Ace Frehley
Diese Bands kann man nicht kopieren

Interview

Viele Künstler von früher hatten ihren Höhepunkt, an den sie heute wehmütig zurückdenken. Für ACE FREHLEY war dieser Ende 1978. Zuvor war er bei KISS immer im Abseits. Auf den KISS-Alben landeten meist nur ein, zwei Kompositionen von ihm und er hatte bis dato nur bei zwei Songs gesungen. Doch als sein Soloalbum heraus kam, änderte sich alles: Das HELLO-Cover ‚New York Groove‘ kam auf Platz 13 der Single-Charts und war der einzige Hit der vier Soloalben. Fortan wurden mehr seiner Lieder auf die Alben genommen. Doch richtig genießen konnte er das nicht: KISS veränderten sich so massiv, dass sie für den durchschnittlichen Rock-Fan an Bedeutung verloren. Zudem nahmen die Drogenprobleme des Spaceman zu, weswegen er 1982 die Band verließ.

He’s down

Er kam aber danach nur schwer wieder auf die Beine. Sein nächstes Projekt war die kurzlebige Band FREHLEY’S COMET, die erst 1987 startete und ihren Platz in den Annalen ihrem Kult-Label Megaforce Records verdankt. Da also klar war, dass er an den Erfolg seines Soloalbums nicht anknüpfen konnte, näherte er sich wieder KISS an. Lud Peter Criss für den Background-Gesang ein, spielte ein paar Songs bei MTV UNPLUGGED und hat anschließend mit KISS ein paar Tourneen gespielt, bevor es erneut zum Zerwürfnis kam.

Seit elf Jahren veröffentlicht Space-Ace wieder Soloalben. Dabei nehmen Coversongs eine zentrale Rolle ein. Schon auf dem 1989er-Werk „Trouble Walkin“ waren mit ‚Do Ya‘ von ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA und dem damals aktuellen ‚Hide Your Heart‘ von KISS zwei Cover enthalten. Auf den letzten Studioalben waren Cover von Siebziger-Hits. 2016 erschien mit „Origins Vol. 1“ dann das erste reine Cover-Album. Das war gar nicht so unausweichlich, wie es klingt. „Mein Plattenlabel wollte neue Musik und ich habe ein Cover-Album vorgeschlagen. Also habe ich einige Songs zusammengestellt, was viel Spaß gemacht hat. Dabei kam dann „Origins“ heraus.“

Darunter sind mit ‚Good Times Bad Times‘ oder ‚Space Truckin‘ auch Songs von Sängern enthalten, die inzwischen selbst Probleme dabei haben, die Lieder zu performen. Dabei ist das gesangliche Spektrum von Frehley ohnehin nicht so weit, doch das sollte kein großes Problem dargestellt haben: „Die meisten Lieder waren ziemlich leicht für mich. Bei ‚I’m Down‘ musste ich mich konzentrieren, weil es am oberen Ende meines Stimmumfangs war. ‚Good Times Bad Times‘ haben wir auf D runtergestimmt.“

Nah an den Wurzeln

Aber abgesehen davon, dass die Songs an den Stil von Frehley angepasst wurden, sind die Songs noch nah am Original. Anders als bei ‚2.000 Man‘, welches in der KISS-Version mehr nach den ROLLING STONES klingt, als das Original selbst. „Die Songs klangen so, als ich mit ihnen aufgewachsen bin und so habe ich sie dann auch gespielt, als ich mit dem Gitarre spielen anfing. Daher war das nie wirklich eine Option, die Nummern umzuarrangieren.“

Die Gästeliste ist ziemlich illustriert. Auf ihr stehen Siebziger-Helden wie Lita Ford (THE RUNAWAYS) oder Robin Zander (CHEAP TRICK). Kennengelernt hat er sie in den Siebzigern, als etwa CHEAP TRICK KISS supportet haben: „Ich bin mit der ganzen Band ziemlich gut befreundet und wir haben nach den Shows immer zusammen gefeiert. Ich habe Rob angerufen und ihm gesagt, dass ich das Lied nicht singen kann. Also hat er das übernommen und einen tollen Job gemacht.“

Familie des Rocks

Es sind nicht nur alte Party-Kollegen dabei. Auch der ehemalige KISS-Gitarrist Bruce Kulick ist auf dem JIMI-HENDRIX-Song ‚Manic Depression‘ zu hören, wenn auch nicht sonderlich prominent. Mit den Kulick-Brüdern hat Ace seit jeher ein besonderes Verhältnis, so war ein anderer Bewerber auf den Gitarristen-Posten bei KISS 1973 Bob Kulick. „Ich hatte zu beiden gute Beziehungen, leider ist Bob kürzlich gestorben. Zu den Jahrestagen haben wir uns immer gratuliert. Beide sind großartige Gitarristen und Personen.“

Bemerkenswert ist, wie alt die Songs allesamt sind. Der neuste Song ist der KISS-Klassiker „She“ von 1975. „Ich habe an die Songs gedacht, die ich vor meinem Einstieg bei KISS in den Clubs gespielt habe. Deshalb bin ich durch meine Plattensammlung gegangen und habe nach den Liedern gesucht, die mich am meisten beeinflusst haben.“ Diese Zeit habe halt ihren eigenen Charme. Und auch jüngere Bands können diesen nicht einfangen. Angesprochen auf Retro-Rock-Bands antwortet er: „Nein, ich höre mir solche Bands nicht an. Ich bin mit Bands wie CREAM aufgewachsen, die alle ihren eigenen Sound hatten. Den kann man nicht kopieren.“

01.10.2020

Redakteur mit Vorliebe für Hard Rock, Heavy Metal und Thrash Metal

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