Ignea
"Es gibt keinen sicheren Ort in der Ukraine."

Interview

IGNEA haben mit „Dreams Of Lands Unseen“ zwar bereits ihr drittes Album am Start, es ist aber das erste, welches sie über ein großes Label veröffentlichen. Neben dieser Tatsache ging es in unserem Gespräch mit Sängerin Helle Bohdanova auch noch um das Konzept der Scheibe, welches sich um die ukrainische Fotografin und Dokumentarfilmerin Sofia Yablonska dreht, sowie um den immer noch andauernden, schrecklichen Krieg in ihrem Heimatland.

Hi und danke, dass du dir die Zeit nimmst. Erzähle uns ein bisschen über „Dreams Of Lands Unseen“. Wie kamt ihr auf die Idee, über Sofia Yablonska zu singen. Was fasziniert euch an ihr?

Hi, danke, dass ich hier sein darf. Wir haben an dem Album das ganze Jahr 2021 über gearbeitet und zuhause sitzen während der Pandemie war für Leute, die das Reisen lieben, unerträglich. Unser Komponist und Keyboarder Yevhenii hat bereits ein paar Demos aufgenommen, welche so klangen als kämen sie aus verschiedenen Ländern. Ich hatte die Idee, dass wir jedem Song einem anderen berühmten Reisenden widmen könnten.

Als ich aber von Sofia Yablonska und ihren Abenteuern erfahren habe wusste ich, dass wir ein Album machen sollten, welches nur ihr gewidmet sein würde. Sie war eine sehr fortschrittliche Frau für ihre Zeit, klug, talentiert als Reiseberichterstatterin und Fotografin und sie hatte eine wundervolle Art, ihre Geschichten zu erzählen. Ich finde außerdem viele Gemeinsamkeiten zwischen mir und ihr, obwohl wir 100 Jahre auseinander sind.

Wie hast du für die Songs recherchiert?

Leider ist Sofia nicht sehr berühmt, nicht mal hier in der Ukraine, also war die Recherche nicht einfach. Ich habe alle drei Bücher – Reiseberichte – von ihr zusammengesucht und habe auch ihre Fotos in veröffentlichten Kunstbänden angeschaut. Manche davon kann man in unseren Videos zu „Nomad’s Luck“ und „Incurable Disease“ sehen.

Ich habe wortwörtlich ein halbes Jahr damit verbracht, das alles zu lesen und dabei Wörter, Sätze und Geschichten niederzuschreiben, die mir gefielen. Dann habe ich die Texte und das Konzept da drumherum aufgebaut.

Welche Teile ihrer Reise können wir in welchen Songs wiederfinden?

„Dunes“ ist über ihre Reise nach Marokko, „The Golden Shell“, „Camera Obscura“ und „Opiumist“ basieren auf ihren Reisen nach China, wo sie über zehn Jahre verbracht hat, „Далекі Обрії / Daleki Obriyi“ handelt hauptsächlich von Australien und exotischen Inseln wie Bora Bora.

Aber es gibt auch Songs, die sich nicht auf einzelne Länder beziehen, sondern auch auf ihren Lebensstil und ihre Einstellung zum Reisen. „Incurable Disease“ zum Beispiel handelt von ihrer Passion für die See und alles Maritime. „To No One I Owe“ handelt von ihrem Vagabundendasein und, dass sie von Ort zu Ort gezogen ist, egal wie sehr man irgendwo bleiben wollte. „Zénith“ handelt von einem harten, langen Weg nach Hause.

Wie liefen die Aufnahmen während des Krieges in der Ukraine ab? Was sind eure Vorsichtsmaßnahmen, um in Sicherheit zu bleiben?

Es gibt keinen sicheren Ort in der Ukraine solange der Krieg tobt. Es gibt nur Orte, die weniger gefährlich sind. Und natürlich ist es schlimmer, je näher man sich an der Front befindet. Wir haben die Hälfte des Albums vor dem Krieg aufgenommen, dann konnten wir ein paar Monate gar nicht mehr an Musik denken, weil alles sich nur um das Überleben gedreht hat.

