Fairyland
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Interview

Wenn eine mir vorher unbekannte Band wie Fairyland zum Jahresausklang nochmal so einen Wahnsinnshammer wie "The Fall Of An Empire" unters Volk schickt, kann das nicht einfach so stehen bleiben. Keyboarder und Kopf der Band Philippe Giordana stand gut gelaunt Rede und Antwort, um Details über die französische Metalszene, das neue Blind Guardian Album und Otto-Normal-Metalfans zu geben. Zwischendurch ließ er es sich auch nicht nehmen, die Namensänderung der italienischen Vorbilder Rhapsody auf die Schippe zu nehmen. Aber lest selbst!

FairylandHi Philippe! Glückwunsch zum neuen Album, ich war wirklich positiv überrascht!

Hallo, und danke fürs Kompliment! (grinst)

Wie lange hast du an der Platte geschrieben?

Ich hab gleich nach der 2003 Tour mit Sonata Arctica angefangen. Fertig waren die Lieder dann schon 2004.

Was für einen Erfolg erhoffst du dir mit der Platte?

Ich hoffe, dass sie von unseren Fans gut angenommen wird. Ich meine, sie warten schon seit 3 Jahren um das neue Album zu hören, und wir hoffen dass sie es mögen werden. Das wäre quasi unser größter Erfolg. Natürlich hoffe ich auch, dass wir gute Verkäufe machen, damit wir die nächste Platte in bestmöglichen Bedingungen aufnehmen können.

Und was ist momentan dein Lieblingssong?

Vermutlich „Eldanie Uelle“. Ich weiß nicht wirklich warum, aber das ist die Nummer die ich mir am liebsten anhöre. Ich vermute, es ist wahrscheinlich weil es die einzelnen Stimmungen des Albums gut reflektiert, also sowohl Trauer, als auch ein Gefühl der Hoffnung.

Schreibst du die Nummern eigentlich alleine? Die Platte erinnert mich auch etwas an Heavenly… [Ein ehemaliger Gitarrist von Heavenly ist mittlerweile bei Fairyland unter gekommen – Anm. d. Red.]

Hehe. Heavenly sind gute Freunde von uns, und ich mag wirklich die „Virus“. Aber tatsächlich schreibe ich Konzept, Texte und Lieder alle selber. Seitdem wir das neue Line-Up haben, habe ich beschlossen niemand anderen mehr in den kompositorischen Prozess zu involvieren. Auf der anderen Seite bringen die einzelnen Musiker aber auch immer eigene Ideen ein, wie man ihr Instrument arrangieren könnte. Die einen setzen wir dann um, die anderen verwerfen wir. Aber wir versuchen die einzelnen Bandmitglieder auf der nächsten Platte mehr in den Schreibprozess zu beteiligen.

Kannst du kurz die Story der Platte beschreiben?

Es beginnt unmittelbar da, wo „Of Wars in Osyrhia“ aufgehört hat. OWIO endete an der Zitadelle von Laemnil, unmittelbar vor einer entscheidenden Schlacht. Auf TFOAE werden die Armeen des Lichts dann von den Legionen Cenos‘ geschlagen, und im Endeffekt alle Bewohner Osyrhias versklavt.

Ah, dazu wollte ich sowieso noch kommen. Die Platte schließt ja mit dem epischen 10-Minüter „The Story Remains“. War der nicht schwer zu schreiben, wo sowohl die Story fortgesetzt, als auch das bisherige Album musikalisch zusammen gefasst werden musste?

Nicht wirklich „schwer“, es war nur ein langer Prozess. Die Nummer wurde fortlaufend während der Komposition des Albums weitergeschrieben, und einiges wurde später noch hinzugefügt. Deswegen wirkt es wohl auch so, als ob das ganze Album zusammen gefasst werden würde.

Hast du dir auch Inspirationen an anderen epischen Metalsongs geholt? So wie „And Then There Was Silence“, oder den ganzen Rhapsody 15-Minütern?

