Exodus
Thrashfest 2010

Konzertbericht

Billing: Death Angel, Exodus, Kreator und Suicidal Angels
Konzert vom 2010-12-17 | Turbinenhalle, Arena, Backstage, Hessenhallen, Oberhausen, Wien, München, Gießen

Auch nach der ersten Bay Area-Legende ist die Umbaupause erfreulich kurz, so dass man im Prinzip nicht genug Zeit hat für Nachschub in alkoholischer Form zu sorgen. Kaum sind die Getränke bezahlt, krachen auch schon die ersten Akkorde von “The Ballad Of Leonard And Charles” aus der PA und das Inferno beginnt. EXODUS sind eine Macht, die alles in Grund und Boden stampft. Wenn Gary Holt und seine Meute auf die Bühne gehen, entsteht eine Atmosphäre, geprägt von purer Aggression und Energie. Es ist jedes Mal wieder faszinierend wie EXODUS es in nur wenigen Takten schaffen das Publikum für sich einzunehmen. Dem Opener folgen mit “Beyond The Pale” und dem starken “Children Of A Worthless God” noch zwei Nummern neueren Datums, bevor es zum ersten Mal Zeit für einen Klassiker wird. “A Lesson In Violence” knüppelt alles nieder und zeigt, dass Drummer Tom Hunting nach wie vor einer der Besten in diesem Genre ist. Passend dazu bewegen sich die übrigen vier EXODUS-Mitglieder ansprechend viel auf der Bühne, wobei hier natürlich Rob Dukes etwas heraussticht. Der Sänger wird nicht von allen Fans geliebt, aber zumindest akzeptiert wird er nach mittlerweile drei Scheiben auf denen er singt. Seinen ständigen Aufforderungen nach ‘Circle-Pits’ wird regelmäßig nachgekommen und von der Band musikalisch mit Brechern wie “Blacklist” eindrucksvoll untermalt.

EXODUS sind schlau genug, sich nicht nur auf Songs neueren Datums zu versteifen. Mit “Good Riddance” gibt es als Abschluss noch einen Song vom aktuellen Album zu hören, bei dem es die Band tatsächlich schafft, das Publikum zu einer letzten Höchstleistung zu motivieren. Respekt dafür, werden vorher doch Klassiker wie “Bonded By Blood”, “The Toxic Waltz” oder auch “Strike Of The Beast” kredenzt, die ebenfalls nach allen Regeln der Kunst abgefeiert werden und einmal mehr die Frage aufwirft, ob es denn wirklich so klar ist, wer denn eigentlich auf dem Thrash Metal-Thron sitzt. An EXODUS kommen momentan jedenfalls nicht viele vorbei, soviel steht fest.
(Oberhausen, Colin)

Mit Bay Area Thrash Metal geht es dann auch weiter, diesmal allerdings mit der Brechstange serviert. EXODUS haben zwar sehr wohl auch Melodien am Start, doch dominiert wird ihr Stil von den brachialen, mächtigen Riffs aus der Feder von Mastermind Gary Holt. Dieser scheint mir dem HEATHEN-Klampfer Lee Altus fast so etwas wie sein „Alter Ego“ gefunden haben, denn das Duo offenbart einmal wie brutal harmonisches Gitarrenspiel klingen kann. Unterstützt von einem rasiermesserscharfen Sound kredenzt der Fünfer reichlich „aktuelles“, also aus der Rob Dukes – der nun schon seit fünf Jahren zum Line-Up zählt – Ära stammendes Material, wie selbstverständlich auch reichlich Klassiker. Wer Tracks wie „Bonded By Blood“, oder „Strike Of The Beast“ im Angebot hat und auf dermaßen intensive Weise darzubieten im Stande ist, hat zwar ohnehin schon gewonnen, doch als Höhepunkt des Gigs entpuppt sich der zusammen mit dem Publikum auf überaus imposante Weise intonierte „Toxic Waltz“. Wer sich bislang immerzu gefragt hat, weshalb man Wien seit Jahrhunderten als „Stadt des Walzers“ bezeichnet, darf gerne bei Herrn Holt nachfragen, denn er hat die Lösung parat. Dabei herrscht dermaßen viel Bewegung in der „Arena“, dass wohl ganz Erdberg ein Erdbeben verspürt. Sensationell!

