Bloodshot
Bloodshot

Interview

Vor kurzem ist mir das neue Scheibchen, "A Pestilence Called Humanity", der mir bisher noch völlig unbekannten Belgier von Bloodshot ins Haus geflattert, deren Mix aus Metalcore mit Death und Thrash Metal sich durchaus sehen lassen kann und nicht nur national Anklang finden dürfte. Grund genug, mal bei Sänger Stef per E-Mail anzuklopfen, um ein wenig mehr über diese Band aus unserem Nachbarland zu erfahren.

BloodshotServus! Wie läuft die neue CD bisher?

Bis jetzt sind die Reaktionen sehr positiv. OK, man kann es natürlich nicht immer jedem recht machen, aber im Großen und Ganzen ist das Feedback doch äußerst positiv bisher. Auf unseren letzten Konzerten waren die Resonanzen sehr gut. Die Leute beginnen, das Album und die Songs zu kennen. Das ist eine sehr gute Entwicklung.

Wie hat denn alles mit Bloodshot angefangen und was hat sich bis jetzt getan?

Bloodshot sind 1999 gegründet worden. Am Anfang waren wir zu dritt, Vadim an der Gitarre, Alex am Schlagzeug und ich als Sänger. Kennengelernt haben wir uns, weil wir alle in demselben Gebäude spielten, damals aber noch in verschiedenen Bands. Als ich dann meine alte Band verlassen habe, haben die beiden das natürlich mitbekommen und mich direkt angesprochen. Alles hat wunderbar gepasst und wir haben direkt angefangen, unsere eigenen Songs zu schreiben. Dann war es erstmal äußerst wichtig für uns, einen guten und motivierten Basser zu finden. Live war das nämlich nicht so ganz einfach ohne Bass, aber glücklicherweise hatten wir immer Freunde (u.a. auch Ross von Length Of Time), die uns aushelfen konnten. Schließlich haben wir dann mit Luc endlich einen geeigneten Basspieler gefunden, der gleichzeitig mit unserem zweiten Gitarristen Ollie, der uns einen kraftvolleren Livesound bescheren und beim Songwriting helfen sollte, bei uns anfing. In den Folgejahren hat sich unser Stil drastisch gewandelt und ist jetzt dunkler, aggressiver und powervoller. Momentan schreiben wir schon wieder an Songs für unser neues Album und spielen sehr viele Konzerte, um das aktuelle zu promoten. Unglücklicherweise haben wir uns vor ein paar Wochen von Luc getrennt, aber ein Kumpel von uns, Joachim von der Band Crazy about Silence, hilft da aus, sodass unsere Gigs nicht beeinträchtigt werden.

Ihr kombiniert viele verschiedene Stile in eurer Musik. Woran liegt das? Haben alle Bandmitglieder einen verschiedenen musikalischen Background? Wo liegen eure Einflüsse?

Ich würde sagen, dass wir schon alle im Metalbereich verwurzelt sind, aber eben jeder eine andere Nische bevorzugt. Vadim hört sehr viel die großen, alten Sachen wie Accept, Iron Maiden, Judas Priest, AC/DC,…

Unser Schlagzeuger hört eher technischeres Zeug wie Meshuggah und alte Thrashbands wie Forbidden oder Destruction. Unser neuer Bassist hört viel Death und Black metal , Ollie hört nur Metalcore und Thrash. Tja, und ich höre dann so ziemlich alles von Old School Hardcore bis hin zu Black Metal. Du siehst, da sind eine Menge Stile drin, was mit Sicherheit einer der Gründe für die vielen verschiedenen Elemente in Bloodshot ist.

Kann diese Tatsache aber nicht auch ein wenig gefährlich werden? Es könnte passieren, dass ihr immer nur ein kleiner Teil der Hardcore-Szene oder ein kleiner Teil der Metal-Szene seid, nie aber ein großer Teil einer einzigen Szene.

Bis jetzt waren die Reaktionen aus beiden Lagern positiv und wir haben nie behauptet, reinen Hardcore zu spielen. Am ehesten sind wir wohl Metalcore und es gibt sehr viele Metalcore-Fans, die mit Slayer angefangen haben wie die Metalanhänger. Ich bevorzuge es, ehrlich gesagt, diese Szenen nicht zu unterscheiden. Das wichtigste ist, dass die Leute auf unseren Konzerten Spass haben. Gefällt ihnen unsere Mischung nicht, haben sie ja immer noch genug andere Bands, die sie hören können.

Du hast erwähnt, dass Ihr euren Stil verändert habt. Wie sah er vorher aus?

Unsere ersten Kompositionen waren wesentlich einfacher gestrickt. Weniger Breaks, weniger Death Metal, weniger Thrash Metal. Das ging eher so in die Richtung von Pro-Pain.

Was gibt es zu den Texten zu sagen? Sie befassen sich mit der dunklen Seite des Menschen. Was ist das Faszinierende an Themen wie Serienmördern und deren psychischen Abgründen?

Stimmt, mich fasziniert diese Thematik von Serienmördern wie z.B. David Berkowitz sehr. Aber erstmal muss ich sagen, dass ich ihre Taten natürlich nicht gut heiße oder versuche, sie zu rechtfertigen. Mich interessiert mehr, warum sie zu solchen Monstern geworden sind. War es die Umwelt, in der sie aufgewachsen sind? Hat von vornherein etwas in ihnen geschlummert, das nur darauf gewartet hat, endlich aufzuwachen? Welche kranke Befriedigung haben ihnen ihre Greueltaten verschafft? Man muss wirklich sagen, dass die persönliche Geschichte eines jeden Serienmörders etwas Fesselndes hat. Mit meinen Texten möchte ich den Menschen schonungslos vor Augen halten, was für Monster auf dieser Welt existieren und zu welchen grausamen Taten Menschen fähig sein können. Daneben schreibe ich aber auch noch über andere Sachen. Ich bin z.B. ein großer Fan von Gore-, Horror- und Splatterfilmen. Seriösere Themen werden natürlich auch nicht außen vor gelassen. Der Song „Shattered Remains“ (in memory of „Dirk De Munck: Rapture“) handelt z.B. vom Selbstmord eines Freundes. Es gibt also schon eine große Themenvielfalt, wobei ich aber doch am liebsten über Serienmörder schreibe. Die Tatsache, dass Leute uns für unsere Texte hassen könnten, würde meinen Schreibstil deswegen nicht beeinflussen. Die Musik ist jedoch in meinen Augen sowieso das wichtigste.