Blind Guardian ja. Rhapsody nicht wirklich, außer die auf „Legendary Tales“ und „Symphony Of Enchanted Lands Part 1“. Aber wirklich zu Inspirationszwecken war das nicht. „The Story Remains“ wurde auch nur deshalb so lang, weil ich gemerkt hab, dass das wohl das beste für den Song wäre. Es gab also nicht die Intention, von vorne herein ein Epos zu schreiben, dass ist alles zwischendurch gekommen. Letztenendes musste ich mich aber zusammen reißen, damit die Nummer nicht noch länger geworden wäre… (grinst)

Siehst du die Eigenständigkeit der Band eigentlich bedroht, bei der Anlehnung an andere bekannte Power Metal Bands? Etwas Blind Guardian oder Symphony X ist ja überall rauszuhören.

Ich denke, dass obwohl wir natürlich von anderen Bands beeinflusst werden, es immer noch etwas gibt, dass vollkommen „Fairyland“ ist. Man kann sagen, dass wir zwar etwas nach Rhapsody klingen, aber das auch einfach nur daran liegt, dass wir nunmal Symphonic Power Metal spielen. Wir sind aber weit davon entfernt, einfach die Melodien oder Strukturen jener Bands zu kopieren, die dieses Genre groß gemacht haben. Das ist so als ob man John Williams mit Danny Elfman vergleicht. Beide machen zwar Filmsoundtracks, klingen aber trotzdem völlig anders. Man kann zwar viele Bands vergleichen, aber im Endeffekt denke ich schon, dass jede Band einen persönlichen eigenen Stil hat.

Hast du Musik eigentlich studiert?

Nein, ich hatte leider niemals die Gelegenheit und musste mir alles selbst anlernen. Tom [Thomas Cesario – Gitarre, Bass] und Piwee [Pierre-Emmanuel Desfray – Schlagzeug] haben aber ein sehr großes theoretisches Musikwissen. Anthony [Parker – Gitarre] hat sich auch alles alleine beigebracht, und Max [Leclercq – Gesang] nimmt immer noch Gesangsstunden um seine Technik zu verbessern.

Und hast du keine angst, mit den anspruchsvollen Nummern den Otto-Normal-Metalfan abzuschrecken?

(lacht) Nicht wirklich. Es mag vielleicht ein paar Durchläufe brauchen bis man die Nummern versteht, aber wenn sie erst einmal drin sind, kann man sie problemlos genießen. Wir sind schließlich nicht Dream Theater! (grinst)

Einen unserer Leser hat die Platte an „Hastings 1066“ von den Italienern von Thy Majestie erinnert. Kennst du die Band?

Ja, aber leider nur vom Namen. Aber jetzt muss ich mir die Platte wohl kaufen und selbst vergleichen. Richte dem Leser aus, dass er mich neugierig gemacht hat… (grinst)

Wunderbar! Und wo wir schonmal von anderen Alben als „The Fall Of An Empire“ reden – ihr habt ja zeitgleich auch eure alte Scheibe „Of Wars In Osyrhia“ re-released. Von TFOAE bin ich ja wie gesagt ziemlich begeistert – muss ich mir jetzt auch die erste Platte kaufen?

Wenn du wissen willst wie alles angefangen hat, und sich die Band verändert hat, solltest du das definitiv tun. Es ist ähnelt zwar trotz des Frauengesangs sehr Rhapsody, ist aber auch ein wirklich interessantes Stück Musik, mit jeder Menge Atmosphäre und Orchestereinlagen. Und – Achtung, Promotion! – kauft es euch, verdammt nochmal! (lacht)

Was sind denn die Hauptunterschiede zwischen dem alten und dem neuen Album?

Das neue ist sehr viel komplexer, düsterer und tiefer ins Konzept eingebettet. Abgesehen davon haben wir ja jetzt auch ’nen männlichen Sänger, was ja auch schon viel verändert.

Wo du es schon ansprichst: Wie ist aus Elisa Martin (Ex-Dark Moor – Anm. d. Red.) eigentlich Max Leclercq geworden?

Das war eine natürliche Entscheidung. Ich wollte wirklich einen männlichen Sänger um die Story des zweiten Albums weiterzutragen, einfach weil die Stimmung sehr viel düsterer ist, und Elisas Stimme da nicht reingepasst hätte, selbst wenn sie wirklich schön ist. Außerdem wollte sie sich ohnehin mehr auf ihr eigenes Projekt, Dreammaker, kümmern. Im Endeffekt war es also das logischste was man hätte tun können.

Wo wir eben schon kurz Blind Guardian und Rhapsody angeschnitten haben: Die beiden Bands haben ja dieses Jahr auch ihre neuen Platten veröffentlicht. Hast du die schon gehört?

