Old Man's Child
Old Man's Child

Interview

Viel wurde gemunkelt über die Zukunft von Old Man’s Child, nachdem deren Mastermind Galder bei Dimmu Borgir eingestiegen ist. Würde die Band überhaupt weiter bestehen? Würde man sich im Sound den Black Metal-Megasellern angleichen? Nun, Old Man’s Child bestehen weiter und ihr neues Album "In Defiance Of Existence" klingt gar nicht mal so sehr nach Shagrath und Co., wie es manch einer vielleicht erwartet hätte. Aber lest selbst, was Galder zu meinen Fragen zu sagen hatte, als ich ihn aus dem Century Media Office per Telefon zugeschaltet hatte.

Old Man's ChildWas hat es mit dem Titel eures neuen Albums „In Defiance Of Existence“ auf sich, was soviel bedeutet wie „in Herausforderung der Existenz“?

Wir hatten seit „In The Shades Of Life“ schon mehrere Titel, die in diese Richtung gingen. Dieses Mal war es aber sehr schwer für mich, einen guten Albumnamen zu finden. Also habe ich die ganzen Lyrics durchsucht und musste eine Stelle auswählen, die zum Album passt. Allerdings kann man den Titel auf vielerlei Weisen verstehen. Die Leute sollen sich einfach die Texte durchlesen und ihn für sich interpretieren.

Zuerst sollte das Album „Infidel“ heißen. Warum ist es nicht dabei geblieben?

Dieser Titel stammte von jemandem aus dem Bandumfeld. Mit dieser Person hatten wir dann aber Probleme, weswegen wir seine Idee auch nicht verwenden wollten. Deswegen mussten wir uns ja auch so beeilen, um einen neuen Namen zu finden.

Du hattest schon die Texte angesprochen. Haben sich eure Themen in irgendeiner Weise verändert oder sind sie immer noch dieselben wie auf den vorherigen Alben?

Ich glaube, wir können diesen eingeschlagenen Weg, was die Texte angeht, gar nicht verlassen. Es geht darum, Religionen zu unterdrücken. Darüber haben wir schon immer geschrieben und das wird auch indirekt erwartet. Das kommt irgendwie natürlich aus uns heraus und dafür haben Old Man’s Child schon immer gestanden.

Aber gehen einem nicht mit der Zeit die Ideen aus, wenn man immer wieder über dasselbe Thema schreibt? Ich meine, es muss doch immer schwerer werden, neue, noch nicht verwendete Aspekte zu finden.

Natürlich. Ich schreibe ja auch nicht nur über das. Es gibt auch einige wenige Ausflüge in andere Themengebiete. Aber über das oben schon genannte kann ich nun mal am besten meine Gedanken zu Papier bringen. Ich weiß nicht, vielleicht habe ich ja auch ein großes Problem mit dem Leben, weil ich nur über so etwas schreibe. (lacht)

Dann hätten aber sehr viele Menschen in dieser Szene ein großes Problem mit dem Leben. Kommen wir mal auf die Musik zu sprechen. Wo liegen in deinen Augen die Hauptunterschiede zum Vorgänger?

Der größte Unterschied ist in meinen Augen der Sound. Aber wenn ich mal alle Alben hinzuziehe, dann sind diese beiden Alben die, die sich am ähnlichsten sind. „In Defiance Of Existence“ ist vielleicht etwas abwechslungsreicher als „Revelation 666“ und geht etwas mehr nach vorne, weil es etwas rauher ist. Vor allem im Bereich der Vocals.

Stimmt. Ich hatte mich auch von vornherein auf mehr Ähnlichkeiten mit Dimmu vorbereitet. Aber so vehement, wie einige es befürchtet hatten, ist es gar nicht.

Das würde ich auch sagen. „Revelation 666“ war da näher an Dimmu Borgir dran, denke ich. Das klang mehr nach der „Enthroned Darkness Triumphant“. Unser neues Album verarbeitet in meinen Augen Einflüsse von vielen Bands, wie z.B. von Slayer oder Dissection. Der erste Keyboardteil ist natürlich typisch Dimmu, aber „In Defiance Of Existence“ vereint viele verschiedene Elemente.

