Angel Blake
Interview mit Marko Tervonen über "Angel Blake"

Interview

Mit Marko Tervonen steht nach Johan Lindstrand das zweite ehemalige THE CROWN Mitglied mit einem neuen Album in den Startlöchern. ANGEL BLAKE, so der Name von Band und Album, präsentiert sich allerdings ganz anders als sein ehemaliges Betätigungsfeld bei der schwedischen Zerstörungsmaschine THE CROWN. Dazu stand mir Marko Rede und Antwort. Natürlich war auch die Vergangenheit ein großes Thema, über das er bereitwillig Auskunft gab. Über melancholische Songs, die Lehren der Vergangenheit, die ehemaligen Kollegen, die Marschrichtung in der Zukunft und den Wert von Freunden und Familie: Marko Tervonen.

Angel Blake

Hi Marko, ich hoffe Dir geht’s gut! Erzähl uns doch einmal, wie es überhaupt zu ANGEL BLAKE kam. Welches Ziel verfolgst Du mit der Band?

Hi, danke mir geht’s gut. ANGEL BLAKE ist ein paar Monate nach dem Split von THE CROWN entstanden. Ich wusste immer, dass es keine Option für mich ist, mit dem Musikmachen aufzuhören, weil ich das einfach nicht könnte. Die große Entscheidung, die erforderlich war, drehte sich eigentlich nur darum, auf welchem Level ich sie fortan machen wollte. Wäre es genug gewesen, die Songs nur für mich selbst zu machen oder würde es mehr Spaß machen, ein Album zu machen und über die Songs zu reden? Natürlich ist es lustiger, das volle Programm zu fahren. Ich bin bereit für die nächste Runde, so let’s go!!

Die Band war ja zunächst als Soloprojekt ausgelegt, bei dem Du alle Instrumente selbst einspielen und lediglich die Vocals an Tony [Jelencovich (ex-TRANSPORT LEAGUE, MNEMIC) – Anm. d. Red.] abgeben wolltest. Schlussendlich kam jetzt doch ein komplettes Line-Up heraus. Handelt es sich nun nur um ein Projekt oder sind ANGEL BLAKE jetzt eine „echte“ Band?

Nun, was die Aufnahmen anbelangt, war es ein Alleingang. Jetzt steht aber ein Team hinter dem Namen ANGEL BLAKE. Ob das jetzt allerdings bedeutet, dass das nächste Album mit dem Band Line-Up eingespielt wird, oder ich es wieder allein mache, kann ich heute noch nicht sagen. Es gibt sowohl viele Vor- als auch einen Haufen Nachteile, wenn Du ein Album ganz allein machst. Künstlerisch ist es natürlich sehr cool, wenn Du sichergehen kannst, dass Deine Vision auch wahr wird. Das bedeutet gleichzeitig aber eine Menge Arbeit. Wir werden sehen, was weiterhin geschieht. Was jetzt wichtig ist, ist, dass ANGEL BLAKE eine Einheit sind, die die Musik live umsetzen kann. Das ist der nächste Schritt: ein paar Shows über die Bühne zu kriegen. [mittlerweile wurde die Band für’s Summer Breeze 2006 bestätigt – Anm. d. Red.]

Du hast allerdings einmal erwähnt, dass ANGEL BLAKE keine Liveband sein werden. Was sind dann Deine Ziele?

Ich habe keine großen Ziele mit der Band. Das wage ich einfach nicht. Ich werde weiterhin Alben machen, Shows spielen, Videos drehen, Interviews geben usw. Wir werden sehen, wie sich alles entwickelt. Ich werde die Band in kleinen Schritten aufbauen. ANGEL BLAKE wird es lange geben!

Womit verbringst Du Deine Zeit sonst gerade? Wie sieht Dein Leben aus und womit verdienst Du Deinen Lebensunterhalt?

Vor 11 Monaten bin ich Vater geworden, sodass meine Schnecke und ich mit dem kleinen Mateo ziemlich viel um die Ohren haben. Ich betreibe ein Studio, das ein paar Kilometer von meinem Zuhause entfernt liegt. Dort habe ich bislang zwei Alben und ein paar Demos fertiggestellt. In meinem regulären Job arbeite ich bei DHL Exel als Systemtechniker im IT-Department. [… womit der gute Marko die Tradition fortführt, dass sich die schwedische Death Metal Elite mit Jobs bei der Post durchbringt 😉 – Anm. d. Red.] Ich arbeite in Drei-Schicht-Rotation. Den Rest der Zeit, die mir bleibt, verbringe ich damit, Musik zu komponieren und mit Freunden abzuhängen.

