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Ende gut, alles gut - Interview mit Keyboarder Lari Sorvo zum Album "Katharsis"

Interview

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Das finnische Sextett SHEAR mag unter den ganzen Female-Fronted-Bands den Status eines Geheimtipps innehaben, aber diesen Status haben sie mit ihrem aktuellen Album „Katharsis“ noch weiter ausgebaut. Das Album überzeugt mit einer Vielzahl großartiger Songs, und wo andere Bands seichte Poppigkeit einbauen, stehen SHEAR für progressive Heavyness. Wir sprachen mit Keyboarder Lari Sorvo über „Katharsis“, der uns den Bandnamen näher erläutert und noch völlig elektrisiert vom Album-Release-Gig in Helsinki ist.

 

Wir haben kürzlich unsere Release-Show in Helsinki gespielt. Wir waren wirklich aufgeregt, gleichzeitig aber auch sehr nervös. Es war ja das erste Mal, dass wir die Songs live und vor Publikum gespielt haben, und wir wollten natürlich die Songs so gut wie möglich klingen lassen. Am Ende haben wir es ganz gut und mit vergleichsweise wenig gravierenden Fehlern über die Bühne gebracht, und die Leute schienen es gemocht zu haben, also sind wir ziemlich zufrieden.

Was ist das erste, woran Du beim neuen Album denken musst?

Das ist eine äußerst schwierige Frage, weil mir gleich eine ganze Menge Sachen einfallen, wenn ich an ein erst kürzlich veröffentlichtes Album denke. Vielleicht ist mein erster Gedanke Zufriedenheit darüber, ein Album wie „Katharsis“ aufgenommen zu haben. Wir sind alle sehr angetan vom Ergebnis. Verglichen mit unserem ersten Album „Breaking The Stillness“ ist dies doch ein großer Schritt nach vorn. Ich mag wirklich alle Tracks auf dem Album, und die Produktion ist von der technischen Seite auch besser. Insgesamt klingen wir auf „Katharsis“ als Band besser. Nicht falsch verstehen, ich mag unser Debüt immer noch, aber unser neues Album ist noch besser.

Ihr habt ein Videotagebuch aus dem Studio veröffentlicht, aber bislang fehlt noch der Teil mit den Gesangsaufnahmen. Was kannst Du uns vorab darüber erzählen?

Stimmt! Wir haben noch ein paar Sequenzen unseres Studioaufenthaltes auf Video, und das werden wir auch noch veröffentlichen. Leider haben wir nicht so viele Szenen während der Gesangsaufnahmen mitgeschnitten, weil wir durch den nahenden Veröffentlichungstermin einen ziemlich engen Zeitplan hatten und dann das Filmen mehr oder weniger vergessen haben. Trotzdem haben wir die Aufnahmen des Gesangs sehr konzentriert und im Zeitplan durchgezogen. Das aber nur, weil wir teilweise erst tief in der Nacht und nach zwölf Stunden Arbeit oder mehr aus dem Studio gekommen sind.

Die meisten Instrumente habt Ihr unter der Leitung Eures Gitarristen Mikael Grönroos selbst aufgenommen, aber für die Gesangsaufnahmen seid Ihr zu Matias Kupiainen (Gitarrist von STRATOVARIUS) ins 5by5 Studio gegangen. Warum habt Ihr diese Konstellation gewählt?

Die meisten Instrumente können ziemlich einfach zu Hause aufgenommen werden, aber Schlagzeug und Gesang sind ein bisschen kniffliger und benötigen ein richtiges Studio, um sie bestmöglich aufzunehmen. Zunächst hatten wir geplant, Matias nur für das Abmischen des Albums einzuspannen, aber durch Probleme in unserem Zeitplan haben wir die Gesangsspuren bei ihm im 5by5 Studio aufgenommen. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber, denn die Vocals klingen auf „Katharsis“ einfach supergut. Und durch das Abmischen von Matias klingt das Album noch besser.

„Katharsis“ ist nicht nur der Titel des Albums, sondern auch des instrumentalen Openers. Gleichzeitg ist es ein bedeutungsschwerer Titel für ein Album. Worum geht’s?

Den Albumtitel hatten wir schon in einem vergleichsweise frühren Stadium des Schreib- und Produktionsprozesses von „Katharsis“ gewählt. Als Alexa (Leroux, Vocals – der Red.) mit ihren Texten begonnen hatte, merkten wir, dass viele davon von ähnlichen Dingen handelten. Die Thematik dreht sich häufig um negative Gefühle, wie die Personen damit umgehen und sie letztlich überwinden. Alexa hatte dann die Idee zum Albumtitel, und wir waren damit sofort einverstanden. Es ist wirklich ein äußerst passender Titel. Wir wollten keinen der richtigen Tracks so nennen, und deshalb haben wir dem einleitenden Instrumental diesen Titel gegeben.

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Heutzutage ähneln sich ja viele Coverabbildungen wie ein photogeshopptes Ei dem anderen. Das Artwork für „Katharsis“ sticht da heraus. Wen habt Ihr dafür engagieren können, und wie wurden Eure Wünsche umgesetzt?

