Neaera
Neaera

Interview

Es ist immer erfreulich, wenn einheimische Bands aus dem Untergrund hervorstoßen und ein Debüt abliefern, das sich gewaschen hat. Mit einem Metalblade Vertrag in der Tasche und messerscharfer Musik im Herzen werden Neaera aus Münster aufbrechen, um sich in die Schädel der Deutschen hineinzuspielen – Kopf an Kopf mit Bands wie Heaven Shall Burn. Energiegeladener Death mit Metalcore Fetzen und ein kranker Sänger, Benny Hilleke, werden das schon richten…

NeaeraDavid: Benny, herzlichen Glückwunsch zu einem gelungen Nackenbrecher. Genießt du das mediale Interesse oder ist es dir eher unangenehm?

Hey, erst mal vielen Dank…schön, dass Dir die Mukke gefällt. Es ist schon ganz cool, dass sich momentan einige Leute für unsere Platte interessieren…das bewegt sich aber alles in einem überschaubaren Rahmen, von daher ist das auch eigentlich überhaupt nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil: Es ist ne coole Sache, dass wir die Möglichkeit haben, uns in verschiedenen Interviews äußern zu können…

David: Wieso benennt ihr euch nach einer Frau aus der griechischen Mythologie, die ihr Leben lang unter Gefangenschaft und sexueller Ausbeutung litt?

Na ja, als wir damals eher zufällig auf den Namen gestoßen sind, gefiel uns zunächst einmal die ungewöhnliche Schreibweise und der Klang des Namens. Der „mythologische“ Hintergrund gefiel uns auch gut und stimmte mit einigen unserer textlichen Aussagen überein.

David: In Zeiten wirtschaftlicher und damit auch gesellschaftlicher Unruhen: Wieso entscheidet man sich dazu, in einer Metalband zu spielen? Ist das für euch ein Fulltimejob? Was würdet ihr sonst machen?

Metal ist geil…da können auch wirtschaftliche Unruhen nichts dran ändern 🙂
Wir sind alle mehr oder weniger aktive Studenten und Schüler, wobei auf den Großteil unserer Truppe die Bezeichnung „weniger aktiv“ zutreffend ist, haha! Da wir ja momentan keine monatelangen Touren machen, ist es auch kein wirklicher Fulltimejob…wir gammeln aber schon viele Wochenstunden in unserem versifften Proberaum ab.

David: Ich war mir beim ersten Anhören eurer Platte, ohne euch zu kennen, fast sicher, dass ihr Amerikaner seid. Wolltet ihr einen fetten internationalen Sound? Seht ihr euch in Konkurrenz zu internationalen Gruppen?

Das ist witzig, das mit den Amis haben wir schon des öfteren zu hören bekommen…mir ist nur noch nicht so ganz klar, ob ich den Vergleich wirklich so toll finde (auch wenn er nett gemeint ist 🙂 ) .Wirklich großartige Bands sind für mich momentan unamerikanische Bands wie NIGHTRAGE, DARK TRANQUILLITY oder HEAVEN SHALL BURN…dass aus den Staaten ne Menge geile Bands kommen, kann man natürlich nicht abstreiten, aber auch eben viel Müll.
Den fetten Sound haben wir einzig und allein Andy Classen zu verdanken, der auch wirklich ganze Arbeit geleistet hat. Ohne eine gute Produktion klingen auch die besten Lieder scheiße.
Das Konkurrenz-Denken kommt eigentlich nicht wirklich auf…die Hörer dieses Genres hören ja auch nicht unbedingt nur eine einzige Band.

David: Beschreib doch mal eure Musik in zwei Sätzen.

08 / 15 Metal mit ner nervigen Stimme 🙂

David: Was denkst du über die deutschen Bands Heaven Shall Burn und Caliban? Wo siehst du Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede bezogen auf euch?

Caliban und Heaven Shall Burn sind zwei wirklich hervorragende Bands. Es gibt sicherlich viele Gemeinsamkeiten, aber auch hoffentlich einige Unterschiede. Wäre ja auch langweilig, wenn wir uns wie eine Cover Band anhören würden.

David: Welche der oben genannten Bands findest du besser? Warum?

Mir persönlich gefallen Heaven Shall Burn besser…die Stimme und die Liveperformance sind der Hammer. Caliban find ich auch cool, wobei mir die „vent“ am besten gefallen hat. Die neue Platte ist nicht so mein Ding.
Alles Geschmackssache.