Wie kommt es eigentlich, dass Janne [Saarenpää, ex-THE CROWN] auch bei ANGEL BLAKE spielt?

Ich habe ihm das Album gegeben und ihn ein paar Wochen später einfach gefragt. Ich bin wirklich froh, dass er eine weitere Runde an meiner Seite steht.

Hast Du noch Kontakt zu den THE CROWN Jungs?

Klar! Natürlich sehe ich Janne am öftesten. Ich versuche aber auch, mich öfter mal mit Magnus [Olsfelt, Bass – Anm. d. Red.] zu treffen. Seine Frau und er erwarten ihr zweites Kind, wodurch sie auch ziemlich eingespannt sind. Ich weiß nicht, ob Du wusstest, dass ich das Debütalbum von Magnus’ neuer Rockband STOLEN POLICECAR in meinem Studio (www.studio-mt.com) produziert habe. Das war sehr cool und hat eine Menge Spaß gemacht. Johan [Lindstrand, Vocals – Anm. d. Red.] lebt auch in der Stadt und ich sehe ihn ein paar mal im Monat. Er ist derzeit ziemlich mit den Auftritten für ONE MAN ARMY beschäftigt. Marcus sehe ich seltener. Er lebt in Göteborg. Wir versuchen, per Email und Telefon in Kontakt zu bleiben. Es ist allerdings schon ein paar Monate her, seit ich ihn das letzte mal gesehen habe.

Was hältst Du von den neuen Bands Deiner Ex-Kollegen?

Das sind allesamt coole Bands! Ich bin froh, dass jeder von uns noch Musik macht. Ich denke aber, dass es wichtig ist, dass jeder in seinem eigenen Tempo an die Sache herangehen kann, da sich unsere Privatleben doch sehr unterschiedlich gestalten.

Wie kommt es, dass Ihr Euch alle von Eurem ehemaligen Sound verabschiedet habt und jetzt etwas komplett anderes macht?

Die Unterschiede liegen natürlich im Tempo und in den cleanen Vocals. Ich musste mich aber nicht „neu programmieren“, um Musik für ANGEL BLAKE schreiben zu können. Ich mache, was ich eigentlich schon immer gemacht habe, nämlich Musik schreiben, die aus meinem Herzen kommt. Wenn man die cleanen Vocals und das langsamere Tempo einmal ausklammert, sind die Unterschiede meiner Meinung nach nicht sooo ausgeprägt. Ein Song wie „Thousand Storms“ ähnelt einem „World Below“ doch ziemlich, außer dass die Melodien eben in den Vocals stattfinden und nicht auf den Gitarren. „Retaliate“ und „Self-Terminate“ hatte ich eigentlich für THE CROWN geschrieben, und wir haben sie auch einige Male geprobt, bevor wir uns aufgelöst haben. Ich glaube, dass mein Stil noch immer in den Songs steckt, das Resultat aufgrund der Vocals und des Tempos aber ein anderes ist. Für THE CROWN habe ich ja auch ein paar dieser „anderen“ Songs, wie „Dead Man’s Song“, „In Memoriam“, „Death By My Side“ oder „Bow To None“, geschrieben, um ein paar zu nennen. Würden diese Songs mit normalen, cleanen Vocals gesungen, wäre das ziemlich nah am Sound von ANGEL BLAKE.

Ist die musikalische Ausrichtung von ANGEL BLAKE ein Statement, um eine klare Abgrenzung zu THE CROWN zu bewirken? Oder hast Du die Schnauze voll von Death/Thrash Metal?

Die Schnauze habe ich ganz sicher nicht voll. Ich liebe Death Metal! Aber ich habe das so lange gemacht. Ich wusste, dass ich etwas tun musste, bei dem ich Freude empfinde, wenn ich auf einem professionellen Level weitermachen wollte. Etwas, das mich zum Experimentieren mit Musik und Produktionen inspiriert. Ich bin schon lange ein Fan von melancholischen Metalbands. Ich mochte den Sound von PARADISE LOST, AMORPHIS oder KATATONIA schon immer. Momentan fühlt es sich für mich einfach natürlicher an, Musik zu schaffen, die etwas langsamer und schwerer ist und mehr Emotionen transportiert, als ständig mit Tempo 300 durch die Prärie zu pflügen. Ich liebe es, mit cleanen Vocals zu arbeiten und den Fokus mehr auf die emotionale Seite der Musik legen zu können…

Mochtest Du die „anderen“ THE CROWN Songs mehr als die Hochgeschwindigkeits-Smasher?

