Cataract
Cataract

Interview

Er sich freut, nach Deutschland auf Tour zu kommen, weil er dann stets mit Vollgas durch die Landschaft fahren kann, da ihm als Schweizer die aus seiner Sicht lächerlich niedrigen Bußgelder nicht wirklich schocken. Er lebt den Hardcore, macht als Gitarrist seiner Band CATARACT aber fast schon Thrash Metal und legt wert darauf, dass seine Musik schnell, rau und schwer in die Fresse geht, ohne den textlichen Hintergrund zu vernachlässigen. Simon Fuellemann sprach mit metal.de über sein neuestes Album „Kingdom“.

CataractDavid: Bevor wir anfangen, möchte ich von Dir hören, welcher Spruch

a) Dich persönlich am besten widerspiegelt:

Simon: Glaube an Deine Träume.

b) die Band am besten repräsentiert:

Simon: No Gods – No Masters

David: Wie hart war die Geburt Eures neuesten Babys? Wie „groß“ und wie „schwer“ ist Euer Neugeborenes?

Simon: Hart, aber herzlich sozusagen. Ich denke, es ist unser bestes Werk bis jetzt und das gewichtigste dazu. Es ist unser zweites für Metal Blade und da hatten Einige Erwartungen an uns. Für uns war der Weg zu „Kingdom“ eigentlich gar nicht so schwer. Wir haben im letzen August angefangen, Songs zu schreiben bis ca. Mitte Januar. Dazwischen lagen mehrere Demo-Aufnahme, Haare raufen und einige Shows. Wir haben viel fokussierter gearbeitet dieses Mal. Wir haben unseren Produzenten früher einbezogen und auch früher Meinungen zu den Songs eingeholt. Somit war der Weg hart, aber herzlich.

David: Habt ihr das Gefühl, dass ihr euch immer weiter vom Hardcore entfernt, oder stellt Ihr nur neue Schwerpunkte?

Simon: Also rein musikalisch betrachtet sind wir noch ein Schritt weiter CATARCT geworden. Ob das nun mehr Metal oder mehr Hardcore ist, weiss ich nicht. Hauptsache, man erkennt uns. Insgesamt haben wir mehr Wert auf Harmonien, Songwriting und Arrangements gelegt. Zudem sind viele Sachen neu hinzugekommen, die man von uns nicht kennt und auch sich hineinhören muss, um die Veränderungen zu hören. Wir haben versucht, uns weiterzuentwickeln, ohne vom Kurs abzuweichen. Somit ist das Hardcore, mehr geht gar nicht. Wir machen selbst musikalisch keine Trennung zwischen Metal und Hardcore. Wir machen das, worauf wir Lust haben und was wir uns technisch im Stande fühlen, zu spielen. Ideologisch sind wir aber ganz klar eine Hardcore Band, auch vom Aussehen her. Wir kommen aus der Hardcore Szene und werden Ihr Treu bleiben, ideologisch gesehen. Ich persönlich finde sowieso, dass diese musikalischen Schubladen verboten gehören. Gute Musik ist gute Musik.

Wir stellen bei jeder CD neue Schwerpunkte. Diese sind vielschichtig und ganz verschieden. Dieses Mal war es ganz klar mehr von allem und das gut und mit Klasse. Mal gucken, was nächstes Mal rauskommt.

David: So sehr Eure Songs direkt in die Fresse gehen, befürchtet ihr nicht manchmal, in die Monotonie (Schredder, Schredder, Mosh, Mosh) zu verfallen bzw. was unternehmt ihr, damit dies nicht passiert?

Simon: Nein, ich denke nicht, dass unserer Songs/CDs monoton sind. Wir versuchen immer divers an die Sache heranzugehen oder kannst Du mir eine andere Band unserer Stilrichtung nennen, die mit verschiedenen Gitarren-Stimmungen experimentiert oder solche Vocals einsetzt!? Für jeden, der Metal hört und natürlich uns mit wirklich großen Bands vergleicht, wird feststellen, dass wir nicht so sind wie SLAYER, PANTERA, MACHINE HEAD oder sonstige. Bei uns gibt es (noch lacht :-)) keine Akustikteile und sicher keine cleanen Vocals. Die Songs sind auch über die CDs hinweg unterschiedlich aufgebaut und haben andere Höhepunkte und Schwerpunkte. Ich bin überzeugt, und die Reaktionen zeigen das auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind und auf keinen Fall langweilig klingen. Klar, wir können das nicht noch auf weiteren 5 CDs machen, aber das werden alle sehen, wenn die nächste CD rauskommt.