David: Um ehrlich zu sein: Normalerweise geht mir hohes Geschrei tierisch auf den Sack. Doch auf eurer Platte ist das irgendwie anders. Was denkst du zeichnet deine Vocals aus? Und ist die Mischung zwischen den hohen und tiefen Vocals in diesem Verhältnis gewollt oder kommt es einfach aus dir heraus?

Vielen Dank für das Lob. Uns war schon wichtig, dass der Gesang nicht zu monoton daher kommt. Wie und wo „gegrowlt“ oder „gescreamt“ wird, entscheidet sich aber eigentlich immer bei den Proben und wird nicht schon vorher festgelegt.

David: Wieso denkst du, hat der Hardcore zum Metal gefunden (oder umgekehrt)?

Der Hardcore und der Metal sind meiner Meinung nach immer noch zwei eigenständige Bewegungen, zumindest, was die old school Fraktion angeht. Ich denke, dass man daher nicht generell sagen kann, dass der Hardcore zum Metal gefunden hat. Beim Metalcore werden typische Elemente aus beiden Stilen vermischt, die bei vielen Bands auch wirklich verdammt gut klingen, da sollte man auch als alteingesessener Metaller einfach mal ein Ohr riskieren. Der momentane Hype wird sicherlich schon bald abklingen, aber ich denke, Metalcore-Bands wie Killswitch Engage oder Unearth sind musikalisch einfach zu gut, um nach diesem Hype in der Versenkung zu verschwinden!

David: Jede Band sollte einen Vertrag mit Metalblade eingehen, weil…

…die Leute bei Metalblade nicht irgendwelche Pisser in Anzügen sind, die vom Metal keine Ahnung haben. Dort sitzen noch selber echte Metalheads hinter dem Schreibtisch, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben!

David: Was unterscheidet euch – völlig wertungsfrei – von anderen Bands in der Metalcore Szene?

Kann ich selber nicht beurteilen, dass überlass ich lieber den Hörern.

David: Wie hättest du euren Musikstil vor 5 oder 10 Jahren genannt?

So wie ich persönlich ihn noch heute bezeichne: Deathmetal.

David: Mach doch mal Werbung in eigener Sache: Wieso sollten die Leute eure Platte „The Rising Tide of Oblivion“ kaufen?

Ich glaube, im Großen und Ganzen ist uns ein ganz vernünftiges Album gelungen, das zwar den Metal nicht neu erfindet, welches aber Freunde der härteren Klänge nicht völlig kalt lassen dürfte.

David: Stell dir vor, du dürftest nur ein Lied auswählen, um eure Musik zu repräsentieren: Welches wäre es? Warum?

Das ist schwierig, da unsere einzelnen Songs wirklich sehr unterschiedlich sind…ich würde wahrscheinlich „where submission reigns“ nehmen: Der hat alles drin.

David: Wie wichtig sind euch Moshparts in den Songs?

Live sind moshparts immer eine geile Sache, da die Crowd dann erst richtig abgeht…aber wir bauen unsere Songs nicht auf Moshparts auf, die rutschen eher zufällig dazwischen.

David: Gemäß des Albumtitels: Was gerät in Vergessenheit? Was habt ihr uns textlich zu sagen?

Unsere Texte setzten sich sowohl mit politischen als auch mit gesellschaftlichen Themen auseinander. So handeln z.B. einige Texte vom Machtmissbrauch der Religion oder dem Völkermord in Ruanda (anthem of despair).
Man wird heutzutage so dermaßen mit Informationen zugeballert, dass man traurigerweise viele wichtige Sachen vergisst oder verdrängt. Wen die Texte nicht interessieren, keine Sorge: Bei dem ganzen Gegrunze und Gekeife versteht man eh nichts :-)…für die anderen: Am Besten mal ins Booklet schauen.

David: Für mich bedeutet Metal…

hm…die fast einzige Möglichkeit mich von meinem Leben als gescheiterter Student abzulenken, haha!

David: Was müssen die Leute vor der Bühne machen, damit ihr auf der Bühne eine Gänsehaut bekommt?

Ordentlich die Sau rauslassen… das reicht!

David: Wann werden sie in nächster Zeit dazu Gelegenheit haben und was können die Menschen von Neaera live erwarten?

Wir haben jetzt einige Einzel-Shows in Deutschland, Österreich und den Niederlanden…im Sommer wird es wahrscheinlich eine kleine Tour geben!

David: Vielen Dank für deine Geduld. Letzte Worte noch bevor es zum Henker geht?

Kein Ding, ich hab zu danken!
Hört mal in die Münsteraner Todes-Bands MISERY SPEAKS und STEEL DEATH rein…Support your lokal metal scene and stay brutal!

Galerie mit 53 Bildern: Neaera - With Full Force 2012
24.03.2005

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