Massacre Records
Massacre Records

Interview

Die anhaltende Krise auf dem Musikmarkt bringt ein heikles Diskussionsthema auf: CD-Preise. Wir haben zu diesem Thema mal das Metal-Indie-Label MASSACRE RECORDS befragt, welches mit einer neuen Preispolitik einen Schritt in die vielleicht richtige Richtung macht.

Massacre RecordsRob: Die Plattenindustrie ächzt unter sinkenden Absatzzahlen. Wie bedrohlich ist die Lage im Metalsektor? Ist das Metalgenre weniger betroffen als der Mainstream-Markt?

Massacre: Die Lage ist für alle gleich bedrohlich. Wenn die Einzelhändler kein Mainstream-Produkt verkaufen, haben sie kein Geld um Indie-Produkte überhaupt einzukaufen, sie kaufen natürlich nur noch was sie UNBEDINGT brauchen, sprich Mainstreamprodukt – es trifft also alle hart.

Ist man als Indielabel nicht ein wenig ‚immun‘ gegenüber der negativen Entwicklung?

Überhaupt nicht, wir und Indies im allgemeinen haben nicht die finanziellen Reserven um dies „auszusitzen“. Auch können wir nicht mal kurz 50 Mitarbeiter entlassen, sondern müssen uns den Gegebenheiten anpassen und sparen.

Wie hoch schätzt ihr den Negativ-Anteil durch Raubkopien/mp3s bei Massacre ein?

Kann man nicht genau taxieren, ich denke aber geringer als bei Charts/Trend-Produkten.

Massacre Records greift ja zu einer neue Preispolitik, bei der dem Endverbraucher neue CDs unter 10 Euro angeboten werden sollen. Wie genau läuft diese Preisaktion vonstatten?

Ja, die Aktion heisst NEWCOMER PRICE und soll neuen Bands eine Chance geben aus der Masse herauszustechen. Wir liefern die CD’s zu einem Preis aus, der einen Ladenpreis von EUR 9,90 ermöglicht. Da der Preis speziell in der BRD ein grosses Thema ist wollen wir hier was versuchen, obwohl wir wegen Produktionskosten, GEMA etc. erst mal Geld verlieren, wir hoffen dass Handel und die Fans uns hierbei unterstützen.

Es werden getreu der Überschrift „Newcomer Price“ bisher nur Alben neuer Bands in diese Aktion eingebunden. Warum gezielt Newcomer-Bands?

Weil diese neuen Bands es heutzutage schwerer denn je haben, die Fans mit ihren Alben zu erreichen und man muss auch dem Handel die Chance geben, neue Bands günstig und attraktiv anzubieten, damit die Leute auch mal ne neue Band anchecken.

Welche Bands/Releases werden einbezogen? Was ist vorerst geplant?

Das erste Album der Aktion war SEVENTH AVENUE – Between the Worlds, hier gab es noch Anlaufprobleme mit dem Handel, wir hoffen dass es mit dem zweiten Album HARMONY – Dreaming Awake am 29.4. reibungslos läuft, das Interesse von Medien und Fans ist auf jeden Fall da.

Wird die neue Preispolitik auf bereits etablierte Bands ausgeweitet?

Wir gewähren für jedes Massacre-Album im Vorverkauf Sonderkonditionen. Inwieweit diese vom Handel an den Kunden weitergegeben werden können wir leider nicht beeinflussen. Wir veröffentlichen auch regelmässig Limited Editions in Sonderverpackungen wie 3-D Cover, Digipaks, limitierte Doppel-CD’s usw. – im Gegensatz zu den meisten anderen Labels liefern wir diese zum GLEICHEN Preis wie eine normale CD aus. Ich denke dies kommt einer Sonderpreis-Politik gleich.

Welcher Zeitrahmen wurde für diese Aktion abgesteckt?

Die Aktion wird auf jeden Fall fortgesetzt, welches das nächste Newcomer Price Album nach HARMONY ist, steht allerdings noch nicht fest.

Was verspricht sich Massacre Records hiervon?

Wie oben geschrieben eine bessere Präsentation von neuen Acts und einen Anreiz für Metal-Fans neue Bands zu unterstützen.

Handelt es sich um einen Lösungansatz zur Krise oder wollte man nur ein Zeichen setzen?

Wir sind ein kleiner Indie, wir lösen keine Krisen, wir arbeiten für unser Label und vor allem für unsere Bands, was in der grossen Major-Musikszene abgeht können wir nicht beeinflussen.

Besteht nicht das Risiko, daß die ganze Aktion zum „Tropfen auf den heißen Stein“ gerät, wenn keine weiteren Labels sich euch anschliessen?

Und wenn schon, wenn auch nur EINE Band bezüglich Verkaufszahlen und Reputation davon profitiert hat es sich doch für diese Jungs gelohnt, oder? Alles weitere wird man sehen.

Was müsste aus eurer Sicht passieren (über sinkende Label-Preise hinaus), dass die Flaute auf dem Musikmarkt überwunden wird?

Das ist eine sehr schwierige Frage, die nicht so pauschal beantwortet werden kann, wenn wir die goldene Lösung hätten würden wir sie durchziehen. Aber nur soviel: im Metal-Bereich haben wir einfach viel zu viele Alben und Bands jeden Monat – da blickt doch niemand mehr durch. Hier muss selektiert werden, und die Neuveröffentlichungen sollten sich auf ein gesundes Maß reduzieren, statt 100 nur 50 neue Alben im gesamten Hard Rock/Metal Bereich würden vollkommen ausreichen.

Es wurde ein Appell an Vertrieb und Handel gerichtet. Inwieweit kann man damit rechnen, daß der Preisvorteil auch an den Konsumenten weitergeleitet wird? Habt ihr überhaupt einen Einfluss darauf?

Nein, wir haben darauf keinen Einfluss, man kann nur auf den Support des Handels hoffen.

Stellt die Preisoffensive ein finanzielles Wagniss dar? Behält sich das Label noch „Luft“ für weitere Kalkulationen vor?

Ja, diese Preispolitik ist natürlich ein finanzielles Wagnis, die Band hat das Album ja deshalb nicht für die Hälfte produziert, die Kosten für Cover, Promo, Anzeigen usw. sind auch dieselben, nur unser und der Band’s Anteil wird über die Schmerzgrenze minimiert. Luft ist da keine mehr, wenn keine deutlichen Verkaufszuwächse wegen des Preise eintreten müssen wir das ganze überdenken.

Die Preisoffensive ist im Februar/März 2003 unter der Überschrift angelaufen. Wie wurde diese Aktion bisher aufgenommen? Zeigt sich schon eine Wirkung?

Ich habe den Eindruck, daß die SEVENTH AVENUE davon profitiert hat, aber an einem Album ist das schwer zu messen, deshalb warten wir mal die HARMONY ab, vielleicht kann man dann einen Trend ablesen. Generell werde wir aber von vielen Leuten, unter anderem dem Rock Hard und unseren Vertrieben hierbei unterstützt, wofür wir uns auch hier bedanken wollen.

Wann kann man mit einem Fazit rechnen? Prognose 2004?

Das weiss niemand. Im Moment ist Krieg, die Wirtschaft liegt am Boden und jetzt Voraussagen zu machen erfordert „prophetische“ Kenntnisse. Wir bauen auf unsere treuen Metal-Fans und gehen davon aus, auch 2004 noch genauso arbeiten zu können.

weitere Infos zum Label unter www.massacre-records.de

27.03.2003

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