Cataract
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Interview

Nach dem mittlerweile fünften Studioalbum und dem zehnjährigen Bestehen von CATARACT, gehört die Band zu den heißesten Eisen im Bereich des modernen Thrash-Metal. Im letzten Jahr war es recht still um die Schweizer, hatten sie doch mit einigen Line-Up-Problemen und einer Menge Studioarbeit zu kämpfen. Doch dieses Jahr sind die Jungs wieder zurück – und zwar mit neuem Album und mächtig Elan im Hinblick auf die kommenden Shows. Dazu beantwortete mir Sänger Ferdi in einem netten Gespräch einige Fragen.

CataractServus! Zunächst mal Herzlichen Glückwunsch zu eurem Zehnjährigen und gleichermaßen zum Release eures fünften Studioalbums. Wie fühlt man sich nach den beiden parierten Hürden?

Ja, Danke! Einerseits sind wir froh, endlich wieder auf der Bühne stehen zu können, was uns im letzten Jahr aufgrund der Line-Up-Probleme etwas gefehlt hat. Auf der anderen Seite sind wir natürlich auch stolz, dass wir 10 Jahre lang durchgehalten haben und hoffen auf weitere erfolgreiche Jahre. Weiterhin interessant ist auch für uns, wie das neue Album bei den Leuten ankommt und wir freuen uns wahnsinnig darauf, die Stücke endlich Live performen zu können.

Beginnen wir direkt einmal mit eurem neuen Album. Im Vergleich zu “Kingdom“ sehe ich nur kleine Entwicklungsschritte auf “Cataract“. Besonders die Thrash Metal-Anteile scheinen mir noch stärker ins Licht gerückt zu sein. Kannst du das so bestätigen, oder wo siehst du die wesentlichen Unterschiede?

Nun man setzt jetzt nicht vorher hin und sagt sich, die nächste Platte muss so und so klingen, sondern viel mehr ist das bei uns ein natürlicher Entwicklungsprozess, der sich nach und nach ergibt. Dennoch hast du Recht damit, dass der Thrash-Anteil etwas mehr in den Vordergrund gerückt ist, was vor allem damit zusammenhängt, dass sich unser Line-Up doch wesentlich verändert hat im letzten Jahr. Die neue Platte ist trotz allem ein typisches CATARACT-Album, obgleich mehr Tempowechsel, mehr Melodie und mehr Ideen eingearbeitet wurden.

Warum habt ihr euch eigentlich dazu entschieden, das Album mit eurem Bandnamen zu betiteln. Steckt dort eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber eurem neuen Album dahinter?

Dafür gibt es eigentlich zwei Gründe. Einmal hat das etwas mit unserem zehnjährigen Jubiläum zu tun – alleine da unser erstes Demo auch “Cataract“ hieß, haben wir uns dazu entschlossen die erfolgreichen 10 Jahre mit einem selbstbetitelten Album zu besiegeln. Der bewegendere Grund ist dagegen jener, dass wir diese Scheibe als eine Art Neuanfang sehen. Wir hatten ziemliche Line-Up-Schwierigkeiten im letzten Jahr, wir mussten uns um einen neuen Gitarristen und Bassisten kümmern und sehen diese Platte sozusagen als unbeschriebenes Blatt und Wegweiser für die Zukunft. Das ist eigentlich der wesentliche Grund, warum das Album “Cataract“ heißt.

Worum geht es eigentlich textlich bei CATARACT? Wenn ich es mir so recht überlege wird oft gar nicht nach den Lyrics bei “Core“-Bands gefragt, was wahrscheinlich auch damit zusammenhängt, dass ebendiese bei vielen, ich nenne sie mal “Mainstream-Bands“, die derweil so unheimlich beliebt zu sein scheinen, ziemlich Banane sind.

Die Gewichtung von Texten und Musik sollte immer ausgewogen sein. Für mich als Sänger ist es sowieso extrem wichtig einen Aussagegehalt in die Lyrics zu bringen. Das dient für mich, sowie für die gesamte Band, auch als Ventil für Emotionen, Ängste und Gedanken, die wir mit unseren Texten zum Ausdruck bringen. Ich schreibe die Lyrics allesamt selber und für mich wäre es der blanke Horror, Texte ohne Aussage präsentieren oder über irgendwelche Ritter und deren Burgen singen zu müssen. Bei uns geht es um Umweltproblematik, persönliche Gedanken und vor allen Dingen sozialkritische Ansätze. Wir kommen aus der Hardcore-Ecke und traditionell würde ich sogar entgegen deiner Annahme sagen, die Texte sind gerade in diesem Bereich enorm wichtig.

