Krisiun
Krisiun
Interview
KRISIUN gehören mittlerweile zweifelsfrei zu den ganz großen Death-Metal-Acts, was auch ihr neuester Output "Southern Storm", prall gefüllt mit kompromisslosem, technisch versiertem Todesstahl, eindrucksvoll unterstreicht. Reifer, abwechslungsreicher und präziser klang das brasilianische Trio Infernale noch nie. Logisch, dass wir darüber mehr erfahren wollten. Im Gespräch Schlagzeuger Max Kolesne.
Zuerst möchte ich euch zu eurem grandiosen siebten Album „Southern Storm“ gratulieren! Wie ist das Gefühl, solch ein fettes Werk gerade veröffentlicht zu haben und wie sind die Reaktionen bisher?
Vielen Dank! Wir sind wirklich sehr glücklich über das endgültige Resultat, wir haben hart an den Songs und den Aufnahmen gearbeitet, die Produktion ist verdammt großartig. Jeder hatte daran seinen Anteil, die Band als auch der Produzent haben einen tollen Job hingelegt. Die bisherigen Reaktionen waren wirklich gut, besser als auf den Vorgänger „AssassiNation“.
Erzähle uns doch bitte mal, was der „Southern Storm“ ist?
Das Album selbst ist ein Sturm von Brutalität, Aggression, Geschwindigkeit und Gewalt!
Aha, dann gib uns mal mehr Details über die entsprechenden Songtexte!
Einige der Texte sind von der Wirklichkeit inspiriert, von der ganzen Brutalität und dem Blutvergießen, was sich in der Geschichte der Menschheit zugetragen hat. All die Kriege, Massaker, Massentötungen, das Blutvergießen endet nie, egal ob es um Religion, Territorium oder Politik geht.
Daneben gibt es auch Texte, welche vom Necronomicon und sumerischen Kämpfen inspiriert sind. Altertümliche, barbarische Schlachten in den offenen Steppen, wir mögen dieses Thema sehr, es inspiriert uns sehr.
Wieder einmal habt ihr euch weiterentwickelt, „Southern Storm“ ist das abwechslungsreichste und präziseste Album in der bisherigen Diskografie von KRISIUN!
Yeah, das neue Album ist definitiv Variantenreicher, hat mehr Groove und mehr Midtempo, aber gleichzeitig sogar noch brutaler und schneller als unsere vorherigen Werke. Wir versuchen, sehr eingängige Riffs und Gesang mit schnellem, brutalem Schlagzeugspiel zu kombinieren. Nachdem du dann das Album gehört hast, erinnerst du dich an die meisten Riffs und Gesangslinien, die Songs bleiben in deinem Kopf hängen und bringen dich dazu, davon mehr und mehr zu hören. Wir möchten, dass unsere Songs den Hörern wirklich gefallen, dass sie Spaß daran haben und den Stücken folgen, dazu ihr Köpfe ordentlich kreisen lassen und einfach austicken!
Stichwort Geschwindigkeit: Ihr konntet auf jedem Album ein gewisses Level an Geschwindigkeit und Heaviness beibehalten, sind das wichtige Aspekte eurer Musik, die ihr aufrecht erhalten wollt?
Das ist die Hauptsache, wenn es nicht brutal oder schnell ist, ist es nicht KRISIUN.
Erneut habt ihr zusammen mit Andy Classen im Stage One Studio aufgenommen. Was ist für euch das Spezielle an der Zusammenarbeit mit Andy?
Andy Classen versteht unsere Musik wirklich und weiß, welche Art von Sound wir benötigen. KRISIUN benötigen einen natürlichen, fetten, rauen Sound, der aber auch gleichzeitig klar sein muss, damit man die Feinheiten hören kann. Es ist wie ein Ausgleich zwischen Primitivität und Moderne.
Wie schreibt ihr eigentlich neue Songs?
Wir gehen in den Proberaum und beginnen zu Jammen, für uns funktioniert es auf diese Weise besser, wir fühlen uns inspirierter, wenn wir zusammenspielen. Ich mag es, für mich selbst Schlagzeug zu spielen, aber es ist besser und inspirierender, mit der Band zu spielen, wenn ich die Gitarre und den Bass höre. Genauso geht es auch den anderen Jungs, wir inspirieren uns gegenseitig. Das kann mit einem Schlagzeugbeat wie einem Blast Beat beginnen, einem Gitarrenriff oder einer Gesangslinie, es dreht sich alles um Inspiration und Gefühl.
Und welchen Inspirationen haben euch letztendlich zu diesen Monstersongs geführt?
Was ich zuvor schon sagte, wir inspirieren uns selbst. Wenn ich ein Killerriff höre, folge ich diesem sofort all die Gewalt und Brutalität entlädt sich, wenn wir zusammenspielen, es ist eine wechselseitige Inspiration.
Ihr habt von SEPULTURA das Stück „Refuse/Resist“ gecovert. Weshalb fiel die Wahl, welche ich für wirklich gut halte, gerade auf dieses Stück?
Ich liebe die älteren Sachen, welche sie erschufen, wie „Schizophrenia“, „Beneath The Remains“ und „Arise“, aber mit „Chaos A.D.“ haben sie etwas total Eigenständiges und Innovatives erschaffen. Sie wurden langsamer, aber es blieb Heavy, voller Wut und Attitüde, und „Refuse/Resist“ ist definitiv einer der besten Songs des Albums.