Hmm… es hat zumindest mehr Spaß gemacht, die „anderen“ Songs zu schreiben und daran zu arbeiten. Sie ließen mehr Spielraum für die Produktion, Effekte und solche Dinge. Im Endeffekt muss ich sagen, dass die langsameren Songs angenehmer waren. Auf dem letzten THE CROWN Album hatte ich ein paar davon: „Bow To None“, „Dream Bloody Hell“, „In Memoriam“, Intro und Outro, sowie den Chorus auf „Dawn Of Emptiness“. Für mich war es demnach einfach ein natürlicher Schritt, mit schwererer und langsamerer Musik weiterzumachen. Sie bietet mehr Möglichkeiten, Emotionen auszudrücken, und das finde ich faszinierend.

Bist Du melancholisch? Denkst Du viel nach?

Hmm… ich glaube, dass mich meine Freunde als einen ziemlich fröhlichen Kerl beschreiben würden. Ich höre aber viel melancholische Musik. Vielleicht schaffe ich es so, bei guter Laune zu bleiben? Keine Ahnung…

Worum geht es in den Lyrics?

Als ich die Demoversion des Albums fertig hatte, habe ich mir die Songs vielleicht hundertmal angehört. Ich habe mir Gedanken gemacht, welche Worte diese Musik benötigen würde. Einige Songs schrieen förmlich nach persönlichen Themen, die direkt aus der Seele kommen. Andere wurden dagegen eher fiktionale Geschichten. Ich glaube aber, dass die persönlicheren Texte im Endeffekt immer am besten funktionieren.

Wie denkst Du über das Ende von THE CROWN? Geht es Dir eigentlich auf die Nüsse, ständig Dinge über die Vergangenheit gefragt zu werden?

Es macht mir nichts aus, über die Vergangenheit zu reden. Es macht sogar Spaß, da wir eine Menge cooles Zeug gemacht haben und ich wirklich stolz auf all unsere Alben bin. Es gibt nichts, wofür man sich bei THE CROWN schämen müsste. Wir sehen aber keinen Grund, uns wieder zusammenzutun. Wir sind alle glücklich mit unserem derzeitigen Leben. Momentan konzentriere ich mich sehr auf ANGEL BLAKE und mein Studio. Vor elf Monaten bin ich Vater geworden und arbeite acht Stunden am Tag in meinem regulären Job. Man kann also sagen, dass mein Zeitplan ausgefüllt ist. Wenn es jemand schafft, dem Tag mehr Stunden zu geben, dann vielleicht…

Was sind die wichtigsten oder lehrreichsten Dinge, die Du in der Vergangenheit gelernt hast?

Vertraue niemandem!!! Das ist die bittere Wahrheit. Außerdem habe ich erfahren, wie viele Leute in dieser Industrie aus den falschen Gründen tätig sind. „So viele Arschlöcher und so wenige Kugeln“, um es mit Clint zu sagen ;-). Aber um ehrlich zu sein, ist die wichtigste Lektion, die ich mitgenommen habe die, dass es nichts wichtigeres gibt, als den Wert Deiner Familie zu schätzen. Ohne Familie bist Du nichts…

Ein schönes Schlusswort! Hast Du noch ein paar letzte Worte an die Leute in Deutschland?

Ich möchte Euch allen für die coole Unterstützung danken, die ANGEL BLAKE bis jetzt erfahren hat! Es ist wirklich cool, morgens den PC anzuschalten, die ganzen E-Mails zu lesen und die Begeisterung der Leute auf der ganzen Welt zu spüren. Sehr coole Sache!! Wenn Ihr extreme Musik mögt, dann kauft die neue KRISIUN. Wenn Ihr einen etwas melancholischeren, schwereren Trip wollt, dann das ANGEL BLAKE Album. Wer weiß, vielleicht überrascht es Euch ja und Ihr mögt es 😉 Passt auf Euch auf, Leute! /Marko

27.03.2006

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