David: Man hat den Eindruck, dass nahezu jeder Song unvermeidlich auf einen Moshpart stoßen muss. Warum kommen CATARACT nicht ohne Moshparts aus? Ist der Grund, der Ständer, den man dabei live auf der Bühne bekommt?

Simon: Ja, auch. Wir lieben diese Teile einfach und live kommt das extrem geil, auch zum spielen. Aber ich muss dir sagen, dass ich das gar nicht so empfinde. Da gibt es andere Bands wie CALIBAN oder HATEBREED, die das sehr extrem machen. Wir versuchen auch hier variabel, aber effektiv zu bleiben.

David: Warum, glaubt ihr, sind CATARACT noch keine sooo „große“ Nummer, obwohl der immer noch anhaltende Metalcore Boom die Band doch wesentlich stärker pushen sollte? Wie könnte man dies ändern und wie wollte ihr es auf keinen Fall ändern?

Simon: Wir sind groß für unserer Begriffe und haben mehr erreicht, als wir uns je erträumt hätten. Wir waren aber nie eine Band, die trendy war oder auf irgendeinen Zug aufgesprungen ist. Wir haben immer unser Ding gemacht, egal was gerade war. Wir sind auch rein äußerlich uns treu geblieben und haben auch hier keine Trends mitgemacht. Wir sind real. Das ist gut, aber hat uns sicher nicht so einen Schub gegeben wie anderen Bands. Wir haben auch nie das Momentum gehabt wie HEAVEN SHALL BURN und machen Musik, die generell zwischen den Stühlen liegt. Das, denke ich, sind so die Hauptgründe dafür.

Aber ich kann dir sagen, dass wenn jemand uns live sieht, ein Fan wird. Das ist auch das, was wir benutzen, um voranzukommen. Live spielen zu können, ist das größte Geschenk, das eine Band erleben darf. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir versuchen weiterhin uns treu zu bleiben und unsere Vision umzusetzen. Die Fans werden entscheiden, ob das gut oder schlecht ist. Wir sind eine arbeitende Band. Somit ist die Frage nach „wie wir es niemals ändern wollen“ auch beantwortet. Wir machen, was wir wollen, nicht was die Welt grad wünscht. Das ist auch unser Mittel, um voranzukommen.

David: Welche musikalischen Schwächen habt ihr in der Band? Bitte keine ausweichenden Floskeln, jeder hat Schwächen.

Simon: Ja, das stimmt. Wir haben die Schwäche, dass wir zuwenig wagen und uns oft selbst einschränken. Wir müssen auch technisch noch an uns arbeiten und wenn du mich fragst, ich muss weiter Solo-Gitarre und Soli üben, hahahahaha. Hinzu kommen natürlich live etliche Verbesserungen und und und. Wir sind Menschen und müssen lernen, dazu stehen wir auch.

David: Was wäre die ultimative Aktion Eurer Fans, die dazu führe würde, dass Eure Kinnladen auf der Bühne herunterfallen würden?

Simon: Frau: Nackt ausziehen und Action. Mann: Wixen. Hahahahahahaha. Oh Mann, keine Ahnung. Aber ich denke, das kommt etwa hin. Ansonsten hatten wir schon das Glück, so einiges miterleben zu dürfen.

David: Habt ihr schon den perfekten Song geschrieben? Bis zu welchem Grad hat dies auch mit Glück zutun?

Simon: Hm, ich denke, der perfekte Song ist zu 99% eine Sache der Moments und hält auch nur bedingt an. Es gibt wenige Songs auf dieser Welt, die Jahre oder Jahrzehnte überlebt haben. Bei uns sind sicher „Nothings Left“ von der „With Triumph…“ oder „Denial of Life“ von „Kingdom“ Songs, die für die CATARACT Ewigkeit sind. Das hat sehr viel mit Glück zu tun. Glück im Sinne von Talent, immer das richtige zu tun und den Zeitgeist zu treffen.

