Loudblast
Interview mit Stéphane Buriez

Interview

Loudblast

Death Metal aus Frankreich – da waren LOUDBLAST stets an vorderster Stelle mit dabei. Dieser Tage veröffentlicht die Band, die schon seit 1985 aktiv ist, ihr neues Album „Frozen Moments Between Life And Death“, das erste Studioalbum seit 2004. Wir kontaktierten Frontmann Stéphane Buriez, um ihn zum Album, zum neuen Line-Up und der langen Pause seit „Planet Pandemonium“ zu befragen. Und Stéphane hat sich ein wenig Zeit dafür freischaufeln können, denn eigentlich ist der Mann vollzeit beschäftigt, wie er sofort erstmal klarstellt.

Wir hatten zehn Tage vor Veröffentlichung des Albums unsere „Neverendin‘ Blast Tour“ gestartet, tatsächlich bin ich aber jetzt zu Hause, was ich in den letzten sechs Monaten vielleicht 15 Tage war. LOUDBLAST ist ein Vollzeitjob, und der erste Teil der Tour in Frankreich und Belgien umfasste nicht weniger als 30 Gigs. Es bleibt also keine Zeit, sich auszuruhen.

„Frozen Moments Between Life And Death“ ist eine Art Comebackalbum und Euer erstes Album  seit sieben Jahren. Welche Gefühle verbindest Du mit dem Album, wenn Du es unter diesem Blickwinkel betrachtest?

Dass wir immer noch gesund und munter sind. Und ich bin richtig stolz auf dieses Album, das wir den Metalheads jetzt präsentieren. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass „Frozen Moments Between Life And Death“ all das zusammenfasst, was LOUDBLAST eigentlich ausmacht: Musik, die Brutalität mit Melodien und Dunkelheit verbindet.

Ich frage mich gerade, wie ich mir die „Frozen Moments Between Life And Death“ vorstellen soll?!

Diese sogenannten „Frozen Moments Between Life And Death“ bezeichnen die Jahre, in denen ich über die Zukunft der Band nachgedacht habe. LOUDBLAST ist meine erste Band und vielleicht sogar meine letzte, und nach der Veröffentlichung von „Planet Pandemonium“ im Jahr 2004 und der anschließenden Tour ist irgendetwas innerhalb der Band auseinandergebrochen. Auf jeden Fall war musikalisch und im zwischenmenschlichen Bereich die Harmonie dahin. Also habe ich mir erstmal für andere Dinge Zeit genommen. Ich produziere jetzt seit 15 Jahren andere Bands, und in Frankreich bin ich ziemlich bekannt, also habe ich in dieser Zeit viel im Studio gearbeitet.

Es stand aber noch die Veröffentlichung einer DVD im Raum, also habe ich nach drei Jahren angefangen, mir Hunderte Stunden Archivmaterial gerade aus der Frühzeit der Band anzuschauen. Dieses Material wollte ich dann zusammen mit einer Multicam-Liveshow und persönlichen Mitschnitten, die ich während der Aufnahmesessions mitgeschnitten hatte, als 4-Stunden-DVD veröffentlichen. Das Ganze ist dann 2009 als „Loud, Live & Heavy“ veröffentlicht worden und letztlich hat es uns wieder zum Leben erweckt. Mit einem neuen Line-Up sind wir dann wieder auf Tour gegangen, wie zum Beispiel beim Hellfest 2010.

Du hast das neue Line-Up angesprochen – neben Henri Coquerel am Schlagzeug, der bereits seit 1992 in der Band ist, gibt es mit Drakhian an der Gitarre und Alex Lenormand am Bass zwei neue Mitglieder, die Du uns bitte kurz vorstellen kannst.

Drakhian kommt aus der Black-Metal-Szene und hat in Bands wie TAAKE, BLACK DEMENTIA oder FORNICATION gespielt… Er ist der beste Gitarrist, mit dem ich bislang zusammengespielt habe, technisch brillant und mit einem tollen Gespür für Melodien. Wir nennen ihn „The Human Juke Box“, weil er beim Vorspielen alles auf Zuruf spielen konnte. Keiner der Gitarristen, die wir angetestet haben, hat dieses Level erreicht.

Alex Lenormand hat unter anderem bei CODE oder LOCUS gespielt. Er kam eigentlich zu den Gitarristen-Auditions, aber da hatten wir Drakhian schon gefunden. Aber da Alex auch ein guter Bassist ist, kam er aus London zu unseren Bassisten-Auditions. Er war wirklich zielstrebig und natürlich ein hervorragender Bassist. Und da er auch ein toller Kerl ist, haben wir ihn direkt in Frankreich behalten!

Okay. Nochmal zurück zu den „Frozen Moments…“ – zieht sich dieses Thema durch alle Texte des Albums?

Nun, der Titel besagt, dass diese Zeiten zwischen Leben und Tod vorbei sind. Vielleicht ist das mein Weg, diese frustrierenden Zeiten auszutreiben! Auf der anderen Seite steht ein Titel wie „Neverending Blast“, bei dem du die Antwort bekommst, wie es in den Köpfen der Bandmitglieder heute aussieht.