Aber es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass Dimmu Borgir Old Man’s Child beeinflussen und auch andersherum, oder?

Das Album jetzt wäre, denke ich, auch genauso ausgefallen, wenn ich nicht bei Dimmu eingestiegen wäre, denn der Großteil war schon geschrieben, bevor das passiert ist. Aber in Zukunft wird das natürlich so sein, dass wir etwas von ihnen übernehmen und sie etwas von uns. Das ist ganz natürlich.

Auf welcher der beiden Bands liegt jetzt eigentlich dein Hauptaugenmerk? Es gab Gerüchte, dass OMC deinen Einstieg bei Dimmu nicht überleben würden.

Old Man’s Child werden auf jeden Fall weiterhin bestehen. Ich muss ja auch noch zwei Alben abliefern, um den Vertrag zu erfüllen. Anderweitig verhält es sich so, dass OMC oberste Priorität genießen, wenn ich für sie ein Album aufnehme, und Dimmu, wenn dort eine neue Scheibe ansteht. Eigentlich sind zwei Bands gar keine so große Belastung, wie ich es mir am Anfang ausgemalt und befürchtet habe. Damit fertig zu werden, ist kein Problem. Außerdem gehe ich ja auch keiner regulären Arbeit mehr nach, weswegen die Zeit für die Musik vollkommen ausreicht. Das ist schon ganz gut so.

Wie sieht es dann mit Liveplänen aus? Soweit ich mich erinnern kann, haben Old Man’s Child schon lange keine größeren Touren oder ähnliches mehr gespielt.

Ja, das stimmt. Das ist schon ziemlich lange her. Aber das wird sich auch mit diesem Album nicht ändern. In der Vergangenheit habe ich so viele Touren mit dem falschen Line-up gemacht, weswegen am Ende immer alles nicht zufriedenstellend war. Wenn es eine Tour geben sollte, müssten es verdammt gute Musiker sein, die alle Songs spielen können. Aber professionelle Musiker anzuheuern, wäre sehr teuer. Wenn sich jedoch eine solche Möglichkeit in Zukunft ergeben sollte, werden wir sie natürlich nutzen.

Line-up ist ein gutes Stichwort. In der Vergangenheit gab es da immer Probleme. Ist dort jetzt etwas mehr Stabilität eingekehrt? Wenn man auf den letzten vier Alben vier verschiedene Drummer hatte, kann man ja nicht unbedingt von einem funktionierenden Bandgefüge reden.

Nein, diese Stabilität gibt es auch jetzt nicht. Nichts ist sicher. Aber irgendwie habe ich diese Tatsache in den letzten Jahren akzeptieren gelernt. Im Prinzip muss dieser ständige Wechsel ja auch nichts Schlechtes sein, denn man bekommt auf jedem neuen Album frischen Input. Ich schreibe alle Musik selbst. Wenn ich also jedesmal mit demselben Line-up in dasselbe Studio gehen würde, würde es irgendwann verdammt langweilig werden.

Das heißt dann im Prinzip, dass es quasi unmöglich ist, dass Nick Barker auch auf dem nächsten Album hinter der Schießbude sitzt?

Das kann schon sein. Ich sage es mal so: Ich erwarte es nicht. Aber das kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen. Auf jeden Fall wird es schwer für seinen etwaigen Nachfolger, in Nicks Fußstapfen zu treten.

Etwa, weil sie aufgrund seines Gewichtes so tief sind? 😉 Spaß beiseite! Das Studio habt ihr auch gewechselt und seid vom Abyss ins Studio Fredman gegangen. Warum?

Das war bei Old Man’s Child schon immer so. Jedes Album ist in einem anderen Studio entstanden als sein Vorgänger, um die Sache interessant zu halten. Ich suche immer nach dem perfekten Sound und ich muss sagen, dass dieses jetzt das beste Studio war, in dem ich bisher gewesen bin. Vielleicht gehe ich ja beim nächsten Mal wieder dorthin und breche diese Kette. Wer weiß?!

Frederik Nordström ist ein renommierter Produzent. Warum hat er nur als Engineer fungiert und du hast die Produktion selbst gemacht?