Ich hab nach der „Dawn Of Victory“ aufgehört Rhapsody zu hören. Ich kann mit dem neuen Kram nicht wirklich was anfangen. Die letzte Platte hab ich mir zwar gekauft, aber ich konnte bisher noch nichts damit anfangen. Die neue Blind Guardian ist aber ziemlich cool. Das ist ohnehin meine Lieblingsband. Selbst wenn die Scheibe nicht an „Imaginations From The Other Side“ oder „Nightfall In Middle-Earth“ rankommt, ist es immer noch unglaublich hochwertiges Material. Ach, ich liebe die Band einfach… (lacht)

Warum habt ihr euch eigentlich von „Fantasia“ zu „Fairyland“ umbenannt?

Das war ein Vorschlag von unserem Management „Intromental“ und unserem alten Label, die wohl Angst hatten, Copyright-Probleme mit einer gut bekannten Cartoonfirma zu bekommen. Und wir wollten uns halt nicht in „Fantasia Of Fire“ umbenennen… (Allgemeines Gelächter)

Kannst du uns was über euer Equipment sagen?

Nein, das ist geheim. Ich glaube nämlich, wenn die Leute wüssten was für ein lausiges Equipment wir benutzen, würden sie gar nicht mehr aufhören über uns zu lachen. Um ehrlich zu sein, wurden sowohl die Gitarren, der Bass, das Keyboard und die Chöre per Homerecording aufgenommen, also mussten wir wirklich mit ziemlich wenig auskommen. Ich weiß dass Piwee ein Mappex Schlagzeug benutzt, Tom etwa 6 Vigier Gitarren hat, und Anthony nur auf Ibanez spielt. Ich spiele ausschließlich Roland Keyboards.

Nächstes Jahr tourt ihr zusammen mit Kamelot und Leaves‘ Eyes. Wie kam es dazu?

Ach, das hat alles unser Management und Napalm Records für uns geregelt. Wir mussten nur noch „Ja“ sagen. Wir sind wirklich froh, mit solchen professionellen Firmen zusammen zu arbeiten.

Wird es schwer werden, die Songs livetauglich zu machen?

Nicht wirklich. Natürlich können wir das Album nicht 1:1 umsetzen, aber das wird die Sache nur noch spannender machen. Im Moment schreiben wir die Lieder für die Konzerte um, und sie klingen schon sehr viel kraftvoller.

Wie sieht es eigentlich mit Metal in Frankreich aus? Wie wichtig ist das Genre in eurem Land?

Also die Underground-Szene ist wirklich gut. Die Medienberichterstattung tendiert natürlich gegen Null, wenn man nicht gerade eine Dokumentation über böse, haarige Menschen dreht, die in Friedhöfen schlafen und Kinderblut trinken. Die französische Kultur ist voller Klischees und Metal ist da nicht wirklich willkommen. Aber trotzdem haben wir einige wirklich starke Bands hier, und die Labels werden auch immer interessierter.

Also ist es ziemlich schwer für eine Undergroundband in Frankreich unter Vertrag genommen zu werden?

Naja, ein paar weniger Labels gibt es zwar, aber wie gesagt trauen sich die großen Vertriebe da nicht ran. Deswegen suchen wir ja auch unsere Verträge in anderen, etwas weltoffeneren Ländern…

Zu guter Letzt: Die einzigen französischen Metalbands die mir gerade einfallen sind Elvaron, Kragens, Heavenly und natürlich ihr. Habt ihr schonmal mit denen getourt?

Nein, selbst wenn Ben Sotto von Heavenly schon seit längerer Zeit mit mir an einer gemeinsamen Tour mit anderen Freunden arbeitet.

Kannst du noch ein paar andere Bands empfehlen?

Hm… Gut sind Headline, Falkirk, Mylidian, The Outburst, Kerion, Winterland, Spheric Universe Experience und Benighted Soul. Und natürlich noch jede Menge andere.

Okay, dann danke für das Interview und nochmal Glückwunsch zum großartigen Album! Die letzten Worte sind dir!

Danke auch für das coole Interview! Das war wirklich erfrischend, und ich hoffe dass die Fans die Platte genauso mögen werden wie wir. Und natürlich, dass wir alle nächstes Jahr auf Tour sehen! Stay Metal!

22.12.2006

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