Gewisserweise habe ich in den Texten Situationen und Geschehnisse verarbeitet, die ich durchgemacht habe: „The Bitter Seed“ beispielsweise handelt von diesen Arschlöchern, die hintenrum nur Scheiße erzählt und die Band begraben haben, bevor sie tot war. Und dann verarbeite ich in den Texten noch Themen, die mich aufregen: „Nosce Te Ipsum“, was soviel wie „Erkenne dich selbst“ bedeutet, und davon handelt, nicht auf falsche Propheten reinzufallen, sondern seinen eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und sein eigener Gott zu sein.

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Lass uns mal auf die Musik zu sprechen kommen: „Frozen Moments…“ ähnelt nicht so sehr dem brutalen Stoff, den Ihr auf „Disincarnate“ oder „Sublime Dementia“ gespielt habt, sondern mehr diesem Post-Death der Mittneunziger, allerdings sehr viel selbstbewusster. In welche Richtung wolltet Ihr mit dem Album steuern, als Ihr angefangen habt, die Songs zu schreiben?

Als wir angefangen haben, das Album zu komponieren, waren wir von jedem Druck befreit. Aber wir leben natürlich nicht in der Vergangenheit, weswegen „Frozen Moments Between Life & Death“ nicht bloß ein Nachfolgealbum von irgendwas aus den letzten 20 Jahren unserer Karriere geworden ist. „Frozen Moments“ sollte eine Brücke bilden zwischen allen Alben, die wir seit „Sublime Dementia“ gemacht haben. Death Thrash Metal ohne Einschränkungen, wie wir es mit LOUDBLAST nun schon seit einer Dekade spielen. Der erste Track, den wir fertig hatten, war übrigens“Emptiness Crushes My Soul“, für das wir ein Video gedreht haben.

Unsere beiden neuen Bandmitglieder Drakhian & Alex Lenormand waren zudem sehr in den Songwritingprozess eingebunden, weswegen wir zum erstenmal ein Album vorliegen haben, wo alle vier Bandmitglieder bei den Kompositionen mitgeholfen haben. Alex ist ja auch ein großartiger Gitarrist, und er kam mit Tonnen von Riffs an. Na, und Drakhians Arbeit an der Lead Gitarre und den Arrangements hat sehr viel von der Farbe des Albums bestimmt. Nimm einfach mal den letzten Track auf dem Album: Aus „To Bury An Empire“ wurde ein Instrumental, nachdem Drakhian mit einem kompletten Gitarrenthema und Lead dafür ankam, die die Notwendigkeit für irgendwelchen Gesang einfach weggefegt haben.

Für mich klingt „Frozen Moments“ so, als wäre es über einen längeren Zeitraum entstanden, da die Songs und die Arrangements doch ziemlich ausgereift klingen. Wie lange habt Ihr letztlich gebraucht, um das Album einzutüten?

Durch die Art, wie wir es komponiert und aufgenommen haben, hat das Album eine wirkliche Geschichte. Nach unserer Tour haben wir im Juni 2010 beschlossen, unser gesamtes Equipment weit weg von jeder größeren Stadt auf’s Land zu schaffen. Wir wollten einfach in Ruhe leben, komponieren, uns volllaufen lassen und mit den neuen Jungs jede Minute in den Kompositionsprozess stecken. Dann haben wir angefangen, Demos aufzunehmen.

Dann sind wir im Januar 2011 in ein Studio, das sich in einem Wohnhaus mitten im Wald befand, gegangen, um die Drumtracks aufzunehmen. Den Rest des Albums haben wir im Anschluss in einem Studio mitten in der Pampa in England aufgenommen, was vier Wochen gedauert hat, in denen wir wirklich intensiv gearbeitet haben. Anschließend sind wir in Peter Tägtgrens Abyss Studio nach Schweden geflogen, um das Album im März in einem Zeitraum von zehn Tagen abzumischen.

Wie seid Ihr auf Peter Tägtgren und seine Abyss Studios gekommen?

Wir haben schon mit einer Reihe namhafter Produzenten zusammengearbeitet: Beispielsweise mit Scott Burns auf „Disincarnate“ und „Sublime Dementia“ und mit Colin Richardson auf „Cross The Threshold“ und „Fragments“. Wir wollten auf dem Album einen ganz speziellen Sound haben, und wir dachten, dass Peter Tägtgren genau der richtige Mann dafür ist. Wir lieben die Sachen, die er produziert hat, und die Tatsache, dass er selbst Musiker ist, hilft ihm sehr, die Sichtweisen und Ziele der Bands zu verstehen.

Wie war letztlich die Zusammenarbeit mit ihm und wie zufrieden seid Ihr mit dem Ergebnis?

Er ist ein echt cooler Typ. Als wir im Abyss ankamen, hatte Peter bereits seit einer Woche an den Tracks gearbeitet. Wir hatten ihm die Session schon per E-Mail gesendet, als wir noch den Gesang aufgenommen haben. Als er uns den ersten Track vorgespielt hat, Mann, das war einfach pure Magie. Der beste Drumsound, den ich jemals auf einem LOUDBLAST-Album gehört habe. Er hat wirlich verstanden, was wir mit der Musik erreichen wollten. Ich glaube wirklich, dass Peter mehr als einen großartigen Job gemacht hat.