Zwar wirkt der gute Rob noch immer ein wenig über-aggressiv (wie Aufforderungen für ein „Pit“ mit den Worte „I want you to kill each other“ zeigen), doch in Summe wirkt der Frontmann im Vergleich zu früher nun wesentlich gelassener und dadurch auch sympathischer. Auch auf politisch bedenkliche Ansagen verzichtet der Kerl heute und zeigt sich viel mehr dankbar über eine slowakische Fahne, die ihm als Gastgeschenk überreicht wird. Neben dem erwähnten „Walzer“ ist es für mich heute der Mörder-Groover „Blacklist“ der die „Arena“ in Schutt uns Asche zu versetzen vermag. Hunderte hin- und her laufende und fliegende Leiber denken wohl eben so wie ich, auch wenn mir (und mehreren Vertretern der „betagteren“ Generation) dieses Gehampel eher auf den Zeiger geht. An der musikalischen Spitzenleistung von EXODUS ändert das aber natürlich nichts! All Hail to F***IN`(um es in Rob’s Worten zu sagen, der bei der Verwendung des „F-Wortes“ seinem Namensgenossen von den „Maschinenköpfen“ verdächtig nahe kommt) EXODUS!
(Wien, Walter Scheurer)

Als nächstes steht der erste Bay Area-Export des Abends auf dem Plan: DEATH ANGEL aus San Francisco, die seit nunmehr fast 20 Jahren Thrash Metal in Reinform kredenzen. Ich persönlich freue mich auf den Auftritt des US-amerikanischen Fünfers am meisten an diesem Abend. Zum einen aufgrund ihres neuen Albums “Relentless Retribution”, das regelmäßig seine Runden in meinem Player dreht, zum anderen weil DEATH ANGEL meiner Meinung nach zu den besten Live-Acts überhaupt zählen und jede Show ein wahres Erlebnis ist.

Und das soll sich auch am heutigen Abend bewahrheiten. Obwohl die Thrashfest-Tour bereits seit über zwei Wochen durch Europa walzt, zeigen die Musiker keinerlei Ermüdungserscheinungen, sondern agieren und spielen so energisch, dynamisch und entschieden, posen und messen dabei jeden Millimeter der Bühne ab, dass es eine wahre Freude ist. Dieser Funke – nein, dieses Funkenfeuerwerk! – springt im Rekordtempo auch auf die Zuschauer über, die nach allen Regeln der Kunst bangen, moshen und mitsingen. Die Highlights des Sets der Band sind dabei zweifelsohne die 80er-Klassiker wie “Evil Priest”, “Seemingly Endless Time” oder “Mistress Of Pain”, doch auch die Stücke des neuen Albums, wie das eingängige “I Chose The Sky”, das abwechslungsreiche “Claws In So Deep” oder das deftige “Truce”, kommen hervorragend beim Publikum an. Leider hält die überragende Stimmung jedoch nicht über die komplette Länge der Show an, nach und nach lichten sich die Reihen ein wenig, Applaus und Jubelrufe ebben immer weiter ab und als DEATH ANGEL nach dem Abschluss-Doppel “The Ultra-Violence/Thrown To The Wolves” die Bühne verlassen, wird nicht einmal eine Zugabe gefordert. Schade und meiner Meinung nach völlig unverständlich – DEATH ANGEL haben auch heute absolut alles gegeben und eine Wahnsinns-Show ohne jedwede Schwäche abgeliefert, sodass der Fünfer mir auch weiterhin als geniale Live-Band in Erinnerung bleiben wird.
(München, Katharina Beck)

Für die etwas härtere Gangart sind im Folgenden EXODUS zuständig, wobei bereits die bloße Gestalt von Fiesling Rob Dukes in der Hinsicht die richtigen Eindrücke schafft. Das Soundgebilde wirkt nicht mehr ganz so glasklar wie noch zuvor, leicht verwaschen kommt das dem Schädelspalterthrash der Jungs aus San Francisco allerdings fast schon entgegen. Trotz allem habe ich den Eindruck gewonnen, dass sich Dukes ein wenig beruhigt hat, so spuckt er nur noch alle halbe Minute in die Menge und die eine oder andere fragwürdige Ansage bleibt auch aus. Stattdessen besinnt man sich auf musikalische Qualitäten und ein ausgeglichenes Set, was zunächst mit neueren Nummern wie dem Extralarge-Song “Deathamphetamine“ beginnt, gleichermaßen aber auch einige Old-School-Intermezzi wie “Bonded by Blood“ oder “Toxic Waltz“ zulässt. Gerade bei letzteren Nummern feiert die Menge in ausgelassener Manier und bedankt sich mit einigen großen Moshpits, von denen auch Fronter Dukes beeindruckt zu sein scheint. Insgesamt bilden EXODUS einen Gegenpol zu DEATH ANGEL und präsentieren authentisch die hässliche, aggressive Seite des Thrash Metal, der anwesenden Menge gefällt dies jedenfalls prächtig, mir auch – solide Show einer mehr als soliden Band!
(Patrick, Gießen)

Setlist (München):

The Ballad Of Leonard And Charles
Beyond The Pale
Iconoclasm
A Lesson In Violence
Blacklist
Bonded By Blood
War Is My Shepard
The Toxic Waltz
Strike Of The Beast
Good Riddance

Exodus

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03.01.2011

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