Death Destruction
Interview mit Henrik Danhage und Jonas Ekdahl

Interview

Death Destruction

Die EVERGREY-Musiker Henrik und Jonas schockten im vergangenen Jahr ihre Fans, indem sie den Ausstieg aus ihrer Band verkündeten, um sich ganz auf ihr anderes Projekt DEATH DESTRUCTION konzentrieren zu können. Das Konzert in Köln, über das wir bereits an dieser Stelle berichteten, bot den passenden Rahmen, um mit den beiden über diesen Schritt zu reden.

Death Destruction

Hallo, Leute. Wie geht es euch heute?

Henrik: Großartig. Wirklich, wirklich gut.

Wie ist die Tour bisher gelaufen?

Jonas: Die Tour läuft sehr gut. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir uns mit acht Leuten einen Bus teilen. Die Tour läuft gut, die Fans waren klasse, die Zeit ist bisher sehr schnell vorbei gegangen. Wir sind schon seit 25 Tagen auf der Straße und fliegen morgen nach Hause. Das Ganze hat sich aber angefühlt, als wären es gerade mal 10 Shows oder so gewesen. Trotzdem fühlt es sich aber auch sehr gut an, morgen wieder nach Hause zu kommen. Ich dachte eigentlich, dass mir das nicht zu viel ausmachen würde, dass ich die ganze Tour locker an einem Stück durchziehen könnte. Aber jetzt fühlt es sich wirklich gut an wieder nach Hause zu kommen, um meine Unterhosen und meine dreckigen Socken zu waschen.

Hattet ihr irgendwelche Probleme damit, das Fredrik jeden Abend zwei Gigs spielen muss?

Henrik: Wir nicht, aber er vielleicht. Er ist immer sehr geschafft nach dem Set von HAMMERFALL. Er steht jeden Abend für zwei Stunden und zehn Minuten auf der Bühne. Er brennt immer richtig darauf, mit uns hoch zu gehen. Dann hat er zwei oder drei Stunden, bis er wieder rauf muss. Er hat also Zeit, sich abzukühlen und ein wenig runterzukommen, während die anderen sich gegenseitig hoch pushen. Wenn HAMMERFALL dann spielen ist er wirklich platt.

Es könnte sein, dass euch einige unserer Leser noch nicht kennen. Könntet ihr für sie kurz eure Musik beschreiben?

Jonas: Sie besteht aus einer Menge Groove, ordentlich Heaviness und auch ein wenig technischem Zeug. Wir versuchen aber nicht, das künstlich zu erzeugen, es passiert einfach so. Unsere Musik ist einfach die Musik, die wir lieben. Darum steckt auch eine Menge Herz und Liebe in ihr.

Henrik: Ich denke, wir spielen Metal mit viel Seele. Wir versuchen nicht irgendwas bestimmtes zu machen. Wir spielen einfach.

Natürlich müssen wir auch ein wenig über EVERGREY sprechen. 2010 habt ihr die Band verlassen, um euch auf DEATH DESTRUCTION zu konzentrieren. Warum habt ihr euch für diesen Schritt entschieden?

Henrik: Mein Grund war, dass ich nicht mehr bei EVERGREY spielen wollte. Ich hatte mir DEATH DESTRUCTION diese wundervolle Sache, bei der sich alles so gut anfühlte und bei EVERGREY fühlte sich alles so schlecht an. Darum gab es für mich keinen Grund, in einer Band zu bleiben, bei der ich es nicht genoss, Teil von ihr zu sein. Das wäre nicht fair mir gegenüber gewesen und auch nicht fair der Band gegenüber. Denn jede Band verdient es, dass ihre Mitglieder ihre Musik lieben. Und darum habe ich sie letztendlich verlassen.

Death Destruction

OK. Und wie war es bei Dir, Jonas?

Jonas: Bei mir war es ähnlich. Ich kam mit mir selbst nicht mehr klar. Es gab eine Menge Spannungen. Obwohl wir nie darüber gesprochen haben, waren sie doch da. Natürlich hatte ich auch noch DEATH DESTRUCTION. Aber das war nicht der eigentlich Grund, weshalb ich gegangen bin. Ich wäre auch ohne DEATH DESTRUCTION gegangen, weil ich sonst mit mir und meinem Leben nicht mehr froh geworden wäre. Also haben wir uns darauf geeinigt, dass Henrik und ich gehen werden, damit wir alle Freunde bleiben können, ohne dass wir uns gegenseitig umbringen und nie wieder ein Wort mit einander wechseln wollen. Ich denke das war der richtige Schritt. Jeder ist glücklich damit. Wir sind immer noch sehr gut befreundet mit Tom und Rikard. Auch während der Tour haben wir häufig mit Tom gesprochen. Er war sehr neugierig, wie es so läuft und wie es uns geht. Wir sind also wirklich noch richtig gute Freunde.

Henrik: Es gab kein Drama. Wir wollten das alles einfach beenden und uns trennen, bevor die Dinge unschön werden und wir uns Sachen an den Kopf werfen, die wir später bereuen. Denn es wäre einfach komisch gewesen, hier zu sitzen und Scheiße über eine Band zu erzählen, in der ich so viele Jahre gespielt habe. Das wäre nicht fair. So sind alle glücklich.

Warum habt ihr Rikard bei EVERGREY gelassen? War er nicht auch ein Teil von DEATH DESTRUCTION?

Henrik: Nicht wirklich. Er war mal einen Abend da, als wir einen Song gespielt haben. Die meiste Zeit hat er allerdings mit trinken und schreien verbracht. Aber als er dann gemerkt hat, wie ernst es uns mit der Sache ist, hat er gesagt, dass er das nicht tun wolle.