Ihr versucht auf eurem neuen Album immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren. Wie kam es eigentlich zu dem supergeil quietschigen SLAYER-Gedenksolo in dem Song “Breeze of the Kings“, ist da die Nostalgie mit euch durchgegangen?

Ja, so ungefähr. “Breeze of the Kings“ ist ein Song, der erst ganz zum Schluss entstanden ist. Die Soli sind alle im Studio entstanden – eine hochkreative Zeit bei uns. Dort merkt man einfach den Einschlag unseres neuen Gitarristen, der die Soli verdammt gut drauf hat und auch generell mit seinem Können und der langjährigen Erfahrung so einiges aus dem Hut zaubert. Das Solo hat uns alle richtig umgehauen und zusätzlich macht es den Song etwas düster, was folglich auch zur Thematik des Stückes passt – also ist alles gut.

Auch wenn er passt wie die Faust aufs Auge, klingt auf Dauer der Gesang auf “Cataract“ meines Erachtens etwas eintönig, was natürlich im Gegensatz zur Instrumentierung etwas schwer zu kompensieren ist. Habt ihr schon mal an klare Vocals oder mehrere Sänger gedacht, oder ist das gar nicht euer Ding?

Nee, das ist gar nicht unser Ding – gerade klare Vocals kommen bei uns gar nicht in die Tüte. Wir ziehen einfach unser Ding durch. Was aktuelle Trends angeht – da haben wir absolut kein Interesse dran. Natürlich versuchen wir auch Dinge zu verbessern, werden dies aber niemals mit Hilfe von irgendwelchen Hypes oder Trends tun, denn uns gefällt es so wie es ist und entweder gefällt es auch den Hörern oder eben nicht.

Wenn ich mir all eure Alben zum Vergleich nehme, so fällt mir weiterhin auf, dass eure Stücke auf den neueren Scheiben im Durchschnitt immer etwas länger werden. Womit hängt das zusammen, habt ihr mit zunehmender Erfahrung eher den Anspruch entwickelt, mehr Ideen in eure Musik einzubauen oder hat sich das einfach so ergeben?

Das hat sich ganz natürlich so ergeben. Gerade auf der neusten Platte hatten wir deutlich mehr Freiheit um eigene Ideen einzubringen. Das hängt unter anderem auch mit unserem neuen Gitarristen zusammen, der ideentechnisch eher auf unserer Wellenlänge ist, was vorher nicht so der Fall war. Wir haben uns gesagt, wenn ein Stück länger werden sollte, dann lassen wir es einfach so und nehmen es wie es ist. Man muss auch bedenken, es sind fünf Leute, die an einem Stück arbeiten – klar da gibt’s Reibereien, Meinungsverschiedenheiten und unterschiedliche Ansätze und daher haben wir uns einfach mal das Recht herausgenommen, Dinge im Song drin zu lassen, die wir vielleicht vorher weggenommen hätten.

Nach den vielen Fakten nun mal eine kleine kreative Frage. Mit welchen Argumenten würdest du einen Interessenten, der eure Musik kennt, von dem neuen Album überzeugen?

Nun, es ist immer noch ein Thrash-Album. Es ist immer noch CATARACT, obwohl wir viel an dem Album gearbeitet haben, eine Menge Melodie drinsteckt und auch ein paar Überraschungen auf den Hörer warten. Weiterhin biedern wir uns keinem Trend an, was es zu einem durchweg ehrlichen, harten Album macht.

Dass man das Rad nicht neu erfinden muss um geil zu klingen, habt ihr mit eurer neuen Platte überzeugend bewiesen. Allerdings steckt das gesamte “Core-Genre“ momentan in einem absoluten Innovationsstillstand. Könnt ihr auch Metal-Hörer überzeugen, die diesem Sektor bisweilen abgeneigt waren oder liegt das gar nicht in eurem Interesse?

Doch schon. Um ehrlich zu sein, wir sehen uns überhaupt nicht als Metalcore-Band. Wir kamen zwar anfangs aus dem Hardcore-Bereich, hatten auch ein entsprechendes Line-Up, haben aber damals ebenso schnell Fuß im Metal-Sektor gefasst. Wir haben Hardcore gespielt und wir haben Metal gespielt, dennoch werden wir niemals wirklich Metalcore praktizieren. Wir halten auch Heute noch die Waage zwischen Hardcore und Metal, was man auch deutlich an der Schnittmenge unseres Live-Publikums sehen kann. Die typischen Metalcore-Besucher werden wir wohl nie anlocken, ganz ehrlich.