Nachdem die Kyiv-Region nicht mehr besetzt war, haben wir mit den Aufnahmen weitergemacht. Manche Takes fanden zwischen den Luftangriffs-Sirenen statt. Letztendlich haben wir drei Videos in zwei Monaten im Winter gedreht, während den heftigsten Raketenangriffen und längsten Stromausfällen. Wir haben im vergangenen Jahr so viel erlebt, was manche Leute in ihrem ganzen Leben nicht erfahren. Demzufolge hat es die Aufnahmen stark beeinflusst. Es ist schwer, das in ein paar Sätzen zu beschreiben.

Auf welche andere Art und Weise wurde denn das Album beeinflusst von der derzeitigen Situation?

Abgesehen von dem, was ich gesagt habe, mussten wir den Release des Albums um ein Jahr verschieben und es ist schwer für uns, damit zu touren, weil Männer das Land gerade nicht verlassen dürfen, da sie jeden Moment eingezogen werden können.

Viele ukrainische Bands mussten kommende Shows auf Grund von neuen Reiserestriktionen absagen. Seid ihr davon auch betroffen? Welche Pläne habt ihr, dieses Jahr live zu spielen?

Letztes Jahr hatten wir ein paar Shows als kulturelle Stellvertreter. Weil ein paar andere Bands die Regeln gebrochen haben und nicht zurückgekommen sind, wurde die Regeln für dieses Jahr verändert und es ist sehr schwer, eine Genehmigung zu bekommen. Wir hoffen, dass wir zu den Shows fahren können, da wir auf vielen großen Festivals wie den MetalDays und dem Summer Breeze bestätigt sind. Zudem würden wir uns sehr freuen, im Herbst auf Clubtour zu gehen. Lasst uns darauf hoffen!

„Dreams Of Lands Unseen“ ist eure erste Veröffentlichung auf einem großen Label. Wie ist es, mit Napalm Records zusammen zu arbeiten im Gegensatz zu euren eigenveröffentlichten Alben?

Wir machen immer noch viel selbst. Wir haben einen großen Merchandise Store, bleiben mit unseren größten Fans via Patreon in Kontakt, der Account ist nun schon fast fünf Jahre alt. Wir betreuen unsere Social Media Seiten und schreiben natürlich Musik selber, filmen Videos und so.

Natürlich haben wir mit einem großen Label nun eine viel größere Presseresonanz und Aufmerksamkeit auf die Band und unser Album ist in vielen Ländern auf der Welt nun einfacher zu kaufen wegen der Distributionswege des Labels. Bisher war es eine schöne Kooperation, schauen wir mal, wie es weitergeht.

Ignea - Dreams Of Lands Unseen

Wie schaut IGNEAs Zukunft aus? Was sind eure Pläne über die aktuelle Veröffentlichung hinaus?

Wir wollen, dass diese Veröffentlichung richtig Zeit bekommt, um sich zu entfalten und es gibt so viele Geschichten hinter den Songs, die die Leute hören sollen. Natürlich wollen wir das Album auf die Bühne bringen, da wir schon mit unseren letzten Alben nicht touren konnten wegen der Pandemie und dem Kriegsbeginn.

Es sind zudem einige Videos in der Mache und wir wollen für manche Songs auch eine Art Live Session filmen. Für das nächste Album kann ich gerade noch nicht viel sagen, da wir eine Art Leere in uns fühlen wegen des letzten Jahres. Der Krieg ist sehr erschöpfend und hart für uns alle.

Danke für deine Zeit und, dass ihr in diesen schweren Zeiten für euch neue Musik herausbringt. Wir wünschen euch nur das Beste und, dass ihr sicher bleibt. Wenn du euren Fans noch was mitgeben möchtest, hast du nun die Gelegenheit.

Danke für euer Interesse an IGNEA. Wir hoffen, dass die Leser:innen sich die Zeit nehmen, „Dreams Of Lands Unseen“ von Anfang bis Ende zu hören, da es ein sehr diverses Album ist, welches dich auf eine Reise mitnimmt. Und hoffentlich treffen wir uns bald auf IGNEA-Konzerten.

Galerie mit 16 Bildern: Ignea - DisrupTour 2023 in Köln
Quelle: Interview mit Helle Bohdanova
04.05.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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