Jonas: Er behauptet allerdings immer, wir hätten ihn gefeuert. Das ist nicht wahr! Er hatte einfach die Hosen voll, als er gemerkt hat, dass die Sache ernst wird.

Henrik: Darum spielt er Keyboard! Er ist eine Pussy!

Ihr habt euch dann mit Fredrik und Jimmie zusammen getan. Warum habt ihr euch für die beiden entschieden?

Henrik: Ich denke Fredrik war für uns die erste und einzige Wahl. Ich habe mit ihm schon so viele Jahre zusammen gespielt. Seit 1984 oder 1985 waren wir zusammen in unterschiedlichen Bands und haben viele Gigs zusammen gespielt. Er war auch kurz mal bei EVERGREY. Als EVERGREY einen Bassisten brauchten, wusste ich gleich, dass da dieser tolle Mann ist, der für uns zuvor auch schon einige Texte geschrieben hatte. Als wir dann für DEATH DESTRUCTION einen Bassisten suchten, war es genau dasselbe. Ich weiß nicht mal, ob wir eine richtige Diskussion hatten. Es war einfach so glasklar, dass er unser Bassist werden würde.
Bei Jimmie war es ein wenig anders. Ich kannte ihn, seit er 14 oder 15 Jahre alt war. Er hing immer vor unserem Proberaum rum, während Fredrik und ich mit unserer alten Band gespielt haben. Er sah richtig zu uns auf, weil wir älter waren und so. Und er war immer gut informiert. Er wusste immer, wann wir probten. Dann saßen er und seine Freunde vor unserem Proberaum rum oder fragten, ob sie reinkommen könnten. Ich habe ihn irgendwie nie richtig ernst genommen, weil er so jung war. Es war zwar irgendwas Nettes an ihm, aber er war einfach zu jung. Dann fingen Fredrik und Jimmie allerdings an, im selben Lager zu arbeiten und Fredrik fragte mich irgendwann, ob ich mich an Jimmie erinnern würde, er wäre richtig gut geworden. Ich erinnere mich noch daran, dass ich Jimmie einige Wochen vorher getroffen hatte. Ich hatte das Gefühl, dass er langsam vom Jungen zum Mann wird. Er hatte einfach diesen anderen Schein um sich, er glühte irgendwie auf eine andere Art und Weise. Für mich ist er irgendwie wie Jim Morrison (THE DOORS – Anm. d. Red.), er hat wirklich Star-Qualitäten. Und als Jonas ihn dann auch sah, war es irgendwie klar.

Jonas: Da war es dann nicht mehr schwer. Er ist einfach ein toller Kerl.

Henrik: Wir bekamen die Demos, die er uns geschickt hatte. Wir luden ihn dann ein, mit uns zu spielen und er war richtig nervös, weil er wusste, dass wir zwei Tage später ein Demo aufnehmen wollten. Zwei Stunden lang war er richtig fertig, richtig nervös und dann wechselte er plötzlich in das, was wir heute als DEATH DESTRUCTION-Mode bezeichnen. Wir haben ihm gesagt, er sei hier, weil wir ihn wollten und er solle uns zeigen, was er kann. Und dann machte er plötzlich – sogar auf unserem ersten Demo – einige der coolsten Sachen, die ich je gehört habe. Diese Screams sind einfach unglaublich!

Jonas: Und er hatte dazu auch noch eine schwere Grippe. Der Junge ist einfach verrückt, total verrückt. Er machte einfach weiter und weiter und es hörte sich so verdammt gut dann, dass wir nur zu ihm sagen konnten, er solle weiter machen. Wir fragten uns wirklich, wer oder was das da ist.

Henrik: Das war 2008. Weißt du, eigentlich sind wir eine alte Band und haben schon so viel zusammen gespielt. Aber bisher haben wir gerade mal 30 Gigs gehabt, so dass man auch sagen könnte, wir wären noch eine frische Band. Ich meine Jonas und ich spielen schon acht, neun oder sogar noch mehr Jahre zusammen. Wir stehen einander einfach so nahe, wir sind so gut aufeinander eingespielt. Auch dass Jonas und Fredrik direkt so gut miteinander klarkamen, ist wundervoll. Wir reden einfach über alles, was im Metal heutzutage wirklich selten geworden ist. Heute müssen die Drums immer der Gitarre und dem Metronom folgen, alles muss so super tight sein und der Vibe geht total verloren. Das macht uns allen anderen Bands gegenüber wirklich einzigartig.

Jonas: Bei uns geht es nur um den Vibe. Darum fängt man doch an Musik zu hören oder Musik zu spielen. Es geht darum den Vibe zu fühlen, die Emotionen zu fühlen. Das wollten wir machen und das wollten wir nach außen transportieren: Unseren Vibe transportieren! Und wir sind einfach die perfekte Verbindung aus vier Typen, die das zusammen machen. Es ist einfach wunderbar!

Henrik: Es ist cool, wenn die Leute das mögen. Aber auch wenn sie es nicht mögen, ist es auch cool. Denn die einzigen, bei denen es mich interessiert, ob sie denken ich sei gut, sind die drei Jungs. Das fühlt jeder von uns. Und wenn die Leute das dann auch noch mögen, ist das nur ein Bonus. Wenn sie es nicht mögen, ist mir das ziemlich egal. Sie haben immerhin eine Meinung über mich und das ist in Ordnung. Es gibt ja auch eine Menge an Musik, die ich nicht mag. Es ist einfach gar kein Problem. Es geht nur um den Vibe!

 

Galerie mit 37 Bildern: Death Destruction - Hammerfall - European Outbreak 2011 - Oberhausen

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07.12.2011

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