Wenn du ein Album produzierst, musst du mit vielen Ideen daherkommen. Wenn ich ins Studio gehe, ist die Musik schon fertig geschrieben und alle Ideen in ihr stammen von mir. Deswegen halte ich das bei der Produktion genauso und habe bisher alle OMC-Alben selbst produziert.

Klingt einleuchtend. Lass uns mal über etwas generellere Dinge reden. Was muss ein Song in deinen Augen haben, damit es ein Black Metal-Song ist?

Erstmal muss er natürlich satanisch sein. Die Texte sind vielleicht das wichtigste Element. Aber heutzutage zu versuchen, Black Metal zu kategorisieren, ist verdammt hart, da es viele verschiedene Stile im Black Metal gibt. Es gibt aber einige Bands, die, wie OMC auch, viele Elemente des Thrash und Death Metal mit in ihre Musik einfließen lassen. Wenn jeder Black Metal spielen würde, wie er anfangs gedacht war, dann würden alle nach Venom klingen. Wenn aber jeder Old-School-Black Metal spielen würde, wäre das verdammt langweilig auf die Dauer. Deswegen halte ich diese große Verschiedenartigkeit für gut. Aber natürlich musst du auch mental im Black Metal verwurzelt sein und wissen, worum es geht. Du kannst nicht christlich sein und gleichzeitig Black Metal spielen.

Du spielst bei Dimmu Borgir und Old Man’s Child in zwei sehr bekannten Black Metal-Bands und stehst somit auch ein wenig an der Spitze dieser Musikrichtung. Wohin geht ihre Entwicklung in deinen Augen?

Sie entwickelt sich definitiv. Ob das jetzt generell gut oder schlecht ist, kann ich nicht beurteilen. Ich kann das nur für mich beurteilen und ich finde das gut, denn ich hätte nie die ganze Zeit dieselbe Musik machen wollen. Das wird langweilig. Ich glaube, es wird auf eine Verschmelzung der alten, extremen Metalstile, Black Metal, Thrash Metal und Death Metal hinauslaufen, da in den anderen auch viel Böses zu finden ist. Die Hauptsache ist, dass Black Metal satanisch und böse bleibt. Satan sagt aber nicht, dass es dann genau dieser Stil sein muss. (lacht)

Einer der Hauptangriffspunkte bei Dimmu und OMC ist mit Sicherheit ihr kommerzielles Potential. Was antwortest du jemandem, der dich samt deiner Bands des Sellouts beschuldigt?

Ich sage, dass das, was er von sich gibt, total dumm und bescheuert ist. Wir machen immer noch genau das, was wir am Anfang auch gemacht haben. Du wirst als Musiker, der Black Metal spielt, nie Millionär werden. Das ist also alles dummes Geschwätz. Außerdem ist einfach keine Herausforderung für mich, die ganze Zeit nur Old-School-Black Metal zu spielen. Dieses einfache Riffing langweilt nach einer gewissen Zeit einfach. Trotzdem machen wir keine kommerzielle Musik. Das weiß ich, denn ich würde nie in kommerziellen Bands spielen.

Die Labels werden ja meist im gleichen Atemzuge mit angegriffen. Dimmu sind bei Nuclear Blast unter Vertrag, OMC bei Century Media. Du stehst also in Kontakt mit zwei der größten Metallabels weltweit. Inwieweit unterscheidet oder gleicht sich ihre Arbeit?

Mit Nuclear Blast habe ich gar nicht so viel zu tun, weil dafür eher Silenoz und Shagrath zuständig sind. Ich habe mit Century Media genug Labelkontakt. Sie haben bei den letzten beiden Alben einen exzellenten Job gemacht und mich gut behandelt. Das letzte Album hat jetzt schon drei Jahre auf dem Buckel. Normalerweise wird erwartet, dass man jedes Jahr ein Album raushaut. Sie haben mir aber keinen Druck gemacht oder mich in irgendeiner Weise gedrängt. Das gefällt mir.

Verständlich. Dann bedanke ich mich für deine Geduld und überlasse dir die letzten Worte an die deutschen Fans von Old Man’s Child.

Ich hoffe inständig, dass wir es irgendwann schaffen werden, mal wieder durch Deutschland zu touren, da es einer der besten Plätze zum Spielen ist. Aber wir müssen abwarten und sehen, was kommt.

23.01.2003

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