Danke, wir sind auch sehr angetan vom Artwork. Es wurde von Remko Tielemans (TEXTURES) angefertigt. Einige aus der Band sind schon seit langem Fans von der Musik als auch von der visuellen Umsetzung von TEXTURES, also haben wir Remko angesprochen, ob er es nicht das Artwork für unser Album anfertigen könnte. Wir haben ihm dann das generelle textliche Konzept erläutert und ihn einfach machen lassen. Ich denke, es ist gut geworden. Jedenfalls könnten wir kaum glücklicher mit dem Ergebnis sein.

Ihr habt drei Gitarristen in der Band, von denen einer, Mr. Silver Ots, sich notgedrungen den Bass umschnallen muss. Wie kommt er mit der Konstellation zurecht – sieht er das Ganze als Herausforderung, oder fühlt er sich eher ins Abseits gedrängt?

Es ist tatsächlich eine sehr große Herausforderung, dass wir gleich drei vollwertige Gitarristen in der Band haben, von denen einer den Bass übernehmen muss. Silver scheint aber sehr glücklich mit der derzeitigen Konstellation zu sein, denn er spielt wirklich gern Bass. Bei SHEAR benutzt er die Gitarre beim Komponieren. In der Kommunikation untereinander hat es aber auch Vorteile, da die drei wie Gitarristen denken und sich in dieser Hinsicht auch verstehen.

Natürlich steht Alexa in der ersten Reihe, aber jeder von Euch spielt in der Band eine wichtige Rolle. Gibt es trotzdem eine Art Leader in Eurer Band?

Ich glaube, diesbezüglich sind wir eine sehr ungewöhnliche Band, dass wir nicht einen oder zwei Anführer haben. Jeder von uns hat seine Stärken, und diese versuchen wir so weit es geht einzubringen. Wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam, da wir gut miteinander auskommen. Das Komponieren ist auch gut auf die Bandmitglieder aufgeteilt, da fünf der sechs Mitglieder aktiv mitmachen.

Wie würdest Du Deine Bandkollegen charakterisieren?

Ich würde sagen, dass meine Bandkollegen auch meine besten Freunde sind. Das ist wirklich großartig, weil wir dadurch nicht nur eine gute Stimmung in der Band haben, sondern auch unsere gemeinsame Passion zusammen ausleben können. Ich weiß, dass das nicht in allen Bands der Fall ist. Viele Leute, die ich kenne, spielen zusammen in einer Band, aber gehen sich in ihrer Freizeit aus dem Weg. Natürlich ist das völlig in Ordnung, aber ich finde es wirklich wunderbar, dass wir so viel gemeinsam haben, dass wir auch über unsere musikalischen Abenteuer hinaus die freie Zeit miteinander verbringen.

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Seit Bandgründung im Jahr 2008 habt Ihr noch keine 30 Konzerte gespielt. Welchen Stellenwert hat das Touren für Euch?

Eigentlich mögen wir es live zu spielen. Es ist richtig, dass wir bislang noch nicht so häufig live gespielt haben, aber das liegt eher an der extrem umkämpften Musikszene hier oben. Finnland ist ein vergleichsweise kleines Land, und es gibt nur begrenzte Möglichkeiten, hier aufzutreten. Wenn wir häufiger spielen wollten, müssten wir außerhalb von Finnland auftreten, und das ist nicht ganz einfach für eine eher unbekannte Band, wie wir es sind. Wir würden aber selbstverständlich häufiger auftreten und hoffen, dass sich uns in der nahen Zukunft die Gelegenheit bietet, als Supportact in Europa auf Tour zu gehen.

Ihr standet 2011 auf dem Summer Breeze in der Endausscheidung für den New Blood Award. Ihr habt zwar nicht gewonnen, aber seitdem immerhin zwei Alben veröffentlicht. Denkst Du noch häufig an diesen Auftritt zurück?

Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern. Zu dieser Zeit hatten wir unser Debütalbum noch nicht veröffentlicht, und ein Auftritt vor solch einem großen Publikum war verdammt großartig. Wir haben zwar nicht gewonnen und nach der Verkündung der Siegerband war ich enttäuscht, aber das hat mich nicht allzu lange beschäftigt. Immerhin sind wir durch diese Show mit unserem jetzigen Label Lifeforce Records in Kontakt gekommen, und dadurch, dass wir den Vertrag unterzeichnet haben, hatte das Ganze doch noch ein positives Ende.

Worum geht es eigentlich bei Eurem Bandnamen SHEAR? Ehrlich gesagt muss ich immer daran denken …

Haha, ich mag dieses Bild wirklich sehr! Wir haben nach einem einfachen Namen gesucht, den man sich gut einprägen kann. Als uns jemand den Namen SHEAR vorgeschlagen hat, waren wir alle sofort einverstanden damit, weil der Name gut zur Band passt. Übrigens bedeutet er nicht nur das Scheren von Schafen, sondern auch generell das Schneiden mit einem scharfen Gegenstand.

Alles klar! Danke für das Interview!

Der Dank geht zurück! Ich hoffe, dass wir bald ein paar Shows in Deutschland spielen können!

Galerie mit 5 Bildern: Shear - Summer Breeze 2011
25.04.2014

- Dreaming in Red -

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