David: Bitte nenne mir fünf Gründe, warum man das Album kaufen sollte:

1. Es ist hart und ehrlich.
2. Es hat tolle Songs
3. gute Aufnahme
4. ein super Layout
5. Es ist ein Gesamtkunstwerk für Fans von Fans gemacht.

David: Wie denkst Du über Eure älteren Platten, jetzt wo „Kingdom“ raus ist?

Simon: Sie sind alle wichtig. Ohne sie wären wir nie zu „Kingdom“ gekommen. Jeder einzelne Song hat uns geprägt und weiterentwickelt. Wir sind stolz darauf, auch wenn es Sachen gibt, denen wir heute kritisch gegenüberstehen. Viele Sachen würde wir anders machen heute.
Wir sind aber eine Band, die stolz ist auf das, was sie erreicht hat und auch dazu steht. Fehler oder nicht so coole Sachen gehören genauso dazu wie Erfolg. Wenn ich mir heute unsere Demo anhöre, muss ich lachen, aber eben jeder fängt klein an.

David: Kleine Schwäche in Kingdom ist meiner Meinung nach die etwas fehlende Abwechslung im Gesang. Meinungen?

Simon: Findest du? Gerade der hat einen Quantensprung gemacht gegenüber früher. Klar, ich sehe, was du meinst, aber er ist super geworden. Nächstes Mal wird es nochmals so einen Schritt geben und dann kommt so ein Kommentar nicht mehr, ahahhahaa. Ich denke, wir müssen allgemein bei der nächsten CD noch mehr wert auf Abwechslung legen, da gebe ich Dir recht. Wir sehen noch keine wirklichen Schwächen auf dem Album. Aber frag mich das nochmals in ca. 6 Monaten (lacht).

David: Nenne mir bitte fünf Gründe, warum die Schweiz nicht Fußball-Weltmeister wird:

Simon: hahahahaahhaha. Das fällt mir nicht schwer:

1. Wir sind nicht Brasilien
2. Wir sind nicht Argentinien
3. Wir sind ein sehr junges Team
4. Die Europameisterschaft im eigenen Land 08 gewinnen wir
5. Deutschland mogelt sich ins Final, hahahaha.

David: Der Name eures neuen Albums, Kingdom, ist recht unspektakulär. Doch wenn es nach Euren Texten auf „Kingdom“ ginge, was würde man anders machen auf der Welt?

Simon: Hmm, das ist doch überraschend für mich, dass du den Titel als unspektakulär bezeichnest. Wir haben damit provozieren wollen und auch zum Nachdenken anregen. Wir wollten mit diesem Werk unser „Reich“ – unser „Kingdom“ darstellen, mit allem, was dazugehört. Jeder, der sich die CD anhört, Texte liest, etc. soll Teil von CATARACT werden. Es geht also nicht nur um die große weite Welt, sondern um die kleinen Welten jedes einzelnen. Jeder soll Teil haben und nur so können wir Veränderungen herbeiführen. Die von uns angeprangerten Zustände wie Krieg, Missbrauch von Religion, etc., können wir nur im Kollektiv lösen. Dies haben wir versucht, mit dem Titel auszudrücken, ja nicht nur mit dem Titel, sondern mit dem Layout, den Texten und der Musik zusammen.

David: Was unterscheidet eigentlich die Deutsche von der Schweizer Metal-Szene?

Simon: Hier sind wir zu Hause und hier ist der Enthusiasmus und die Fanbasis noch viel intensiver. Kaum möglich, aber wahr. Das ist für uns persönlich der größte Unterschied. Ansonsten sind die Szenen sehr ähnlich und das ist auch gut so. Nur so kann der Metal weltweit weiter an Popularität gewinnen. Wir haben hier natürlich weniger Clubs, weniger Leute und eine etwas eingeschworene Szene. Sie ist nicht ganz so verworren und groß.

David: Bitte ergänzen: Für mich bedeutet Metal…

Simon: …Leben. Es ist, was ich täglich atme.

David: So, fertig. Nun geht es zum Henker. Eine Ausrede, warum Du doch am Leben bleiben solltest?

Simon: Ich muss den Vertrag mit Metal Blade erfüllen!

15.06.2006

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