Letztes Jahr spielten wir einige Shows in Brasilien zusammen mit Andreas (Kisser, SEPULTURA-Gitarrist, Anmerk. d. Verf.), bei welchen er zu drei Songs als Gast auf die Bühne kam. Gemeinsam spielten wir „Refuse/Resist“, „Troops Of Doom“ und „Decimated from Assassination“. Wir hatten eine tolle Zeit miteinander und es war eine große Ehre für uns, zusammen mit diesem legendären Gitarristen zu spielen. Als wir ins Studio gingen um „Southern Storm“ aufzunehmen, wussten wir daher bereits, wie der Song zu spielen ist.
Die Band wurde 1990 in Brasilien von dir und deinen beiden Brüdern gegründet. Bitte erzähle uns, wie es damals war, in Brasilien eine Band zu gründen, wie die lokale Metalszene war und wie sich eure ersten wichtigen Schritte darstellten!
Ich erinnere mich an den Tag, an welchem wir uns entschieden, nach Sao Paulo umzuziehen. Es war 1992, als wir unsere Jobs kündigten, etwas Geld sparten und in dieses große Zentrum wechselten, um nach neuen Möglichkeiten für Auftritte und Label zu suchen, zu einer professionellen Band zu wachsen.
Wir lebten in einer sehr kleinen Wohnung und die Stimmung war manches Mal schon gedrückt. Aber wir hatten auch zusammen viel Spaß und lernten viele gute Freunde kennen. Ich glaube, wir spielten in jedem beschissenen Loch in Sao Paulo. Wir nahmen unser Demo-Tape auf und sandten dieses an Jeden, der in der Szene involviert war, an Plattenfirmen, Bands, Fanzines, Magazine, Promoter.
Langsam aber stetig traten dann Veränderungen ein. Zuerst veröffentlichte das brasilianische Label Dynamo unser Demo-Tape als Split-LP, danach erschien über sie die „Unmerciful Order“ EP im Jahre 1994, und letztendlich unser erstes Album „Black Force Domain“. Damit erreichten wir dann sogar Europa, was uns den Vertrag mit Gun Records einbrachte, wir begannen mit den ersten Touren und bauten unseren Namen in der Szene auf.
Glaubst du, dass sich in der Metalszene viele Dinge seit den damaligen Zeiten verändert haben?
Ich glaube, damals gab es noch nicht so viele schwule Bands wie heutzutage, aber es gab immer Höhen und Tiefen, viele Bands kommen und gehen, und viele gehen verloren, indem sie irgendwelchen Trends folgen. Es gibt immer irgendwelche beschissenen Trends, aber es gibt und gab auch immer einige wenige, wahre Bands, welche die Flamme und den wahren Geist des Metals am Leben erhalten.
Nachdem ihr nun schon so viele Jahre als Band zusammen spielt, bist du glücklich mit dem, was ihr bisher erreichen konntet?
Oh Yeah, für eine brutale Band aus Brasilien haben wir denke ich viel bewältigt, aber es gibt noch vieles mehr, was wir erreichen und erobern wollen.
Welche Musikarten gefallen euch eigentlich außerhalb des Metals?
Wir stehen etwas auf Jazz, Blues, indianische Musik, spanische Gitarrenspieler. Es gibt viele gute Sachen neben dem Metal.
Ihr habt in den letzten 22 Monaten über 250 Shows in 25 verschiedenen Ländern verteilt auf der ganzen Welt gespielt, was wirklich enorm viel ist. Was bringt euch dazu, Auftritt nach Auftritt hinter euch zu bringen, was hält euch motiviert?
Ich schätze, wir sind ein Haufen verrückter Fucker, wir lieben es, hart und laut zu spielen, genauso wie wir es lieben, zu trinken, zu rauchen und auf der Straße zu sein. Für uns ist Metal nicht nur ein Musikstil, es ist ein richtiger Lebensstil, und wir leben diesen intensiv. Die Motivation für uns ist immer zu versuchen, am nächsten Tage eine noch bessere Show hinzulegen.
Kannst du dich an den besten und schlechtesten Auftritt erinnern?
Es gibt da keinen schlechtesten oder besten Auftritt. Der Durchschnitt ist sehr positiv, es ist egal, ob wir auf einem Festival vor 5000 Leuten spielen oder in einem keinen Club, wo 200 Maniacs total durchdrehen, wir lieben beides. Es gab einige schlechte Nächte, wenn wir manchmal Probleme mit dem Equipment oder wie auch immer hatten, aber nichts kann als die schlechteste Show bezeichnet werden.
Werdet ihr auch für „Southern Storm“ so viele oder vielleicht sogar mehr Shows spielen? Ich freue mich jedenfalls schon richtig auf eure gemeinsame Tour mit UNLEASHED im Herbst!
Yeah wir werden die Hölle einer langen Tour spielen, nach Europa sind Kanada, die USA und Südamerika dran, und hoffentlich werden wir auch in einige Länder kommen, in welchen wir nie zuvor waren. Ich weiß nicht, ob es länger sein wird als unsere „AssassiNation“ Tour, aber es wird intensiver und brutaler werden.
Was ist die Philosophie hinter KRISIUN?
Keine Gnade für die Schwachen, die Opposition zerschmettern, niemals aufgeben, niemals Schwäche zeigen!
Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören dir!
Vielen Dank für die Unterstützung, man sieht sich auf der Tour auf ein Bier!
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