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Schick ist natürlich auch das Coverartwork zu „Frozen Moments“. Auch wenn das Kunst ist und für sich stehen sollte, vielleicht kannst Du aber einen kleinen Hinweis geben, was darauf zu sehen ist.

Der Künstler, der das Cover angefertigt hat, ist unser treuer Freund Bolek Budzyn, mit dem wir seit dem „Sublime Dementia“-Album zusammenarbeiten. Wir haben gegenseitig in unseren Arbeiten dieselben quälenden Gefühle entdeckt, also er in unserer Musik und wir in seinen Kunstwerken. Tatsächlich wird es zwei Cover geben, da auf der CD nur ein Detail des Originalgemäldes zu sehen sein wird. Das komplette Gemälde wird auf der Vinyl-Edition von „Frozen Moments“ abgebildet sein. Der Titel des Gemäldes lautet „Shaman’s Dream“, und es bildet eine von Bolek Budzyns tiefsten Reisen ab, die er in gewissen Stufen der Trance erfahren kann.

Ich möchte nochmal ein wenig zurück in die Vergangenheit gehen: Oben habe ich gesagt, dass mich „Frozen Moments“ an die Zeit des Mittneunziger Post Death Metal erinnert, ohne aber die Orientierungslosigkeit und Ungewissheit dieser Zeit zu atmen. Wenn Du zurückblickst, was verbindest Du mit dieser Zeit, als Death Metal mehr oder weniger aus der Mode gekommen war?

Nun, ganz kurz: Wir sind durch diese für Death Metal beschissene Zeit durchgegangen, aber es ist auch klar, dass Musik in Zyklen verläuft. Wir hatten das Glück, dass wir diese Zeit überlebt und aus alldem gelernt haben. Irgendwann weiß man eben, dass deine Zeit wiederkommt, gerade im Death-Metal-Bereich, da die echten Metalheads sehr loyal ihren Lieblingsbands gegenüber sind.

Ich haben hier einen Century Media-Sampler von 1995 rumliegen, auf dem Ihr mit dem Song „This Dazzling Abyss“ vertreten seid. Im Booklet steht, dass Ihr einen Deal bei Century Media abgeschlossen hättet, aber „Fragments“ kam 1997 auf einem anderen Label raus. Was ist da passiert?

Wir haben niemals einen Vertrag bei Century Media unterschrieben. Wir waren auf besagtem Sampler vertreten, und sie haben unsere Alben vertrieben, soweit ich mich erinnern kann, aber wir hatten keinen Vertrag bei ihnen, auch wenn ich finde, dass das Label und die Bands großartig sind. Vielleicht ja irgendwann in der Zukunft, hehe!

Okay, dann mal zur Gegenwart. Was steht als nächstes an bei LOUDBLAST? Kommt Ihr irgendwann in Deutschland auf Tour?

Wir sind gerade in den letzten Zügen des ersten Teils unserer Frankreich-Tournee, im Juli werden wir das Sonisphere-Festival mit den „Big 4“ (SLAYER, MEGADETH, METALLICA, ANTHRAX, Anm. Red.) spielen, und im September werden wir nach Deutschland kommen. Eine weitere Tour durch Europa ist für Oktober geplant, danach geht es für zwei Wochen nach Kanada, und das wird noch nicht das Ende sein.

Alles klar, dann nehme ich mal an, dass Ihr keinen gewöhnlichen Brotjob habt und von der Band leben könnt. Wie muss ich mir das Bandleben von LOUDBLAST vorstellen?

Wir alle verdienen hoffentlich durch LOUDBLAST und die Zahlungen des französischen Staates, wenn wir nicht auf Tour sind, genügend Geld, damit wir nicht anders als im Musikgeschäft arbeiten können. Ich produziere hier auch eine Menge Bands, so dass ich keinem beschissenen Job für meinen Lebensunterhalt nachgehen muss.

Letzte Frage: Offensichtlich haben sich Eure Kollegen von MERCYLESS reformiert und wollen mit altem Sound wieder zuschlagen. Coole Sache – und habt Ihr Kontakt zu den Jungs?

Großartige Nachricht, diese Band ist geil und die Jungs sind tolle Kumpels. Ich werde nächste Woche in ihre Stadt (Mulhouse im Elsaß, Anm. Red) fahren, um das neue Projekt der CRUSHER-Jungs zu produzieren. Keine Frage, dass ich mir einen Abend freinehmen werde, um mit Max (Otero, Anm. Red), Stef (Stéphane Viard, Anm. Red) und den neuen MERCYLESS-Mitgliedern zu feiern.

Dann viel Spaß dabei – und vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören Dir!

Danke für die Unterstützung und das Interesse. Checkt einfach „Frozen Moments Between Life & Death“ im Plattenladen Eures Vertrauens an oder auf unserer Website. Wir sind zurück, um Arsch zu treten! Wir sehen uns im September in Deutschland!

01.06.2011

- Dreaming in Red -

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