Wenn ihr euch eine Wunschtour auswählen könntet, also mit einer Band eurer Wahl (utopische Äußerungen sind hier übrigens erlaubt), gäbe es dort irgendeine Truppe mit der ihr unbedingt mal die Bühne teilen wollt?

Für mich trifft das zwar nicht so extrem zu, aber für die Anderen ist es auf jeden Fall SLAYER – ich denke man hört auch, das wir von denen beeinflusst wurden. Ich meine SLAYER und HATEBREED wären so die beiden Bands, mit denen wir gerne mal gemeinsam auftreten würden.

Die beiden Bands repräsentieren in ihrer Kombination ja auch irgendwo das, was ihr spielt. Nachdem die ersten zehn Jahre nun gut überstanden sind, wie geht’s mit CATARACT in den nächsten Jahren weiter? Habt ihr schon konkrete Zukunftspläne oder entscheidet ihr eher spontan?

Wir sind 100% spontan – wir leben von Tag zu Tag. Sicherlich machen wir grobe Pläne für das Jahr, also mit den Touren, Festivals und allem drum und dran, aber ansonsten lassen wir uns eher treiben. Uns gibt es jetzt 10 Jahre und wir haben wirklich immer das gemacht, wozu wir Bock hatten, und das wird sich auch in Zukunft nicht verändern. Was zählt ist immer noch die ehrliche Musik und natürlich sind wir auch gewillt an möglichst vielen Orten dieser Welt spielen zu können, sowie auch an Plätzen zu spielen, wo wir noch niemals waren. Gleichermaßen ist es auch unser Ziel möglichst viele Leute zu erreichen.

Was mit weiterhin aufgefallen ist, auf diversen Promo-Bildern bist du mit einem Straight-Edge-Shirt zu sehen. Ich kenne mich damit nun nicht allzu gut aus, welchen Stellenwert hat dieser Lebensstil für dich? Gehst du ihm überhaupt nach? Wenn ja, was bedeutet das konkret in deinem Fall?

Ja, Straight Edge ist, wie du gesagt hast, eine Lebenseinstellung oder Lebensphilosophie die in den Achtziger Jahren entstanden ist. Ins Leben gerufen wurde das Ganze von einer Hardcore-Band aus New York und bedeutet für mich im Groben, dass ich auf jegliche Drogen in meinem Leben verzichte. Ich mache das jetzt 15 Jahre lang und besonders in meiner Jugend war das ein ganz wichtiges Standbein für mich, mit dem ich mich immer identifiziert habe. Ich bin auch heute noch Straight Edge und dazu stehe ich auch. Zwar hat sich die Rolle von Straight Edge mit dem Erwachsenwerden auch etwas verändert, aber dennoch gehört es zu meinem Leben, genauso wie ich mir jeden Morgen die Zähne putze. Ein wichtiger Aspekt ist für mich dabei immer die Toleranz, sprich jemand der regelmäßig sein Bier trinkt, ist für mich kein schlechterer Mensch aufgrund dessen – ganz und gar nicht. Der Grundpfeiler ist eigentlich ganz einfach, da er als grundlegender Gegensatz aus dieser Punk-No-Future-Mentalität entstammt und sich gegen ebendiese richtet – “Don’t Smoke, Don’t Drink, Don’t Fuck“!

Wer entführt eigentlich dieses Jahr den Europameister-Pokal aus eurem Land?

Da bin ich hundertprozentig überzeugt, dass das meine Mannschaft sein wird – Italien. Ich stamme ursprünglich aus Süditalien und bin ein so genannter Secondo, also aus der Zweitgeneration italienischer Arbeitereinwanderer. Neben dem Essen ist Fußball so der einzige Punkt, indem ich noch voll und ganz Italiener bin und wo für mich auch nichts anderes zählt. In der Band gehen die Meinungen da natürlich etwas auseinander, so haben wir noch einen Italiener, einen Kroaten und unseren Drummer, dessen Freundin aus England stammt. Sie hatten schon vor einem halben Jahr England-Fahnen und all den Kram besorgt, bevor er dann letztlich gemerkt hat, dass er doch gewaltig in die Scheiße getreten ist.

Dann wünsche ich dir und deiner Band noch alles Gute und bedanke mich hiermit noch mal recht herzlich für das nette Interview!

Danke auch! Ich hoffe man sieht sich mal auf einer Show!

08.04.2008

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