Totenmond - Der Letzte Mond Vor Dem Beil

Review

TOTENMOND kehren mit „Der Letzte Mond Vor Dem Beil“ zurück, acht Jahre nach „Thronräuber„, dem bis dato letzten Vollzeit-Album des Trios aus Backnang. Eine lange Wartezeit für eine Platte, da würde man ja glatt erwarten, dass diese mit einem Pauken- oder Donnerschlag eröffnet wird.

Der Regen als Unheilsbringer?

Falsch gedacht, der eröffnende Siebenminüter „Die Entheiligung Des Blasphemischen Josef Und Der Ewige Regen“ beginnt mit Naturgeräuschen und Regen, während ein hallender Gitarrenakkord sporadisch und unregelmäßig erklingt. Erst nach etwa zweieinhalb Minuten formt sich daraus ein Riff, während es weiterhin regnet. Schließlich gesellen sich erste Melodien zum Sound, Pazzer erhebt erstmals seine Stimme, wenn auch noch in Zimmerlautstärke, ehe der Sound dann mit einem Donnerschlag – buchstäblich – erumpiert und mit Volldampf die Rückkehr von TOTENMOND klar macht.

Hier scheint sich auch ein zentrales Thema der Platte herauszukristallisieren: Der Regen findet immerzu Erwähnung und scheint mit den unheilvollen Unannehmlichkeiten, die in den Songs besprochen werden, verknüpft zu sein. Ist „Der Letzte Mond Vor Dem Beil“ ein Konzeptalbum? Zumal „Salbung“ das Album beschließt, wie es begann: mit Naturgeräuschen und Regen, sich so der Kreis praktisch schließen würde.

Aber keine Zeit zum Verschnaufen oder Nachdenken, der blasphemische Uptempo-Kracher „Hölle Mit Hof“ schließt sich unverzüglich an. Punkig, rotzig, böse, provokant, so wie man es von den Backnangern kennt und liebt. „Blut Auf Krank“ ist da schon wesentlich düsterer und sperriger. Insgesamt fassen diese ersten drei Titel das neue Album aber wunderbar zusammen: eine ausgewogene Mischung aus zugänglichen und sperrigen Titeln.

TOTENMOND provozieren und fordern heraus

Natürlich ist „Der Letzte Mond Vor Dem Beil“ alles andere als leichte Kost. Textlich sowieso, aber auch musikalisch fordern TOTENMOND ihre Hörer heraus. Der oben erwähnte Opener dürfte beim ersten Hördurchgang so manche Augenbraue empor hieven, während „Giftköder“ bis kurz vor Schluss ein einziger, undurchdringbarer Teerklumpen ist. Gewöhnungsbedürftig ist auch das DEEP PURPLE-Cover „Into The Fire“, jedoch hauptsächlich aufgrund von Pazzers bescheidenem Versuch, in englischer Sprache zu singen.

Ein kleiner Ausrutscher also im ansonsten durchweg stimmigen Album. Wenn etwa „Kehrwoche“ zunächst im Doom wildert, um dann mit triolischem Rhythmus nach vorne zu preschen, darf es dem Crust-Connaisseur wieder kalt, eiskalt den Rücken herunterlaufen. Auch „Tötet Den König“, das rhythmisch zugegeben nicht so interessant beginnt, steigert sich zum Ende hin und beschließt mit einem Killer-Finale. „Fort Von Gott“, das mit einem Industrial-artigen Beat beginnt, überrascht dagegen mit Grooves, die man so sonst im Sludge vermuten würde, auch wenn der Song sich dann doch etwas zieht.

Damit wird „Der Letzte Mond Vor Dem Beil“ sicher nicht aus dem Stand zum Publikumsliebling, etwas Zeit muss man dem Album schon einräumen. Für meinen Geschmack hätte es auch noch eine Nummer dreckiger sein können, gerade die Produktion hätte in dieser Hinsicht noch Luft nach oben (oder nach unten??) gelassen. Doch dieses neue Album wächst mit der Zeit. Jeder Song hat seine Highlights, wirkliche Totalausfälle gibt es kaum. Selbst das leicht verunglückte DEEP PURPLE-Cover hat einen wenn auch eher unfreiwilligen Unterhaltungswert. Schlussendlich ist TOTENMOND also ein gutes Comeback gelungen, das nur gelegentlich etwas unrund läuft.

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16.08.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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1 Kommentar zu Totenmond - Der Letzte Mond Vor Dem Beil

  1. Bluttaufe sagt:

    Ein TOTENMOND Album auf das ich mich damals gefreut habe & welches mich anfangs etwas enttäuscht hat. Den ersten Song kann man getrost in die Tonne hauen – dient auch eher als Intro, ist mit über 7 Minuten zu lang und dann bleiben unter dem Strich nicht ganz 33 Minuten übrig. Von der Art her hat sich bei TOTENMOND nichts geändert. Mir klingt das Album etwas zu sauber & zu glatt. Da fehlt der Dreck und die Wucht – so gesehen gut aber für TOTENMOND unpassend. Hat man das an Crust erinnernde „Hölle mit Hof“ überstanden, fühlt man sich beim anschließenden „Blut auf Kranz“ an FLIEHENDE STÜRME erinnert.
    Ansonsten stimme ich dem Review in allen Punkten zu. Gerade „Into The Fire“ wirkt sehr deplaziert & klingt auch ansonsten vom Gesang her gruselig.
    Man muss es wirklich mehrmals hören, da es für TOTENMOND doch eher untypisch klingt. Mir persönlich fehlt das nihilistische, der zerstörende Aspekt.
    Ganz nett aber kein Überflieger…

    6/10