Warum ist die Menschheit abscheulich, wie es im Albumtitel „A Pestilence Called Humanity“ anklingt?

Dieser Titel ist meine Art, mein Missfallen über einige Entwicklungen in dieser sogenannten „modernen“ Welt zum Ausdruck zu bringen, z.B. über die immer größer werdende Ungleichheit, den Neid, den Egoismus der Menschen, den fehlenden Respekt, über den Menschen, der alles auf seinem Weg zerstört oder über die Machtbesessenheit. Natürlich sind nicht alle Menschen so, aber ich werde eben wütend, wenn ich sehe, was hier auf dem Planeten abgeht.

Was denkst du dann, wenn du dir die Nachrichten anschaust und alle diese negativen Dinge siehst, die die momentane Welt charakterisieren?

Ich denke, dass die Menschheit nie von ihrer Vergangenheit lernen wird, weil dies alles wohl zur menschlichen Natur gehört. Man wird den Menschen nicht ändern können. Das haben schon viele in der Vergangenheit gesagt und mittlerweile denke ich, dass dies leider wahr ist. Der Mensch ist das grausamste Biest, das auf diesem Planeten lebt.

Welchen Teil zur Besserung könnt Ihr als Band beitragen?

Keinen großen, denke ich. Wie ich schon gesagt habe, schreibe ich die Texte über Serienmörder, um deren Taten zu beschreiben, um aufzuzeigen, zu was der Mensch fähig ist. Es ist mir aber wichtig, dass die Leute uns aufgrund unserer Musik mögen, da ich keine Message oder ähnliches mit ihr verbreiten will. Jeder ist alt genug, um seine Entscheidungen selber treffen zu können. Wir wollen gute Musik machen. Da sind die Lyrics nacht ganz so wichtig. Was mich persönlich angeht, versuche ich einfach nur in diesem Leben der beste Mensch zu sein, der ich eben sein kann.

Wenn das dein persönliches Ziel ist, was sind dann die Ziele, die ihr mit der Band verfolgt?

Wir wollen so viele Konzerte wie möglich spielen, weswegen natürlich eine Tour nicht schlecht wäre. Wenn das hier jetzt jemand liest, dem unsere Musik gefallen hat, dann bitte keine Scheu, uns unter bloodshot_666@hotmail.com zu kontaktieren. Desweiteren arbeiten wir sehr hart am neuen Album und jeder in der Band hat noch Nebenprojekte am Start, wobei Bloodshot natürlich bei allen Priorität geniesst. Es gibt also eine Menge zu tun. Momentan ist es jedoch das wichtigste, unser Album mit so vielen Gigs wie möglich zu promoten.

Ihr habt zwei Bandmitglieder russischen Urpsrungs. Bringen sie einen anderen Vibe mit in das Bandgefüge?

Diese beiden sind erstklassige Musiker, die uns als Band große Möglichkeiten eröffnen. Wahrscheinlich liegt es auch an ihnen, dass wir uns musikalisch von fast allen Metalcore-Bands abheben.

Wie steht es um die belgische Metalszene? Hier in Deutschland bekommt man leider nicht allzu viel von ihr mit.

Wir haben eine gute Metal-/Hardcore-Szene mit vielen guten Bands in Belgien. Speziell die Metalcore/Hardcore-Szene unseres Heimatlandes hat sich in Europa einen guten Namen gemacht. Eine Menge bekannter Bands hat kleineren viele Türen geöffnet. Nimm mal Deviate, Length of Time, Congress, Arkangel, Out for blood oder Crawlspace als Beispiele. Ich hätte jetzt noch mehr aufzählen können. Ich denke, für ein solch kleines Land haben wir bewiesen, dass wir Qualität hervorbringen, wenn es um Musik geht.

Was machst du, wenn du nicht mit Bloodshot beschäftigt bist?

Ich habe mal drei Jahre lang Kickboxen betrieben, kann das jetzt aber nach meiner Operation nicht mehr machen. Die Musik nimmt natürlich einen sehr großen Teil meines Lebens ein. Wenn ich nicht mit den Jungs spiele, gehe ich auf Konzerte und schaue mir andere Bands an. Momentan versuche ich mit meiner Freundin zusammen eine kleine Plattenfirma namens Cursed Records auf die Beine zu stellen. Dann spiele ich noch in zwei anderen Bands, also bleibt mir im Endeffekt nicht allzu viel Zeit übrig.

Dann bedanke ich mich für das Beantworten meiner Fragen und wünsche viel Glück für die Zukunft. Noch ein paar letzte Worte von Dir an unsere Leser?

Erstmal auch ein Dankeschön für diese Interviewmöglichkeit. Besucht unsere Website (siehe Dark Portal, Anm. d. Verf.). Und ich habe es zwar vorhin schon erwähnt, mache es aber nochmal: Falls ihr Konzerte organisiert oder jemanden kennt, der dies tut, dann schreibt uns, wenn euch unsere Musik gefällt. Wir sind dankbar für jeden Support. Stay brutal!

05.11.2002

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