER und ihren alljährlichen Awards vorbeigeschaut. Wer noch mehr Lektüre wünscht, kann sich mit der Retroperspektive zu den Roadrunner-Jahren von DEVILDRIVER den Abend vertreiben …

… und wer immer noch nicht weiß, was er jetzt hören soll, der findet auf den kommenden Seiten wie gewohnt die Tops und Flops im September.

metal.de-Chefredakteur Jan Wischkowski

Der große metal.de-Monatsrückblick September 2018 – Die größten Highlights

WOLFHEART – „Constellation Of The Black Light“

Wer die kalte und dunkle Welt WOLFHEARTs betritt, wird es nicht bereuen. Der ganz eigene Death Metal der Finnen ist auf „Constellation Of The Black Light“ bei aller Garstigkeit enorm facettenreich. Akustikgitarren, große Melodien und brutales Geballer formen in den besten Momenten wahre Epen. Im Vergleich zur Vorgängerin „Tyhjyys“ ist das Gesamtergebnis noch stimmiger und alle mit wildem Naturell (und rechtschaffener Verachtung für den Sommer) sollten ein Herz riskieren.

Der große metal.de-Monatsrückblick September 2018 – Die größten Highlights

DAKHMA – „Hamkar Atonement“

Die schlechte Nachricht zuerst: „Hail Satan!“ war gestern. Die gute Nachricht: „Nieder mit Ohrmazd!“ füllt die Lücke begeisternd. DAKHMA zelebrieren auf „Hamkar Atonement“ nichts weniger als pechschwarzen „Zoroastrischen Death Metal“ (was sonst?), kombinieren nahöstliche Elemente mit „Blastbeats, Tremolos und rauen Growls“, kreieren eine chaotische wie packende Mischung aus Death und Black Metal.
Oder um es abgeklärt mit Frau Noeres zu sagen: „Die dunklen rituellen Schwingungen setzen neue Maßstäbe für das Böse und reißen den Zuhörer mit einer gelungenen Komposition aus runden und feinfühligen Übergängen sowie experimentellen Instrumentalvariationen hinab in tiefe Schluchten allumfassender Schwärze.“ Höchstnote.

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MADDER MORTEM – „Marrow“

MADDER MORTEM bleiben geschmackssicher: „Die Norweger setzen sich genau in die Schnittstelle zwischen modernem Doom und Gothic Metal und schneiden sich aus beidem die Filetstücke heraus.“ Die Songs wirken insgesamt subtiler und düsterer als zuvor. „Marrow“ wirkt im Vergleich zur Vorgänger-Platte „geradezu in sich gekehrt und sperrig“, wächst jedoch zuverlässig zu beeindruckender Größe. Und Herr Klaas? Stellt für den Gesang von Agnete M. Kirkevaag den Begriff des „Kunstjammerns“ in den Raum und ansonsten fest, dass bei MADDER MORTEM weibliche und männliche Stimme im Zusammenspiel locker jeden Gedanken an das Gothic-Klischee von der Schönen und dem Biest umschiffen. Kunstjammern … Hell yeah!

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ANAAL NATHRAKH – „A New Kind Of Horror“

ANAAL NATHRAKHs „A New Kind Of Horror“ ist nur im Detail neu. Alle mit Routine im Abseitigen werden den mit „geradezu teuflischer Inbrunst dargebotenen Mix aus Industrial, Black Metal und Grind-Versatzstücken“ der beiden berserkernden Briten wiedererkennen. Die nuancierte Produktion allerdings hebt das neue Höllenwerk noch einen Schritt weiter gen Perfektion.
„ANAAL NATHRAKH haben […] ein bockstarkes, unglaublich bösartiges Album veröffentlicht, das die Extrem-Metal-Welt anno 2018 wohl noch mal kräftig aufmischen wird.“ Dass Dave Hunt punktuell falsettierend und mit wahnsinnigem Ergebnis gar seinen „inneren Rob Halford zu kanalisieren“ scheint, sei dabei nur am Rande erwähnt. Aber sehr gerne.

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MAYAN – „Dhyana“

Bei MAYAN spielen Ex-Mitglieder von EPICA, DELAIN und AFTER FOREVER. MAYAN servieren detailreichen, fordernden Symphonic (Death) Metal. MAYANs Werk „Dhyana“ kombiniert Bassdrum und Balladen, ist brachial und begeisternd. MAYAN erschaffen mutmaßlich einen Meilenstein. So soll es sein.

Der große metal.de-Monatsrückblick September 2018 – Die größten Highlights

HEADS FOR THE DEAD – „Serpent’s Curse“

Ach und weh: Alles ist heutzutage sofort verfügbar, nichts kostet im Zweifelsfall mehr irgendwas. Wer die alten Zeiten aufleben lassen, der Kultur ihren Wert zuerkennen und trotzdem auf Nummer sicher gehen will, dem bieten HEADS FOR THE DEAD mit „Serpent’s Curse“ die Gelegenheit. Das Projekt von Jonny Pettersson (WOMBBATH) und Ralf Hauber von REVEL IN FLESH spielt nicht nur Death Metal aus einer Zeit vor dem Internet, sondern auch noch Death Metal in einer Qualität, die … ja: die einen Fehlkauf ausschließt und einen Blindkauf nahelegt. Mit anderen Worten: Mindestens alle, die im letzten Jahrtausend schon erwachsen waren, wissen, was zu tun ist! Aarrgh.

Der große metal.de-Monatsrückblick September 2018 – Die größten Highlights

FARFLUNG – „This Capsule“

FARFLUNG kredenzen Space Rock. Hä? „This Capsule“ ist in der Tat ein seltsamer Trip, aber ein lohnender. Einen „Mangel am Space-Rock-Äquivalent von Star Trek-Cheese muss man zwar in Kauf nehmen, bekommt dafür aber eines der eindringlichsten und atmosphärischsten Alben des Genres geliefert.“ Mehr Psychedelik, weniger Stoner Rock, spacige Synths und doch angemessene Power – so hört’s euch doch an. Und werdet schlauer.

Der große metal.de-Monatsrückblick September 2018 – Die größten Highlights

ABHORRENCE – „Megalohydrothalassophobic“

Nur 28 Jahre nach ihrem letzten Album kommen die Finnen ABHORRENCE mit „Megalohydrothalassophobic“ aus der Tiefe. Herr Mildner (vom Fach) schlägt ein Experiment vor: „Man denke sich mal das eigene Plattenregal leer und höre ‚Megalohydrothalassophobic‘, als hätte man noch nie Death Metal gehört. Und dann sagt, dass es nicht geil wäre, wenn ABHORRENCE fast 30 Jahre nach ihrer Gründung endlich Ihr Debutalbum veröffentlichten.“ Kurzum: Kunst kommt von Können und ABHORRENCE schlagen brachial, aber mit nahezu grotesk eingängigen Melodien eine stabile Brücke nach 1990, über die alle zwielichtigen Gestalten, die etwas auf sich halten, zügig eilen sollten.

Der große metal.de-Monatsrückblick September 2018 – Die größten Highlights

VREID – „Lifehunger“

VREID können mit „Lifehunger“ endgültig nicht mehr als „Black ’n‘ Roll“ bezeichnet werden. Jedenfalls nicht, wenn man bei diesem Begriff hochprozentige Teufelspartys im Sinn hat. Die WINDIR-Folgeband ist 2018 eine gereifte, vielschichtige Black Metal-Band mit klarem, druckvollem Sound, deren Musik zwar hie und da Assoziationen zu bekannten Größen weckt, aber auch Experimente beinhaltet. Und es lyrisch ohnehin nicht unter dem Zusammenspiel von Leben und Tod macht. „Lifehunger“ jedenfalls passt zur Jahreszeit.

Der große metal.de-Monatsrückblick September 2018 – Die größten Highlights

SLASH feat. MYLES KENNEDY AND THE CONSPIRATORS – „Living The Dream“

SLASH, genauer: SLASH FEAT. MYLES KENNEDY AND THE CONSPIRATORS schlagen „Living The Dream“ vor. Und echt mal: Lasst uns das machen! Geerdeter, positiver, vielseitiger Rock ist der Soundtrack, zu dem wir uns den Zylinder aufsetzen, die Pulle nur für die Kippe mal ab und … und … dann ab durch die Mitte!

Der große metal.de-Monatsrückblick September 2018 – Die schlimmsten Gurken

VITJA – „Mistaken“

„Mistaken“: VITJA produzieren „Metalcore-Standardware mit Vocals, die in bester Techno-Manier zigfach durch den Effekt-Wolf gedreht wurden“ und „schablonenartigen, pseudo-gesellschaftskritischen Klischee-Lyrics“. Das klingt erst einmal nicht so schön, aber VITJA vielleicht noch was. Bei gelungenerem Songwriting. Sorry.

VALDRIN – „Two Carrion Talismans“

Sind VALDRIN tatsächlich der neue heiße Scheiß im amerikanischen Death/Black-Metal-Untergrund? Bei allem Talent und allem (anzunehmenden) textlichen Anspruch: VALDRIN setzen sich mit „Two Carrion Talismans“ derart zwischen alle (auch schon leidlich durchgesessenen) Stühle, dass der Aufprall hart ist: Gute Elemente sind vorhanden, zu viel bleibt allerdings Stückwerk und ist zwischen DIMMU BORGIR, dem frühen IHSAHN solo und Death Metal auch nicht eben originell.

PYREFICATIVM – „संसार का पथ“

Herr Möller ist von ausgesuchter Integrität, auch akademischer Art. Verwundern kann es daher nicht, dass ihm „संसार का पथ“ vom chilenischen Ein-Mann-Projekt PYREFICATIVM die Zornesröte ins friesisch-friedliche Antlitz treibt: Das ist alles nur geklaut! Das ist alles gar nicht sein Werk! PYREFICATIVM guttenbergen dreist bei ACHERONTAS. Dass letztere sich wiederum selbst disqualifizieren, macht es nicht besser.

SULPHER – „No One Will Ever Know“

SULPHER-Gründer Rob Holliday war schon Live-Gitarrist von MARILYN MANSON und THE PRODIGY. Dennoch: Der Industrial-Rock auf „No One Will Ever Know“ ist dermaßen 08/15, dass man ihn wirklich nicht 24/7 bracht. Ernüchterndes Fazit: „Der schnöde Sound, die zeitweise wirklich nervigen Vocals sowie die immer gleichen Songstrukturen sind auf Dauer […] leider recht anstrengend.“

Das lief bei uns im September 2018 – Die Playlists der Redakteure

Alexander Santel:

Redakteur Alexander Santel

Eckart Maronde:

Marc Thorbrügge:

Redakteur Marc Thorbrügge 2017

Matthias Weise:

Profilbild Matthias

Mirko Pidde:

Profilbild Mirko
09.10.2018
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